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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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lustig?«, fragte Nick.
    »Ich glaub, die Geschichte hat den Zwillingen einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«
    »Ja. Sie bekommen leicht Angst.« Er rutschte in seinen Schlafsack, bis nur noch der Kopf herausragte. »Weißt du, was cool wäre? Wir sollten aufstehen und hinter ihr Zelt laufen.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Sie würden sich zu Tode erschrecken.«
    »Es ist so kalt da draußen«, sagte Julie. In ihrem Schlafsack war es kuschelig, aber der Gedanke, mit Nick durch den Wald zu rennen, ließ sie vor Aufregung erschaudern.
    »Es würde nur eine Minute dauern«, meinte er. Im flackernden Licht des Feuers wirkte sein Gesichtsausdruck ungeduldig.
    Sie grinste ihn an. »Wir werden Ärger kriegen.«
    »Das macht mir nichts.«
    »Mir auch nicht. Das wäre die Sache wert. Aber wir müssen uns auch um Benny kümmern.«
    »Was ist mit Karens Zelt?«
    »Das können wir uns sparen.«
    »Gut, dann also nur die beiden Zelte.«
    »Genau. Lass uns loslegen.«
    Langsam, als könnte sie jemand beobachten, zogen sie die Reißverschlüsse der Schlafsäcke auf. Julie hatte ein beengtes Gefühl in der Brust. Sie biss die Zähne zusammen, damit ihr Kinn aufhörte zu zittern, und setzte sich auf. Als sie nach ihren Schuhen griff, sah sie, wie Nick die nackten Beine aus dem Schlafsack schwang. Er trug blaue Shorts. Unterwäsche? Nein, eher eine Sporthose. Er würde sich nicht trauen, nur in einer Unterhose durch die Gegend zu laufen. »Du wirst dir den Hintern abfrieren«, flüsterte sie mit bebender Stimme.
    »Du sagst es.« Er drehte sich zu ihr und zog seine Schuhe an.
    Mit einer Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung bemerkte sie, dass die Shorts keinen Schlitz hatten. Julie erwischte sich dabei, wie sie versuchte, etwas durch die Beinausschnitte zu erkennen, und senkte schnell den Blick. Sie konzentrierte sich ganz darauf, die Schuhe anzuziehen,
    »Bereit?«, fragte er.
    Julie nickte. Sie stand auf und spürte die Kälte durch die Kleidung dringen. Als sie am Saum der Jacke zog, sah sie, wie sich ihre Nippel unter dem braunen Stoff abzeichneten. Nick sah es ebenfalls. Er starrte sie an. »Mach doch ein Foto«, sagte sie. »Da hast du länger was von.«
    Nick sah ihr einen Moment lang verblüfft und betroffen in die Augen, dann wandte er sich ab. Er schüttelte den Kopf.
    »Hey«, flüsterte Julie.
    »Lass gut sein, vergessen wir es einfach.« Er kniete sich auf seinen Schlafsack.
    »Komm, jetzt kneif doch nicht.«
    »Es war eine blöde Idee.« Er griff nach hinten, um seine Schuhe auszuziehen.
    Julie drückte seine Schulter. »Komm schon. Es tut mir leid. Es war nicht deine Schuld. Ich bin ein Trottel.«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    »Hey, du kannst mich angucken, so viel du willst. Ich hab dich auch angesehen.«
    »Wirklich?«
    »Klar. Jetzt komm, wir erschrecken sie so, dass sie sich in die Hose scheißen.«
    Die Taschenlampe schien nicht länger durch das Zelt der Zwillinge. Julie hörte niemanden reden. »Hoffentlich schlafen sie noch nicht«, flüsterte sie.
    Nick ging voran und schritt leise über die Lichtung. Sie blieben neben dem Zelt stehen. Er begann, mit den Füßen auf den Boden zu trampeln. Julie machte mit. Schulter an Schulter rannten sie auf der Stelle und zertraten Piniennadeln, Zweige und Zapfen. Durch den Lärm hörte Julie hektisches Geflüster aus dem Zelt.
    Mit hoher, trillernder Stimme rief sie: »Hiiilfe! Biiitte heeelft miiir!«
    Schreie drangen aus dem Zelt.
    Nick schlug sich eine Hand vor den Mund, um ein Kichern zu unterdrücken, und rannte zwischen die Bäume direkt hinter dem Zelt. Er bog nach links, und Julie blieb ihm dicht auf den Fersen. Während sie durch die Dunkelheit lief und die Mädchen immer noch schrien, spürte sie ein Zittern in der Brust, als müsste sie selbst jeden Moment loskreischen. Sie stürmten am Zelt von Nicks Eltern vorbei zur Rückseite des Zelts ihres Vaters.
    »Hiiilfe!«, schrie sie mit schriller Stimme. »Heeelft miiir!«
    Ihre Füße brachen durch das Unterholz.
    »Biiitte heeel…«
    »Alles in Ordnung«, erklang die Stimme ihres Vaters. Dann rief er: »Julie! Das ist nicht lustig!«
    »Es ist Doreeeeen!«, kreischte sie und rannte weiter.
    Als sie zurück zu den Schlafsäcken eilten, schoss Mr. Gordon aus seinem Zelt. »Was soll der Scheiß?«, bellte er.
    Julie sprang auf ihren Schlafsack. Nick machte es ihr nach, lachte und vergrub sich darin.
    »Verdammt nochmal«, sagte Mr. Gordon. »Mach so weiter, Nick, und du bist fällig.« Murmelnd fügte

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