Der Wald - ein Nachruf
Folgen bis heute sehen. All diese genutzten Parzellen weisen bei den verbliebenen Buchen die typischen Schäden auf, die dem Waldsterben zugerechnet werden.
Die zuständigen Ministerien haben offensichtlich kein Interesse daran, die Ursachen für das Baumsiechtum zu ergründen. Denn die Auswirkungen der Forstwirtschaft werden nicht näher untersucht. Stattdessen beschränkt man sich im Wesentlichen auf die Begutachtung der Baumkronen, um dann das Fazit im jährlichen Waldzustandsbericht zu veröffentlichen. Je nachdem, wie viele Laubblätter oder Nadeln sie tragen, ob Äste absterben oder Verfärbungen von Grün nach Gelb auftreten, ordnet man die Bäume fünf Schadstufen zu. Schon leichte Blattverluste werden dabei als Schaden betrachtet, und wie irreführend das Ergebnis sein kann, mögen zwei Beispiele verdeutlichen. 2011 verkündete das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dass speziell die Buche stark von Schädigungen betroffen sei. Tatsächlich hatte diese Baumart landauf, landab im Sommer besonders wenig Laub an den Zweigen. Ursache war die starke Blüte und die darauf folgende massive Fruchtbildung. Die Zweige waren einfach schon besetzt, sodass vielfach kaum noch Platz für Blätter vorhanden war. Daraus eine Verschlechterung des Gesundheitszustands abzuleiten, halte ich für abenteuerlich. Auch in Trockenjahren wie 2003 und 2011 verlieren viele Bäume Nadeln und Laubblätter, um die Verdunstungsfläche zu reduzieren. Sind sie deshalb krank? Das wäre so, als würden Sie jedes Mal zum Arzt geschickt, wenn Sie Durst haben.
Wirklich alarmierend ist es, wenn oben in der Krone Zweige absterben. Denn diese Triebe sind stets die jüngsten und besonders vital. Verliert der Baum hier an Masse, dann geht es mit ihm bergab. Im Lauf der Jahre wird er immer kleiner, denn die toten Äste brechen im nächsten Sturm herunter. Irgendwann ist der kümmerliche Kronenrest zu klein, um den mächtigen Stamm zu ernähren, und der Baum stirbt.
Um zu diagnostizieren, woran das liegt, müsste die Gesamtsituation analysiert werden. Ist der Boden durch Maschinenbefahrung verdichtet worden oder fällte man kürzlich seine Nachbarn? Diese Faktoren sind einfach zu ermitteln und könnten von den Aufnahmeteams des Ministeriums gleich mit in die Erhebungsbögen eingetragen werden. Ich bin sicher, dass der größte Teil der geschädigten Bäume darunter leidet. Beachtet man die Begleitumstände allerdings nicht, so kann gar keine Beurteilung der Ursachen stattfinden. Das ist schon praktisch, denn nun kann ungeniert die Schuld auf die Landwirtschaft oder die Industrie geschoben werden.
Klimawandel
Während meiner Schulzeit im Gymnasium in Sinzig waren die Umweltzerstörungen durch den Menschen ein häufiges Thema im Erdkundeunterricht. Wie sah die Zukunft der Menschheit aus? Gab es überhaupt eine? Heiß diskutiert wurde die Studie Global 2000, die 1977 vom US-Präsidenten Jimmy Carter in Auftrag gegeben worden war. Darin wurden die Veränderungen bis zum Jahr 2000 skizziert und schenkte man den Experten Glauben, so sah es für die nächsten 20 Jahre pechschwarz aus. Leer gefischte Meere, abgeholzte Regenwälder, verhungernde Menschen, steigende Temperaturen und eine Ausbreitung der Wüsten – das reinste Horrorszenario. Diese Prognosen haben meine Einstellung zur Natur und mein Handeln stark geprägt. Nicht alles ist wie vorhergesagt eingetroffen, aber in der Tendenz hatten die Autoren recht. Nach dem Waldsterben, der Regenwaldvernichtung und den leer gefischten Meeren ist seit einigen Jahren der Klimawandel in den Fokus geraten. Und das finde ich sehr schade. Denn durch den Blick auf dieses Thema schauen wir in eine völlig verkehrte Richtung.
Das muss ich erklären: Auch ich halte den Temperaturanstieg für eine Bedrohung, gegen die etwas unternommen werden sollte. Wenn es tatsächlich durchschnittlich um zwei bis vier Grad wärmer wird, werden wir und unsere Nachkommen diesen Planeten nicht mehr wiedererkennen. Aber alle Maßnahmen, die bisher ergriffen worden sind, heizen das Klima noch weiter auf. Sämtlichen Strategien liegt meiner Meinung nach nämlich ein gewaltiger Denkfehler zugrunde.
Energie wird grundsätzlich gebraucht, um unsere natürlichen Kräfte, unsere Muskelleistung, zu vervielfachen. Pflügten Bauern früher mit Kühen oder Pferden, so konnten sie an einem Vormittag einen Morgen (2 500 Quadratmeter) bearbeiten, dann waren sie und die Zugtiere ermüdet. Moderne Traktoren mit
Weitere Kostenlose Bücher