Der Wald der Könige
leichthin.
»Oh.«
Sie blickte aus dem Fenster hinaus auf den Rasen, der nach dem Frühlingsregen noch ein wenig aufgeweicht wirkte. »Mein Mann ist über unser Verwandtschaftsverhältnis im Bilde.«
»Mag sein. Aber man braucht es trotzdem nicht an die große Glocke zu hängen. Geheimnisse haben auch etwas für sich«, erwiderte Seagull, der es schließlich wissen musste.
»Mr. Martell ist gerade nicht da. Er hätte Sie sicher gern begrüßt.«
»Nun«, sagte der Schmuggler, »ganz sicher werde ich bald das Vergnügen haben, ihm die Hand zu schütteln.« Fanny verstand nicht, was er mit dieser Bemerkung meinte.
Seagull verabschiedete sich. Eine halbe Stunde später fand Mr. Gilpin zu seiner Freude eine Flasche des besten Brandy vor seiner Hintertür.
»Sie waren alle da, Mr. Grockleton. Hast du das gesehen? Die Morants und die Burrards und noch viele andere Familien aus Dorset.« Abgesehen von ihrer eigenen Hochzeit – Mrs. Grockleton war so klug, das auch zu erwähnen –, war es der glücklichste Tag ihres Lebens gewesen. Und nichts, nein überhaupt nichts reichte an den Moment heran, als Fanny und Wyndham Martell, mit denen die Zollinspektorsgattin gerade beisammen stand, Sir Harry Burrard zu sich gerufen hatten. Dieser war lächelnd näher gekommen, und Fanny hatte schlicht und freundlich gesagt: »Mrs. Grockleton, bestimmt kennen Sie Sir Harry Burrard. Mrs.
Grockleton ist eine sehr gute Freundin, Harry.« Und ohne dass sie selbst sich dessen bewusst gewesen wäre, waren das genau die Worte, auf die Mrs. Grockleton schon ihr ganzes Leben wartete.
Für die meisten Gäste jedoch war Mr. Martells Ansprache der Höhepunkt des Tages.
»Ich weiß, dass viele von Ihnen sich fragen«, begann er, »ob ich beabsichtige, das letzte Mitglied der Familie Albion aus dem New Forest zu entführen. Doch ich versichere Ihnen, dass das nicht der Fall ist. Auch wenn die Geschäfte uns in nächster Zeit nach Dorset, Kent und auch nach London führen werden, habe ich vor, mein neues Haus Albion zu bauen.« Dieses sollte jedoch nicht an der alten Stelle mitten im Wald stehen, sondern auf einer großen Lichtung südlich von Oakley, und über einen Park mit Meerblick verfügen.
Die Pläne für ein prächtiges Anwesen im griechisch-römischen Stil waren schon in Arbeit. »Und um zu zeigen, dass wir über der neuen Ordnung nicht die alte vergessen haben«, verkündete er vergnügt, »haben wir beschlossen, es Albion Park zu nennen.«
1804
Es war ein warmer Juliabend, und in Buckler’s Hard stand alles bereit.
In den letzten drei Tagen war es besonders hoch hergegangen. Mehr als zweihundert zusätzliche Arbeitskräfte, Takler genannt, waren aus der Marinewerft in Portsmouth eingetroffen, um beim Stapellauf zu helfen. Die Männer hatten rings um die Werft ihr Lager aufgeschlagen.
Der morgige Stapellauf würde der größte werden, den man je hier erlebt hatte. Man erwartete an die dreitausend Zuschauer. Der Adel und wichtige Persönlichkeiten aus London würden zugegen sein. Denn morgen sollte die Swiftsure zu Wasser gelassen werden.
Es war eins der größten Schiffe – es verfügte über vierundsiebzig Kanonen, selbst die Agamemnon hatte nur vierundsechzig besessen –, das je auf dieser Werft gebaut worden war. Das siebzehnhundertundvierundzwanzig Tonnen schwere Schiff ragte hoch über das Dock hinaus. Die Familie Adams würde mehr als fünfunddreißigtausend Pfund dafür bekommen.
In Buckler’s Hard wurde emsig gearbeitet. Der alte Henry Adams führte mit seinen einundneunzig Jahren zwar noch immer die Oberaufsicht, doch den Großteil der Pflichten hatte er inzwischen seinen beiden Söhnen übertragen. In den letzten drei Jahren hatten sie drei Handelsschiffe und eine Ketsch fertig gestellt. Außerdem drei Briggs mit sechzehn Kanonen und zwei Fregatten mit sechsunddreißig Kanonen, von denen die zweite, die Euryalus, gleichzeitig mit der Swiftsure entstanden war. An drei weiteren Briggs mit je zwölf Kanonen wurde gerade gearbeitet. Die Werft war so überlastet, dass die Adams häufig den Zeitplan nicht einhalten konnten, weshalb die Gewinne hinter den Erwartungen zurückblieben. Doch die Fertigstellung der gewaltigen Swiftsure war allemal ein Grund zum Feiern.
Und dieser Ansicht war auch Puckle. Er zimmerte an der Swiftsure, seit der Kiel gelegt worden war.
Davor hatte er lange Jahre im Exil zugebracht. Aber er war nicht müßig gewesen. Seagull hatte dem alten Mr. Adams einen diskreten Hinweis gegeben,
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