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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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unterbrach ihn Peter. »Vielleicht nicht, als Sie gekommen sind, aber jetzt … und doch wollten Sie gehen, ohne etwas gesagt zu haben. Warum?«
    »Wegen des Gesichts, das Sie gemacht haben, als Sie den Namen auf der Liste gelesen haben. Sie haben wie ein Mensch ausgesehen, der in sein eigenes Grab blickt. Ich hatte das Gefühl, daß es vielleicht besser sei …«
    »Besser, schlimmer, das haben wir längst hinter uns«, sagte Peter scharf. »Nun rücken Sie schon mit der Sprache heraus.«
    »In Ordnung. Wie ich schon sagte, erinnerte mich der Name an etwas. Ihr Name, Pascoe. Ich bin die Regimentsregister durchgegangen, habe diese Fotos da gefunden. Sah Ihr Gesicht. Zufall – der Name, die Ähnlichkeit? Möglich. Ich mußte das Bild sehen, das Sie haben. Das war der Beweis, aber das hat es nicht erklärt.«
    »Der Beweis wofür, um Gottes willen?«
    »Der Mann mit Ihrem Gesicht und Ihrem Namen kam 1917 in Ypern ums Leben.«
    »Aber Sie haben doch gesagt, daß sein Name nicht auf der Gefallenenliste zu finden ist?«
    »Ja. Er starb nicht im Kampf.«
    Studholme holte tief Luft und fixierte Pascoe, ohne zu blinzeln, mit seinem einen Auge.
    Er sagte: »Feldwebel Peter Pascoe wurde wegen Feigheit vor dem Feind vor ein Kriegsgericht gestellt. Er wurde für schuldig befunden und im November 1917 im Ypernbogen standrechtlich erschossen. Mr. Pascoe, ist alles in Ordnung?«

Vierzehn
    D er erste, den Ellie erblickte, als sie zur Party kam, war Andy Dalziel, ein Glas in der einen Hand und in der anderen einen Theologieprofessor, dem er etwas aus dem kanonischen Recht zu erklären schien.
    Bei Ellies Anblick lockerte er seinen Griff und rief: »Hallo! Ist Young Woodley wieder zurück?«
    »Gesund und munter. Was machen Sie denn hier?«
    Gekränkt zerknitterte sich das Gesicht des Dicken, so daß es wie eine Störung auf einem 25-Zoll-Bildschirm aussah, und er wandte sich hilfeheischend zu seinem Nachbarn. Der gute Professor hastete allerdings bereits zur Bar, hatte er doch das Wirken der göttlichen Vorsehung sogleich erkannt.
    Seines Publikums beraubt, funktionierte Dalziels Gesicht wieder normal. Er sagte: »Ich wurde eingeladen. Und wo steckt er?«
    »Beim Babysitten. Wer hat Sie eingeladen?«
    Es ging sie nichts an, aber wie immer hatte Dalziel bei ihr die bewaffnete Gegenwehr ausgelöst.
    »Freundin«, sagte er vage. »Aber morgen kommt er doch wohl?«
    »Das hängt wahrscheinlich davon ab, wann ich heimkomme.«
    »So eine Veranstaltung ist das hier also? Sag mir Bescheid, wenn die Marihuanaplätzchen verteilt werden, damit ich abhauen kann.«
    »Aus Diplomatie?« sagte Ellie wagemutig.
    »Um Verstärkung zu holen«, sagte Dalziel. Dann hellte sich sein Gesicht auf, und er sagte: »Da bist du ja, meine Liebe. Ich dachte schon, du hättest die Flucht vor mir ergriffen. Du kennst Ellie Pascoe.«
    Ellie drehte sich um und sah Mandy Marvell näherkommen. Sie blickte noch einmal Dalziel an, wobei sie versuchte, ihre Überraschung zu verbergen. Dann dachte sie, ich versuche doch nicht etwa, seine Gefühle zu schonen?, und zeigte ihre Überraschung.
    Amanda sagte: »Ja. Hallo, Ellie.«
    Dalziel sagte: »Nett, wenn man gemeinsame Freunde hat. Ich dachte, daß noch eine Freundin von euch hier ist, Wendy Walker.«
    Gütiger Gott, dachte Ellie, die sich gerade umgesehen hatte, um Wendy zu suchen. Wie zum Teufel schafft er es immer wieder, den Eindruck zu erwecken, daß er mir eine Wanze angesetzt hat?
    Dalziel, der den Namen nur so dahergesagt hatte, weil er den Übergang vom Bergbau zum Tierschutz nicht nachvollziehen konnte, nahm ihre Reaktion interessiert wahr.
    »Wir haben uns tatsächlich hier verabredet«, sagte Ellie.
    »Verabredet? Steht ihr in Verbindung?«
    »Sie kam heute vorbei. Um sich zu unterhalten. Wir hatten nicht genügend Zeit, und sie sagte, daß wir uns wahrscheinlich heute abend sehen würden.«
    »Ach ja? Ich hätte nicht gedacht, daß so was hier ihr Ding ist«, bohrte Dalziel weiter.
    »Als Bergmannsfrau hat sie mehr Recht, hier zu sein, als die ganzen Trittbrettfahrer, die sich hier rumtreiben«, gab Ellie schwungvoll zurück.
    Dalziels Grinsen gab zu erkennen, daß er den Pfeil wahrgenommen hatte, auch wenn er an ihm abgeprallt war. Er leerte sein Glas und sagte: »Du hast ja recht, Mädel. Hier läutet man nicht Alarm, damit sich die Leute in Bewegung setzen, hier öffnet man einfach nur eine Flasche.«
    Seine Analyse traf es nicht ganz, dachte Ellie, als sie die anderen Gäste musterte. Zwar waren ein

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