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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Bruchteil davon drang durch die schmutzigen Scheiben des einzigen Fensters in der alten Küche hinten am Haus. Er blieb jedoch am Fenster stehen und nahm die helle Düsternis in sich auf.
    Zu sehen gab es nicht viel. Die Küche ragte als Erker hinten aus dem Haus hervor. Das Fenster lag an der Seitenwand und blickte über einen gepflasterten Hof voll Mülltonnen auf einen zweiten, etwa zehn Meter entfernten Erker. In jener Wand war eine Tür, und nun gab es doch etwas zu sehen. Die Tür öffnete sich einen Spalt, es kam jedoch niemand heraus. Dann kam eine Gestalt um die Hausecke, sah nach rechts, nach links und wieder nach rechts wie ein braver Junge vor dem Überqueren der Straße und eilte dann weiter auf die Tür zu.
    Es war Jimmy Howard. Im Eingang blieb er stehen. Es war zu weit weg und zu dunkel, um zu erkennen, wer im Haus stand, und Howard blockierte sowieso die Sicht. Doch Wield hatte den Eindruck, daß ein weißgekleideter Arm ihm etwas reichte, das Howard nahm und in die Tasche gleiten ließ. Dann schloß sich die Tür, und Howard verschwand eiligen Schritts.
    Nun legte Wield auch einen Zahn zu. Mit seinem guten Gedächtnis hatte er sich jeden Teil von Wanwood House, durch den er schon einmal gekommen war, automatisch eingeprägt. Eine abgeschlossene Tür kostete ihn einige Minuten, weil er einen Umweg machen mußte, aber er war noch immer schnell genug, um rechtzeitig den Korridor zu erreichen, der zu den Laboren führte. Er sah eine weißgekleidete Gestalt hinter einer Tür am anderen Ende verschwinden. Es war die schöne Assistentin Jane Ambler.
    Die eine Hälfte des Rätsels war also gelöst. Wield drehte sich um und ging den Weg zurück, den er gekommen war, bog aber, bevor er wieder in der Hinterküche war, zum Büro von TecSec ab. Als er an einem Fenster vorbeikam, das auf den Mitarbeiterparkplatz ging, sah er Howard, wie er in einen alten Escort einstieg und wegfuhr.
    Obwohl er wußte, daß Wield ihm auf den Fersen war, fuhr der Trottel noch immer selbst zur Arbeit. Vielleicht bildete er sich ein, daß sie einen Handel abgeschlossen hätten. Wenn dem so war, würde er bald feststellen müssen, daß es damit aus und vorbei war.
    Wield ging zu seinem eigenen Fahrzeug und griff nach dem Mikrophon seines Funkgeräts.
    » DS Wield«, sagte er. »Ich hab etwas zu tun für euch, falls ihr einen Wagen in der Nähe der Westverbindung habt.« Er machte die nötigen Angaben zu Howards Auto und Nummer, die er sich notiert hatte, als er herausfinden wollte, wie es um die Fahrerlaubnis des ehemaligen Polizisten bestellt war. Privat konnte ein Gedächtnis, das nichts vergaß, manchmal wirklich lästig sein, aber im Beruf war es immens nützlich.
    »Ich vermute, der Fahrer ist zur Zeit nicht im Besitz eines Führerscheins«, sagte er. »Ich hätte gern, daß er einen Strafzettel bekommt und festgehalten wird, bis ich komme. Aber nicht meinen Namen erwähnen. Ach ja, er war übrigens mal bei uns und wird wahrscheinlich um Vergünstigungen bitten. Kommt nicht in Frage, O. K.?«
    Als er sich aus seinem Overall schälte, kam Patten aus dem Haus auf ihn zu.
    »Glück gehabt?« sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Bei den Akten. Irgendwelche verschollenen Leichen oder Knochen gefunden?«
    »Noch nicht. Aber wir suchen weiter.«
    »Wäre nichts für mich«, sagte Patten. »Tschüs!«
    Er lächelte, was seine Narbe in Falten warf und kehrte ins Haus zurück.
    Warum ist er so glücklich darüber, daß ich meine Zeit in dem dreckigen Keller verbringe? fragte sich Wield. Vielleicht wußte Jimmy Howard die Antwort.
    Er machte sich auf den Weg, um es herauszufinden.
    Im Präsidium begrüßte ihn Charley Slocum, der für die Untersuchungshaft zuständige Beamte, ohne große Begeisterung.
    »Ja, wir haben ihn. Er spuckt große Töne und fragt nach dir. Er scheint sich einzubilden, du könntest ihn rausholen. Ich hoffe, daß du ihm den Zahn ziehst, Wieldy. Solltet ihr mal wieder etwas Raffiniertes eingefädelt haben, hättet ihr ihn besser ganz für euch behalten. Nun ist er im System, und das bedeutet, Kuhhandel ist nicht.«
    »Schon gut, Charley. Hast du eine Liste seiner Sachen?«
    Er sah sie durch. Alles legal.
    Er sagte: »Wo steht sein Auto?«
    »Hinten.«
    »Hast du einen Augenblick? Ich brauche einen Zeugen.«
    Sie gingen zu dem Ford Escort. Wield öffnete die Fahrertür und griff in das Handschuhfach und in die Türfächer.
    Nichts außer dem üblichen Sortiment von Karten, Staubtüchern und Krimskrams. Er hielt inne, dann

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