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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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haben Sie denn dort zu suchen?«
    »Sind Sie es, Studholme?« fragte er.
    »Nun seien Sie kein Esel, Mann. Hier spricht Leutnant …«
    Und eine Stimme hinter ihm sagte gleichzeitig: »Will mich da jemand sprechen? Diese verdammten Lampen!«
    Einen Augenblick kam es Peters desorientiertem Verstand vor, als käme die Stimme vom Feldbett. Dann traf der Strahl einer Taschenlampe seine Augen, und der Major fuhr fort: »Tut mir leid. Das passiert häufig, wenn einer dieser Supermarktgiganten die Lieferstraße hinter dem Haus entlangfährt. Manchmal hat man das Gefühl, als würde der ganze verdammte Bau zusammenkrachen. Das Licht dürfte gleich wieder angehen … ach ja, da hätten wir’s.«
    Die Pseudo-Öllampen flackerten wieder auf. Peter Pascoe blinzelte und warf dann einen Blick auf die Schaufensterpuppe auf dem Bett. Sie lag da, das Buch, wo er es hingelegt hatte.
    Studholme sagte leise: »Rufen Sie um Hilfe?«
    »Was?« Da sah er, daß er noch immer den Telefonhörer in der Hand hielt. »Ich dachte, es hätte geklingelt …«
    »Tut es manchmal«, sagte der Major. »So ein kleiner batteriebetriebener Zufallsgenerator, den ich zusammengebastelt habe. Bringt was für die Atmosphäre. Da zuckt man ganz schön zusammen, kann ich Ihnen sagen. Oje! War das Ihre Entscheidung, oder hat Ihre Großmutter die Sache selbst in die Hand genommen?«
    Pascoe folgte seinem Blick und sah, daß er die Urne vom Tisch gestoßen haben mußte, als er nach dem Hörer angelte. Dort, wo sie auf dem Boden gelandet war, hatte sie sich geöffnet, und man sah eine Aschenspur an der Stelle, wo sie einige Zentimeter gerollt war.
    Pascoe legte den Hörer auf.
    »Mit dem Schicksal kann man nicht streiten«, sagte er und bemühte sich um Beherrschung. Er nahm die Urne auf und verteilte die Asche in den Ecken des Unterstands, wo sie sich, wie von Studholme vorausgesagt, so gut einfügte, daß sie nicht wahrnehmbar war.
    Er hatte das Gefühl, daß er etwas sagen sollte. Aber was? Es würde entweder schnodderig rauskommen oder pseudoreligiös, was noch schlimmer wäre. Zu guter Letzt genügte ihm der Gedanke: Da gehst du hin, Ada. Diese Welt war eine ziemliche Enttäuschung für dich. Ich hoffe, daß die nächste nichts zu wünschen übrigläßt.
    Es war eine Erleichterung, wieder im Erdgeschoß zu sein.
    Studholme fragte: »Haben Sie Ihre Telefonnummer dabei? Ich geh mal das Archiv durch und sehe, ob ich etwas über Ihren Großvater im Regiment finden kann, wenn Sie wollen. Oder wollen Sie das alles vielleicht lieber hinter sich lassen?«
    »Nein, es würde mich interessieren«, sagte Peter Pascoe und holte eine Visitenkarte hervor. »Und danke für Ihre Hilfsbereitschaft.«
    »Ist mir ein Vergnügen. Auf Wiedersehen, Mr. Pascoe.«
    Er streckte ihm die linke Hand hin. Einen Augenblick kam es zu einer gewissen Verlegenheit, weil Pascoe unwillkürlich mit seiner Rechten danach griff. Um seinen Irrtum zu überspielen, fragte er: »Übrigens, diese Pistole. Sie war doch nicht geladen, oder?«
    Studholme antwortete: »Eines hat mein Vater mir beigebracht, und das ist, daß man nie eine geladene Pistole auf jemanden richten sollte, wenn man nicht die feste Absicht hat zu schießen.«
    Erst als Pascoe im Auto saß und wegfuhr, ging ihm auf, daß seine Frage unbeantwortet geblieben war.

Zehn
    1 982 war ein entscheidendes Jahr für die Konservativen, sowohl auf nationaler Ebene als auch in Mid-Yorkshire.
    Zu Jahresbeginn hatte man den Eindruck, als würde Margaret Thatcher ihr Amt als Premierministerin noch weniger beherrschen als Richard Nixon die Grundbegriffe der Demokratie, während Amanda Pitt-Evenlode, geborene Marvell, entschlossen schien, für mindestens die nächsten vierzig Jahre Vizepräsidentin (Veranstaltungen) der Conservative Association von Mid-Yorkshire zu bleiben.
    Dann kam es zum Falkland-Krieg. Niemals zuvor (oder zumindest nicht seit dem Trojanischen Krieg) waren so viele so weit gegangen, um für ein albernes Weibsbild so viel zu opfern. Die Auswirkungen des Kriegs auf das Geschick der Regierung des Vereinigten Königreichs sind allgemein bekannt.
    Seine Auswirkungen auf das Leben Amanda Pitt-Evenlodes sind weniger bekannt.
    Worauf alles hinausläuft: Am 12. Juni 1982 wurde sie radikal.
    Merkwürdigerweise wurde ihr Gesinnungswechsel nicht dadurch ausgelöst, daß ihr einziger Sohn, Oberleutnant Piers Pitt-Evenlode von den Yorkshire Fusiliers, im Kampf verschollen war und für tot gehalten wurde. Das war am 7. Juni und haute sie

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