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Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Titel: Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Tessendorf
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tätowierte Masse ist nicht schwer zu finden. Weiß Kirschbaum das alles?«
    »Ja, klar.« Benno nickte zufrieden. »Juli muss irgendwie Wind von dieser ganzen Geschichte bekommen haben.«
    »Ein Mord und ein versuchter Mord wegen eines Bildes?« Thorvald schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Da geht‘s um Millionen!«, rief Benno. »Und du kannst dir nicht vorstellen, was Konrad für ein Theater gemacht hat   …«
    »Hier gibt‘s auch gleich Theater!«
    Eine kräftige Stimme schreckte die beiden Männer auf, die im schwachen Schein der Lampe zusammensaßen. Benno stöhnte und ließ resigniert den Kopf ins Kissen sinken. Thorvald war schnell aufgestanden, um dem Feind auf Augenhöhe zu begegnen.
    Eine stämmige Krankenschwester stand vor ihm. Sie war nicht kleiner als Thorvald. Ehe er reagieren konnte, hatte sie bereits die Weinflasche in der Hand. Mit der anderen Hand griff sie nach seinem Weinglas. Nie hätte er gewagt, zu protestieren oder gar den Wein zurückzuverlangen, ganz egal, wie teuer der Wein war. Und er war sehr teuer. Gott sei Dank hatten sie die Flasche bereits fast ausgetrunken.
    Mit hochgezogenen Schultern und Unschuldsmiene grinste er zu Benno herüber, der sich schlafend gestellt hatte.
    »Grinsen Sie nicht so frech! Was fällt Ihnen ein, hier Alkohol auszuschenken? Dr.   Thalbach ist schwer verletzt. Wollen Sie ihn endgültig umbringen?«
    Thorvald war langsam in Richtung Tür zurückgewichen und öffnete sie schnell. Gleich würde er wieder unter Menschen und in Sicherheit sein.
     
    Olga beschloss, noch einmal zu Julianes Haus zu gehen, um ihre Reisetasche zu holen, die sie dort vergessen hatte.
    An der Stelle am Steilhang, dessen Bäume allesamt von einem Orkan umgerissen worden waren, kam ihr eine alte Frau mit einem riesigen Hund entgegen. Olga blieb wie angewurzelt stehen. Die Frau grüßte freundlich. Olga erwiderte den Gruß nicht. Sie drehte sich um und starrte den beiden nach. Sie zögerte keinen Moment: Das war er. Der schwarze Köter, das nächtliche Ungeheuer, das ihr Leben bedroht hatte. Kein Zweifel. Eigentlich hatte sie immer noch Robert in Verdacht. Deshalb dauerte es eine Weile, ehe sie dieser alten Frau in sicherem Abstand folgte. Sie fragte sich, ob die Alte das kräftige Tier wohl im Griff hatte. Gleichzeitig war sie unendlich erleichtert.Endlich würde sie eine Antwort auf eine der vielen offenen Fragen bekommen.
    Als sie auf der Hauptstraße angelangt waren, verringerte Olga den Abstand. Genau auf Höhe der Bushaltestelle, an der sie wenige Stunden zuvor noch so verzweifelt gehockt hatte, kam eine andere Frau den Berg herab. Sie hob grüßend die Hand.
    »Guten Abend, Frau Sander!«, rief sie der Alten zu. »Noch eine kleine Runde raus? Endlich Regen, was? Da brauchen wir nicht mehr so viel zu gießen.«
    »Frau Sander!«, sagte Olga leise. Sie war so verblüfft, dass sie fast vergaß, der alten Frau und dem Untier weiter zu folgen.
    Drei Häuser vor Julianes Haus bog die Alte links ab und schloss eine Haustür auf. Der Hund warf einen tranigen Blick auf Olga, wie ein demenzkranker Greis, der ihr gestern noch an die Gurgel wollte und heute nicht mehr wusste, wer sie war. Dann schloss sich die Tür.
    Olga griff in ihre Tasche. Aber sie hatte ihr Telefon ja im Haus ihres Vaters liegen lassen. Schnellen Schrittes ging sie weiter. Jetzt konnte sie wieder allein in den Wald gehen. Der Hund lag zufrieden in seinem Körbchen.
     
    Ines nahm den Anruf nach dem zweiten Klingeln über die Freisprechanlage entgegen. Sie war im Wagen ihres Vaters in Richtung Wald unterwegs. »Und, was gibt‘s?«
    Olga saß im Garten ihres Vaters unter dem Sonnenschirm, der jetzt ein Regenschirm war, auf einer Liege. Sie berichtete Ines von ihrer Begegnung mit dem Hund.
    »Das heißt doch, dass Luis   … dass er den Hund auf uns gehetzt hat«, sagte Olga leise.
    »Ja, davon müssen wir jetzt ausgehen. Er hat sich den Hund seiner Mutter ausgeliehen, um euch einzuschüchtern.Du sagtest doch, er sei nur nachts gekommen. Der Hund, meine ich.«
    »Ich weiß nicht mehr, ich glaube schon.«
    »Ja oder nein?«, hakte Ines nach.
    »Ja!… Nein! An dem Tag, als ich Juli gefunden habe, bin ich auf unserem alten Moosbett eingeschlafen   … und der Hund hat mich geweckt.«
    »Da war der Hund bestimmt mit der alten Sander unterwegs, also ganz friedlich«, schloss Ines. »Du musst mit Luis‘ Mutter reden. Am besten gleich! Übrigens   … Anne, meine Kollegin aus Berlin, hat eben

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