Der Wald - ein Nachruf
Zusicherung, ihren Beruf auch weiterhin an den Tieren ausüben zu dürfen, für die Betreuung von Gnadenhöfen einstellen.
Die Auswirkungen für den Wald sind verheerend. Wie ich im benachbarten Nationalpark Eifel feststellen konnte, wurden dort mehrfach Kahlschläge in Nadelwäldern durchgeführt. Das offizielle Ziel lautete, dass die Buche zurückkehren soll. Kleine Buchen brauchen aber nun einmal Schatten, und wenn es keine Elternbäume gibt, so können ersatzweise auch große Fichten diesen Dienst übernehmen. Unter ihrem Schirm wachsen die Sämlinge empor und können eines Tages die benadelten Kollegen ablösen. Mit den Kahlschlägen erlischt aber diese Option. Und weil das Holz auch noch mit schwerstem Gerät geerntet wird, ist anschließend der Boden unwiderruflich geschädigt. In der heißen Sonne verbrennen dann die kleinen Buchen und ihre Wurzeln vertrocknen im verklumpten Erdreich. Das Ziel, einen Buchenurwald zu bekommen, wird so um 100 Jahre zurückgeworfen. Ersetzen Sie die Eifel durch den Harz, den Bayerischen Wald oder Rügen, über all bewirkt die helfende Hand der Förster Schäden an den ihnen anvertrauten Parks. Meine einzige Hoffnung ist, dass langfristig Biologen die grünen Wirtschafter nach ihrer Pensionierung ablösen. Das wären je nach Parkeröffnung noch bis zu 30 Jahre – für Bäume nur ein kurzer Augenblick.
Schutz durch Nutzung?
Müssen es denn wirklich so wenige Schutzgebiete sein? Wäre es nicht viel schöner, wenn die Natur auf der ganzen Waldfläche völlig ungehindert zu ihrem Recht käme? Das geht bei uns nicht mehr, denn dazu sind wir einfach zu viele. Bauholz, Papier oder Brennstoffe müssen irgendwo herkommen, und wenn wir hier bei uns die Bewirtschaftung einstellten, so wüchse der Druck auf fremde Waldflächen, auf deren Hölzer wir dann verstärkt zurückgreifen würden. 33, 34 Genauso argumentiert übrigens die Forstlobby: Für jeden Nationalpark, den wir in Europa ausweisen, wird ein unberührtes Waldgebiet der Tropen erschlossen, um den Ausfall bei der Rohstoffversorgung zu kompensieren. 35 Daher können wir es uns nicht leisten, auch nur einen Quadratkilometer zusätzliche Fläche aus der Nutzung zu nehmen. Ich halte das für vorgeschoben. Denn wenn wir ein neues Schutzgebiet einrichten, so könnten wir unseren immensen Verbrauch etwa an Papier gleichzeitig ein wenig reduzieren. Immerhin sind wir selber für den Naturerhalt bzw. die Naturzerstörung hier bei uns verantwortlich. Verzicht ist nicht populär und das Prinzip der Freiwilligkeit wird uns hier nicht schnell genug weiterbringen. Daher sollte meiner Meinung nach der Holzverbrauch über staatliche Maßnahmen gedrosselt werden. Ein möglicher Schritt wäre der Wegfall von Subventionen für Holzfeuerungen. Warum muss man einen Brennstoff, der ohnehin schon erheblich billiger als Öl oder Gas ist, noch finanziell besserstellen? Oder wie wäre es damit, das Ziel, den Holzverbrauch weiter zu steigern, aufzugeben? Denn die stolze Meldung des Holz-Zentralblatts vom September 2012, dass der Holzverbrauch nun endlich über die von der Bundesregierung und der Holzwirtschaft angepeilten 1,3 Kubikmeter pro Kopf und Jahr angestiegen sei 36 , ließ mir die Haare zu Berge stehen. Umgerechnet bedeutet das nämlich, dass wir schon heute 40 Prozent mehr Holz verbrauchen, als in den heimischen Wäldern nachwächst. Bei einer solchen Politik fällt natürlich jedes neue Schutzgebiet besonders ins Gewicht.
Die Waldbesitzer argumentieren weiter, dass die heimische Forstwirtschaft so vorbildlich sei, dass es gar keiner Stilllegung von Waldgebieten bedarf. Alle Funktionen des Ökosystems seien berücksichtigt und die Rücksichtnahme auf sie würde wegfallen, wenn man Förstern und Sägewerkern Flächen wegnähme. Immer öfter fällt in Fachkreisen der Begriff Segregation. Dieser bezeichnet in diesem Zusammenhang die Trennung von Naturschutz- und Nutzfunktion, also die Aufteilung in Nationalpark hier und Forstwirtschaft da. Sollte das Wirklichkeit werden, so müsse die Allgemeinheit damit rechnen, dass auf den ungeschütz ten Flächen umso rücksichtsloser gearbeitet wird. 37 Eine freche Drohung, wie ich meine, denn die Forstgesetze, die einen schonenden Umgang mit dem Wald vorschreiben, gelten selbstverständlich auch dann noch. Und davon abgesehen wird bereits heute auf einem Niveau gearbeitet, das in meinen Augen nicht mehr viel tiefer sein kann.
Die Lobbyisten plädieren stattdessen für Integration. Die Integration von
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