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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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zurück und verließ den Schlafsack. »Puh, ist das kalt«, keuchte er, während er seine Unterhose anzog.
    »Willst du mein Sweatshirt?«
    »Nein, das …«
    »Bitte. Ich möchte nicht, dass du draußen frierst.« Sie zerrte es unter ihrer Schulter hervor und streckte es ihm entgegen. »Du kannst es ja morgen Nacht zurückbringen.«
    »Das ist ein faires Angebot.«
    Während er in das Sweatshirt schlüpfte, richtete sich Karen auf. Die Kälte umfing ihre bis zur Hüfte nackte Haut.
    »Ziemlich eng«, sagte er. Dann beugte er sich vor und umarmte sie. Durch den weichen Stoff spürte sie seine Wärme. »Schlaf gut.« Er küsste sie noch einmal, dann ließ er sie los und kroch durch die Zeltklappe nach draußen.
    Karen kuschelte sich in ihren Schlafsack. Sie hörte seine schnellen Schritte im Laub und stellte sich vor, wie er zu seinem Zelt eilte. Sie war froh, dass er ihr Sweatshirt angenommen hatte. Es war, als ginge ein Teil von ihr mit ihm. Sie fragte sich, ob er es anlassen würde, wenn er in seinem Schlafsack lag. Würde er es tragen und an sie denken?
    Karen rollte sich auf der Seite zusammen, streckte die Arme nach unten und fand die Jogginghose. Sie zog sie unter ihren Beinen hervor. Anstatt sie anzuziehen, stopfte sie die weichen Hosenbeine zwischen ihre Schenkel. Sie brei tete den Stoff über ihren Bauch und die Brüste aus. Er war weich und warm. An ihre Hose geschmiegt schlief sie ein.

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    Scott wachte auf, weil er dringend pinkeln musste. Er lag reglos auf dem Rücken und zwang sich, ein Auge zu öffnen. Das Zelt war in trübes Morgenlicht getaucht. Benny schlief noch. Er atmete tief, und nur seine rote Mütze ragte aus dem Mumienschlafsack hervor.
    Nachdem er aus Karens Zelt zurückgekehrt war, hatte Scott es versäumt, seine Mütze aufzusetzen. Das war ein Fehler gewesen. Sein Kopf war kalt, und die zusammengerollte Jeans, die ihm als Kopfkissen diente, fühlte sich hart an.
    Er rutschte tiefer, bis sein Kopf bedeckt war, und legte eine Hand in den Nacken. Ein dicker, weicher Ärmel berührte sein Gesicht. Karens Sweatshirt. Er schnüffelte daran. Der leichte, frische Geruch erinnerte ihn daran, wie er in ihren Schlafsack gekrochen war, sich an ihre Wärme gedrängt und das Sweatshirt über ihre Brüste gezogen hatte. Er stellte sich vor, wie sie nun, ohne das Sweatshirt, nur in der grauen Jogginghose aussah. Sofort bekam er eine Erektion. Na toll, dachte er.
    Er konzentrierte sich darauf, wie er das Sweatshirt verbergen könnte. Wenn die Kinder es sehen würden … aber Benny schlief noch, und er hörte nichts, was darauf schließen ließ, dass sich in ihrem Lager schon jemand regte. Wenn er jetzt aufstand, könnte er es in seinem Rucksack verstecken, der gleich draußen vor dem Zelt lag. Er könnte es in irgendetwas einwickeln, nur zur Sicherheit. Man konnte schließlich nicht wissen, ob Julie wirklich noch schlief.
    Verdammt, wenn Julie tatsächlich noch schlief, könnte er das Sweatshirt direkt zu Karens Zelt bringen und … nein, zu riskant.
    Scott wollte nicht aus der gemütlichen Wärme heraus. Er könnte einfach dort bleiben. Das Sweatshirt ausziehen, erst einmal unten im Schlafsack lassen und warten, bis die wärmende Sonne über den Grat gestiegen war … Aber das könnte noch eine Stunde dauern. Bis dahin bin ich ausgelaufen!
    Schnell zog er das Sweatshirt aus. Er stopfte es unten in den Schlafsack, zog den Reißverschluss auf und kletterte heraus. Sein Kiefer schmerzte, so fest biss er die Zähne aufeinander. Seltsam, dachte er, dass die Kälte ihn nicht so sehr gestört hatte, als er sich nachts aus dem Zelt geschlichen hatte. Spielt sich alles nur im Kopf ab, sagte er sich. Ja, klar. Fühlt sich aber eher so an, als würde es sich in den Knochen abspielen. Er saß auf der glatten Außenseite des Schlafsacks und rollte seine Jeans auseinander. Dann steckte er die Beine hinein und lehnte sich nach hinten. Als er mit den Schultern die kalte, feuchte Zeltwand berührte, musste er einen Aufschrei unterdrücken. Er zuckte zurück, nahm sein Baumwollhemd und zog es an.
    Dann schnappte er sich seine Wanderschuhe. Frische Socken steckten darin. Er wollte seine Hände zwingen, nicht mehr zu zittern, aber sie gehorchten ihm nicht. Schließlich gelang es ihm, die Socken über die Füße zu streifen. Er schob die Füße in die Schuhe. Die Kälte in den Schuhen, in denen noch die Feuchtigkeit des Schweißes vom Vortag steckte, drang durch die Socken.
    Warum zum Teufel geht jemand freiwillig

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