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Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Titel: Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Tessendorf
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Überheblichkeit. Thorvald bereute seine Entschuldigung bereits.
    Er zeigte auf das Gemälde hinter sich. »Von wem ist das eigentlich?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
    »Konrad«, sagte Luis. Er zeigte in den großen Raum. »Die sind alle von Konrad.«
    »Aber das ist ein Tizian!«, rief Thorvald ungläubig.
    »Konrad ist ein Geheimtipp. Er sagt selber, dass er bald so weit ist, Sachverständigen echte Probleme zu bereiten.«
    »Du meinst, seine Kopien von den Originalen zu unterscheiden?«, lachte Thorvald.
    »Du kennst doch Konrad. Er redet nach wie vor nur, wenn er gefragt wird, hockt den ganzen Tag in seinem Atelier oder auf der Bank davor und arbeitet.«
    Thorvald nickte. »Was sagt Benno dazu?«
    »Hat Konrad sich jemals was sagen lassen?« Luis grinste Thorvald an. »Er ist sehr gefragt, alle wollen ein Gemälde von ihm, oder sagen wir   … von Rembrandt, Breughel oder Liebermann. Er kann jeden Preis verlangen,die zahlen alles. Und vor kurzem sind sogar ein paar Bilder aus seinem Atelier verschwunden.«
    »Echt? Wann?«
    »Vor drei oder vier Wochen, glaube ich.«
    »Und wer war das?«
    »Robert nicht«, lachte Luis. »So viel steht fest. Er hatte ein wasserdichtes Alibi, ein Kurzurlaub im Knast.« Luis lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Vielleicht war‘s ja der alte Ambach«, grinste er.
    »Wie kommst du denn auf den?«
    »Der tut doch alles, um ein Bild zu kriegen, das er sich in den Kopf gesetzt hat.«
    »Aber er bevorzugt Originale.«
    Luis winkte ab. »Die Sache wurde bisher nicht aufgeklärt.« Er betrachtete Thorvald kritisch. »Warum interessieren dich die Bilder auf einmal so?«
    »Ich habe mich immer auch für bildende Kunst interessiert. Aber es gibt keinen besonderen Grund.« Thorvald sah sich um. Der Laden war noch voller geworden. »Hopp – an die Arbeit!«, rief er.
    Luis stand seufzend auf.
    Thorvald stand noch eine Weile vor Konrads Bild, als Olga hereinkam. Er ging auf sie zu, nahm sie am Arm und zog sie nach draußen.
    »Olga!«
    »Du tust mir weh!«, rief sie.
    Er ließ sofort locker. »Benno hat nicht aus dem Fenster gesehen.«
    »Wie? Was meinst du?«
    »Bei deinem Großvater   … Benno hat die ganze Zeit nach links gesehen, und ich dachte, er genießt die schöne Aussicht von Vincents Terrasse.«
    Olga sah ihn fragend an. »Ich verstehe nicht.«
    »In Bennos Wohnung lagen doch jede Menge aufgeschlagene Bücher herum.« Thorvald ging nervös vor Olga auf und ab. »In fast allen war das Bild abgedruckt, das bei deinem Großvater an der Wand hängt. Der Eichenwald. Ein Ruisdael! Es hängt links von der Terrassentür.«
    Olga nickte und zuckte mit den Schultern. »Ja   … und?«
    »Dieses Bild war auch auf einigen Internetseiten zu sehen gewesen, die Benno aufgerufen hatte. Auf den Seiten der Provenienzforscher. Das konnte ich gerade noch sehen, bevor Kirschbaum kam.«
    Olga runzelte die Stirn und dachte eine Weile nach. »Willst du damit sagen, Vincent hat ein verschollenes Bild an der Wand hängen, das er gar nicht haben sollte?«
    »Benno arbeitet doch bereits an der neuen Ausstellung, die sich mit geraubter Kunst befasst. Da ist ihm das Bild untergekommen. Vielleicht ist er nur deshalb zu unserem Hauskonzert gekommen, um zu sehen, ob es tatsächlich beim alten Ambach hängt.«
    »Oder er ist wirklich nur deinetwegen gekommen und hat dann das Bild entdeckt«, überlegte Olga.
    Thorvald seufzte. »Was, wenn Juli auch hinter die Geschichte mit dem Bild gekommen ist?«
    Olga sah ihn wortlos an.
    »Ist ja nur eine Vermutung«, sagte Thorvald schnell.
    »Dann müssen wir mit meinem Großvater reden.«
    »Und der erzählt dir dann, dass er ein Bild hat, das Göring für seine Privatsammlung in Carinhall einem jüdischen Geschäftsmann   … sagen wir
abgekauft
hat? Für zwanzig Reichsmark, gegen Quittung natürlich.« Thorvald lachte kurz auf. »Glaubst du das wirklich?«
    »Vielleicht weiß er es ja gar nicht.«
    »Ein ahnungsloser Vincent Ambach?«, lachte Thorvald. »Du weißt, dass das Unsinn ist.«
    Olga nickte langsam. »Wir sollten mal mit Konrad reden. Der geht bei Vincent ein und aus, und er versteht was von Kunst.«
    Sie nahm Thorvalds Hand und zog ihn mit. »Und zwar jetzt!«
     
    Konrad saß in seinem Atelier auf einem hohen Hocker und betrachtete sein Werk. Eigentlich war es fertig, doch er konnte noch nicht ganz davon lassen. Immer wieder setzte er an, um Schattierungen nachzuarbeiten oder Kontraste durch Kreuzschraffierungen

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