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Der Wald ist schweigen

Der Wald ist schweigen

Titel: Der Wald ist schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Mustermann
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werfen.«
    »Selbstverständlich, gerne. Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    Nur in meinen Träumen. Manni hofft, dass es ihm gelingt, seine Frustration zu verbergen. »Ein Mann aus Indien hat im Sonnenhof angerufen und nach Darshan gefragt. Ein Herr Chakrabarti. Irgendwelche Ideen, mit wem er gesprochen hat?«
    Keine Ideen, nein. Beide lächeln wie die Ölgötzen.
    »Also gut, befragen wir Laura noch einmal.« Manni merkt, wie gereizt seine Stimme klingt. Er kann es nicht ändern und es ist ihm egal.
    »Nicht ohne ihre Mutter.« Die wasserblauen Augen von Christoph Brandes taxieren die Polizisten mit einem Ausdruck milden Mitleids, als seien sie besonders renitente Schüler. »Außerdem ist sie erkrankt.«
    Sie stehen schon auf dem Parkplatz, als ein Kleinwagen des KK II in halsbrecherischem Tempo vom Serpentinenweg ins Tal brettert und auf sie zujagt. Hinter dem Lenkrad sitzt der Anfänger mit geröteten Wangen und betätigt die Lichthupe wie ein wildgewordener Autobahndrängler. Er hechtet aus dem Auto, schnappt nach Luft und beginnt zu sprechen, noch bevor Manni oder Hans Edling eine Frage stellen können.
    »Dein Handy funktioniert nicht und der Scheißfunk auch nicht, Manni, da hab ich einfach Gummi gegeben, was die Kiste hergibt. Christoph Brandes hat eine Vorstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung. Hat als junger Mann einen Kommilitonen niedergeschlagen, der ihm die Freundin ausgespannt hat. Also richtig niedergeschlagen, der wär fast krepiert.«
    Auf Mannis Gesicht breitet sich ein fettes Grinsen aus. »Weiß Millstätt das schon?«
    »Von dem soll ich schöne Grüße sagen und dir das hier geben.« Der Anfänger klappt seinen dürren Leib in den Wagen und taucht nach kurzer Zeit wieder mit einem Papier in der Hand auf, das er Manni entgegenstreckt. Manni faltet es auseinander und merkt, wie das fette Grinsen noch fetter wird. Ein Haftbefehl.
    *** Es ist dunkel. Die Stille, die sie umfängt, ist wie ein großes Atemanhalten. Sie ist allein. Ihr Kopf tut weh und ihr Hals brennt wie Feuer. Etwas liegt auf ihr, drückt sie nieder. Schwer. Ihre Lippen sind aufgesprungen. Sie leckt mit der Zunge darüber, schmeckt Salz und etwas anderes, bitteres. Auf einmal hat sie unwahrscheinlichen Durst. Also ist sie wohl nicht tot. Aber wo ist sie, was ist mit ihr passiert? Alles, woran sie sich erinnert, ist ein überwältigendes Gefühl von Angst. Die Erinnerung daran verstärkt die quälenden Stiche hinter ihrer Stirn. Jemand hat sie getragen. Jemand hat zu ihr gesprochen, und das hat ihr noch mehr Angst gemacht. Ganz vorsichtig dreht Laura den Kopf zur Seite. Ein Lichtstrahl. Sehr schmal, wie zufällig durch eine Bretterwand gepresst. Jetzt ist er wieder weg. Sie schließt die Augen, wimmert, öffnet sie wieder. Ganz langsam wird die Dunkelheit zu grauen Konturen. Kein Fenster. Enge. Wände, sehr nah, viel zu nah. Eine eckige Erhebung neben ihr, vielleicht eine Bank. Ihr Unterbewusstsein weiß, dass sie schon einmal hier war, aber sie kann sich nicht erinnern, wann. Da ist der Lichtstrahl wieder. Fällt auf etwas, das glänzt. Ein Glas. Wasser, denkt Laura, ganz nah, auf der Bank, und das hilft ihr, sich auf die Seite zu wälzen.
    Das Gewicht auf ihr ist weich und gibt nach. Decken, erkennt sie. Sie streckt die Hand nach dem Glas aus und schaudert. Die Luft ist eisig und steht still, als läge sie in einem Sarg. Knarren. Der Lichtstrahl tanzt von dem Glas weg und wieder darauf zu, als ob sich etwas zwischen seinen Ursprung und den Verschlag, in dem Laura liegt, schiebt. Sie erstarrt, horcht angestrengt. Etwas knarrt, etwas rauscht. Es ist kein menschliches Geräusch. Äste, die sich im Wind bewegen, Baumstämme, Wald, denkt Laura. Ich bin im Wald. Niemand hört mich, niemand sieht mich, niemand wird mich finden. Zitternd greift sie nach dem Glas. Es dauert lange, bis sie es erreicht, und zum Trinken muss sie es mit beiden Händen fassen, so schwach ist sie. Das Wasser schmeckt metallisch, bitter wie ihre Lippen. Sie trinkt trotzdem einen großen Schluck. Sofort wird das Glas unerträglich schwer in ihrer Hand. Sie will noch weitertrinken, denn ihr Durst ist noch lange nicht gelöscht, aber ihre Arme brennen jetzt und zittern immer stärker, sie kann das Glas nicht mehr halten, will es zurück auf die Bank stellen, aber stattdessen gleitet es zwischen ihren Fingern durch und zerbricht, und dann geben auch Lauras Arme nach, knicken einfach unter ihr weg, als seien sie aus Gummi. Ich muss hier weg, denkt Laura,

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