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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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da kann ich Euch nicht helfen«, sagte sie.
    »Hast du so etwas schon einmal getan?«
    »Nein.«
    »Könntest du es?«
    »Ich würde es nicht einmal versuchen.« Die Frau schüttelte den Kopf. »Solche Dinge geschehen nur, wenn die Zeit reif dafür ist.« Sie musterte Adela ernst. »Ihr solltet auf der Hut sein. Wenn Ihr jemandem Gutes oder Böses wünscht, wird der Wunsch dreifach auf Euch zurückfallen.«
    »Ist das eine Hexenweisheit?«
    »Ja.« Die Frau wartete ab und sprach dann ein wenig freundlicher weiter. »Doch ich sehe, dass Ihr Kummer habt. Möchtet Ihr mir nicht davon erzählen?«
    Also schilderte Adela ihr die ganze Situation. Sie erklärte, wie es um Martell und seine Gemahlin stand, berichtete von der Szene, die sie beobachtet hatte, und schilderte Lady Mauds verabscheuungswürdige Charakterfehler, ihre Verlogenheit und dass sie ihren Gatten betrog.
    »Und Ihr glaubt, Ihr wäret eine bessere Frau für ihn?«
    »Oh, ja. Und deshalb wäre es das Beste für alle, wenn seine Frau stürbe.«
    »Das ist Eure Ansicht, mein Kind. Ich sehe, Ihr habt Euch darüber Gedanken gemacht.«
    »Und inzwischen weiß ich, dass ich Recht habe«, erwiderte Adela.
    Puckles Frau seufzte auf, sagte aber nichts. Stattdessen schaukelte sie auf ihrem Stuhl hin und her, während die Katze den Kopf hob, Adela forschend musterte und dann wieder einschlief. »Vielleicht kann ich Euch helfen«, meinte Puckles Frau schließlich.
    »Kannst du etwas tun? Oder die Zukunft voraussagen?«
    »Mag sein.« Die Frau hielt inne. »Aber sie könnte anders aussehen, als Euch lieb ist.«
    »Ich habe nichts zu verlieren«, entgegnete Adela schlicht.
    Puckles Frau nickte nachdenklich, stand auf und ging nach draußen. Nach einer Weile kehrte sie zurück, nahm aber nicht wieder Platz. »Bei der Hexerei, wie Ihr sie nennt«, sprach sie leise, »geht es nicht darum, jemanden mit einem Zauberspruch zu belegen. Es ist viel mehr als das. Also« – sie wies auf ihren Stuhl – »setzt Euch dorthin und beruhigt Euch.« Mit diesen Worten begann sie, leise vor sich hinsummend, in einer Truhe am anderen Ende des Raumes herumzukramen. Währenddessen hatte sich die Katze erhoben und sich neben der Truhe niedergelassen, wo sie, nach einem weiteren bedeutungsvollen Blick auf Adela, erneut einschlief.
    Wenig später fing Puckles Frau an, einige Gegenstände auf dem Boden vor dem Stuhl auszulegen. Adela sah einen kleinen Kelch, eine winzige Schale mit Salz, eine andere mit Wasser, einen Teller, der offenbar Haferplätzchen enthielt, einen Stab, einen zierlichen Dolch und ein oder zwei weitere Dinge, die sie nicht erkannte. Während die Frau noch damit beschäftigt war, erschien Puckle in der Tür und reichte ihr den Zweig einer Eiche. Sie nahm ihn mit einem Nicken entgegen und legte ihn neben die übrigen Sachen. Als sie fertig war, setzte sie sich auf den Schemel und schwieg eine Weile. Offenbar dachte sie nach. Es wurde ganz still im Raum.
    Dann griff die Frau nach dem Teller mit den Haferplätzchen und hielt ihn Adela hin. »Nehmt eines.«
    »Ist etwas Besonderes an diesen Plätzchen? Enthalten sie ein Zaubermittel?«, fragte Adela lächelnd.
    »Mutterkorn«, erwiderte die Hexe. »Das gewinnt man aus Getreide. Manche brauen auch einen Trank aus getrockneten Pilzen oder Kröten, aber Mutterkorn wirkt am besten.«
    Adela aß das Plätzchen, das nicht außergewöhnlich schmeckte. Dennoch war sie ängstlich und aufgeregt.
    »Nun, mein Kind«, sagte Puckles Frau schließlich. »Ich möchte, dass Ihr still sitzen bleibt und beide Füße auf den Boden stellt. Legt die Hände in den Schoß und haltet Euch ganz gerade.« Adela gehorchte. »Nun«, fuhr die Hexe freundlich fort, »atmet Ihr dreimal ganz langsam ein und lasst Euch beim Ausatmen viel Zeit. Ich will, dass Ihr Euch so gut wie möglich entspannt. Könnt Ihr das für mich tun?«
    Adela folgte der Aufforderung. Obwohl sie weiterhin nervös war, fühlte sie die Anspannung aus ihrem Körper weichen und begann unwillkürlich zu kichern. »Entführst du mich jetzt in das Königreich der Zauberei – in eine andere Welt?«, fragte sie.
    Die Hexe betrachtete nur ruhig den Boden. »Wie oben, so unten«, murmelte sie. »Das Königreich der Zauberei ist die Welt zwischen den Welten.« Dann blickte sie wieder auf und sagte: »Ich möchte, dass Ihr Euch vorstellt, Ihr wäret ein Baum. Von Euren Füßen aus wachsen Wurzeln in die Erde. Könnt Ihr Euch das vorstellen?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Gut.« Sie hielt einen

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