Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
daß nicht alles mit rechten Dingen zuging.«
    Batty sagte: »Unkosten klein halten, ja? Bei uns läuft es genauso. Die Kunst des guten Managements besteht darin zu wissen, wann man sagt, es reicht, jetzt ist Schluß.«
    Sein Ton und sein Gehabe waren liebenswürdig und einfühlsam. Warum also, fragte sich Pascoe, werde ich das Gefühl nicht los, daß … er berechnend ist?
    Er sagte: »Ich danke Ihnen trotzdem, daß Sie die Zeit für mich erübrigt haben, Mr. Batty.«
    »Ich bitte Sie. Aber für Sie scheint sich der weite Weg kaum gelohnt zu haben. Die Unterlagen hätten wir Ihnen auch faxen können.«
    »Ach, es ist gut, mal rauszukommen und zu erleben, wie sich die Räder drehen.«
    Während sie so sprachen, war Batty durch die Tür getreten und schritt nun mit Pascoe den Flur hinunter. An der Treppe hielt er inne. Zwei Frauen waren auf dem Weg nach oben, eine kleine, lebhafte Frau Ende Fünfzig, die andere jünger und in Schwesterntracht, nicht unelegant, aber unverwechselbar.
    »Janet«, sagte Batty. »Sag Chief Inspector Pascoe von der Kriminalpolizei guten Tag. Mr. Pascoe, meine Frau Janet.«
    Innehaltend wandte sich die ältere Frau an die junge: »Ich komme in einer Minute nach«, und die Krankenschwester setzte ihren Weg die nächste Treppe hinauf fort, während Mrs. Batty Pascoe mit einem »Erfreut, Sie kennenzulernen« die Hand gab.
    Ihr Händedruck war fest, und der Ton, in dem sie sprach, ebenso, und so fragte sich Pascoe, ob er sich ein leichtes Unbehagen nur einbildete? Wenn ja, handelte es sich wahrscheinlich um nichts weiter als die übliche Kassandra-Reaktion, wenn man einen Polizisten in den eigenen vier Wänden antrifft. Niemand denkt oh, meine Schatzbriefe müssen im Kurs gestiegen sein, wenn ein Polizist vor der Tür steht.
    Aber sie fragte nicht danach, was er hier machte. Hieß das, sie wußte Bescheid? Oder hütete sie sich als gute Geschäftsfrau, eine Frage zu stellen, bevor ihr Mann das Stichwort gab?
    »Es ist hoffentlich niemand krank«, sagte Pascoe und ließ seinen Blick zu der verschwindenden Krankenschwester gleiten.
    »Nein, nein«, sagte Batty. »Wir haben für den Notfall einen Erste-Hilfe-Raum.«
    »Er wird wohl gut mit Medikamenten ausgestattet sein«, sagte Pascoe lächelnd.
    »Was? Ach ja, natürlich. Ich bin in einer Minute bei dir, Liebes.«
    »Auf Wiedersehen, Mr. Pascoe. Nett, Sie kennengelernt zu haben«, sagte Janet Batty.
    Pascoe und Batty setzten ihren Abstieg fort und traten einige Augenblick später wieder ins 20. Jahrhundert.
    »Ich habe den Verdacht, daß dieser Anblick für den ursprünglichen Besitzer ein gewisser Schock wäre«, sagte Pascoe, der von dem Gegensatz zwischen dem, was er soeben hinter sich gelassen hatte, und der chaotischen Gebäudeansammlung, die vor ihnen lag, wie vor den Kopf geschlagen war.
    »Möglich. Andererseits wage ich zu behaupten, daß er auf seine Felder und Herden und Wälder blickte und dachte, das alles gehört mir, dem verdanken wir, ich und meine Familie, unseren Wohlstand – genau so, wie es mir heute geht. Wir Menschen hier oben in Yorkshire sind Pragmatiker, Mr. Pascoe. Sie stammen ursprünglich aus dem Süden, wenn ich richtig gehört habe?«
    Wie um alles auf der Welt willst du denn das gehört haben? fragte sich Pascoe. Nein, man mußte die Frage anders stellen. Er zweifelte nicht daran, daß Batty dasselbe Internet anzapfen konnte, das auch Dalziel in Yorkshire zur Verfügung stand und seiner Allwissenheit in regionalen Fragen zugrunde lag. Interessanter war eigentlich, warum Batty ihn überhaupt überprüft hatte?
    Von einem unwiderstehlichen Teufel geritten, der ihm einflüsterte, Batty zu zeigen, daß sein Informationssystem nicht unfehlbar war, sagte Pascoe: »Ursprünglich? Aus dem Süden? Nein, meine Familie kommt von hier, Mr. Batty. Genau wie Ihre. Meine Großmutter wurde in diesem Dorf geboren, als es diesen Namen noch verdiente. Vielleicht sind Ihnen die Pascoes in der Kirche aufgefallen.«
    Aus irgendeinem Grund schien der Gedanke Batty geradezu zu beleidigen. Er wechselte die Farbe, und seine aufgesetzte gute Laune schmolz dahin wie Schnee auf einem Deich.
    »Nein«, sagte er kurz angebunden. »Ich kann nicht sagen, daß das der Fall ist, aber ich achte nicht sehr auf die Reste der Toten.«
    »Auch dann nicht, wenn Sie auf Ihrer eigenen Schwelle auftauchen?« murmelte Pascoe, der Battys Reaktion sondieren wollte.
    Aber der alte Batty hatte sich wieder gefaßt.
    »Dann am allerwenigsten«, sagte er

Weitere Kostenlose Bücher