Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
bückte er sich und hob die Gummimatte an.
    Ein kleiner weißer Umschlag.
    »Was ist denn das?« fragte Charley Slocum.
    »Woher soll ich das wissen?« sagte Wield, nahm den Umschlag an einer Ecke auf und ließ ihn in eine Tüte für Beweismaterial fallen. »Aber wenn du Howard zu mir rollen würdest, werd ich ihn fragen.«

Sieben
    N achdem Wield den Schwarzen Bullen verlassen hatte, saßen Dalziel und Pascoe noch eine Weile schweigend beisammen.
    »Noch ein Glas, Sir?« wagte Pascoe schließlich zu fragen.
    »Ich glaube nicht«, sagte der Dicke. »Wenn es reicht, dann reicht es.«
    Das war, als hätte Gott seine Pause am vierten Schöpfungstag eingelegt.
    »Kann ich das auf Band haben?« sagte Pascoe.
    Dalziel runzelte die Stirn und sagte: »Hast du nichts zu tun?«
    »Ich wollte ins Krankenhaus. Mal sehen, wie es um Wendy Walker steht. Und ich vermute, daß Ellie dort ist.«
    »Ja. Ich hoffe, daß sie nicht so blöd ist, sich Vorwürfe zu machen. Es bringt nichts, wenn man sich Vorwürfe macht.«
    »Noch weiß niemand, ob überhaupt jemand Grund hat, sich Vorwürfe zu machen«, sagte Pascoe.
    »Oh, es gibt immer was, Junge. Es gibt immer was«, sagte Dalziel. »Zieh Leine und schau nach, wie es ihr geht. Beiden.«
    »Was machen Sie jetzt, Sir?«
    »Ich fang dort an, wo ich hätte anfangen sollen«, sagte Dalziel. »Beim Verbrechen.«
    »Sie meinen, bei den Knochen?«
    »Nein, Junge. Ob die überhaupt mit einem Verbrechen in Zusammenhang stehen, weiß ich noch immer nicht. Nein, es geht um Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Bedrohung. Das sind die Straftaten, von denen wir was wissen. Ich hab mich nicht darum gekümmert, weil –«
    »Weil Sie, zumindest potentiell, einen viel gravierenderen Fall auf dem Teller hatten«, warf Pascoe ein. »Und weil ALBA keine Anzeige erstatten wollte.«
    »– weil ich andere Fische zu braten hatte«, sagte er. »Ich hätte nur drauf achten sollen, daß ich sie vorher entgräte. Aber was soll’s, bei einer Gräte im Hals kann man nur eins tun …«
    »Und was?«
    »Einen tüchtigen Happen nehmen, ihn fest kauen und dann runterschlucken!«
    Pascoe unterdrückte ein Lächeln, bis er im Freien war, dann holte ihn sein schlechtes Gewissen ein.
    Zur eigenen Verteidigung sagte er sich beim Wegfahren, daß selbst jemand mit einem anderen Beruf sich vielleicht seinen Spaß daraus gemacht hätte, Dalziels Bild auseinanderzunehmen. Oder hat mich der Aufenthalt in den Umkleideräumen der Polizei tatsächlich merklich ordinärer gemacht? Einen Punkt für Ellie.
    Aber nicht jetzt, dachte er, als er sie im Wartezimmer des Krankenhauses sah.
    »Unverändert?«
    »Sie soll nicht mehr ganz so tief im Koma liegen«, sagte sie, »aber niemand macht eine Prognose.«
    »Du kennst doch die Ärzte«, warf Pascoe ein. »Die verraten dir noch nicht einmal die Uhrzeit, für den Fall, daß du sie anzeigst. Hör mal, mein Schatz, du kannst nichts dafür, für nichts von dem, was sich hier abspielt.«
    »Ich hätte nie die Verbindung zu Cap herstellen dürfen. Oder dir gegenüber schweigen. Ich hätte sie zum Reden bringen müssen, als sie mich besucht hat, aber …«
    »Aber ich bin in die Küche gekommen.«
    »Nein! Dir wollte ich keinen Vorwurf machen, diesmal nicht. Sonst ja fast immer, aber dieses Mal nicht.« Sie schaffte es, ihn anzulächeln. »Mir ging die ganze Zeit im Kopf herum, daß wir auf dem Weg ins Bett waren und daß es nun aus damit wäre. Und ich hatte mich auf den gemeinsamen Abend zu Hause gefreut, und der war auch hin. Alles wegen der verdammten Wendy Walker!«
    »Und nun hast du Schuldgefühle. Ohne überhaupt zu wissen, was sich abgespielt hat. Daß Wendy bewußtlos da oben liegt, hat vielleicht, ja, sehr wahrscheinlich, nichts mit dir oder ihrem Bruder zu tun, wenn du mich fragst. Also laß uns abwarten, ja? Aber wir brauchen ja nicht hier zu warten. Wer ist oben bei ihr?«
    »Dennis Seymour.«
    »Gut. Das heißt, wenn es etwas Neues gibt, sind wir die ersten, die es erfahren. Laß uns heimgehen.«
    Sie sagte zögernd. »Du hast recht, ich weiß es … Aber hättest du etwas dagegen, wenn ich noch eine kleine Weile hierbleibe? Ich will sagen, würdest du Rosie abholen? Entschuldige. Ich bin egoistisch. Ich weiß, daß du Arbeit hast …«
    »Nichts, was nicht drei oder vier Beamte in einem Monat locker erledigen könnten«, sagte er. »Natürlich hole ich Rosie von der Schule ab. Wie ist es dir übrigens bei Miss Martindale ergangen?«
    »Gut. Na ja, sozusagen.

Weitere Kostenlose Bücher