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Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Titel: Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Tessendorf
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Elise?«
    »Ich bin es, Frau Himmelreich!«, kam Olga Elise zuvor.
    Als sie den Salon betrat, sah Olga, wie sich Frau Himmelreich von dem Sofa erhob, auf dem auch ihr Großvater saß, eine Decke über die Beine gelegt, ins Leere starrend.
    Als sie Olga entgegenging, hatte Frau Himmelreich wieder ihr neutrales Sekretärinnengesicht aufgesetzt. Doch Olga sah trotzdem die Überraschung, die sich dahinter verbarg. Sie hatte inzwischen gelernt, diese aufgesetzte, lebenslang perfekt eingeübte, nüchterne Geschäftsmäßigkeit, hinter der diese Frau alles andere verbarg, zu durchschauen. Jetzt aber sah Frau Himmelreich ganz anders aus. Ihre Haut war fast durchsichtig, das dezente Make-up konnte ihren inneren Zustand nicht verbergen.
    Olga gab sich jetzt ebenso sachlich und zielorientiert. Denn sie spürte sofort, dass sich ihr Gegenüber schon wieder zwischen sie und ihren Großvater schieben wollte. Diesmal würde Olga sich nicht abwimmeln lassen. Gudrun Himmelreich gab Olga die Hand, ihr Händedruck war schlaff und flüchtig. Und ihre Hand war eiskalt.
    »Warst du auch in der Oper, Olga?«, fragte sie zerstreut. »Thorvald war großartig, wirklich.«
    »Ja, er ist großartig«, erwiderte Olga. »Nein, ich war nicht in der Oper. Warum mussten Sie die Vorstellung früher verlassen, Frau Himmelreich?«
    »Es ging ihm plötzlich sehr schlecht. Er bekam Atemnot. Es wurde so schlimm, dass wir gehen mussten.«
    »Warum ist er nicht im Krankenhaus, wenn es ihm so schlecht geht?«, fragte Olga. »Zumindest zur Beobachtung   …«
    »Papperlapapp!«
    Vincent Ambach richtete sich auf und schob die Decke von seinen Knien.
    »Wer in die Klauen dieser weiß bekittelten Dilettanten gerät, kann sich gleich selbst erschießen.« Er versuchte, sich aufzurichten. »Das geht schneller und ist weniger qualvoll. Die Kassen würden Millionen sparen und diese Verbrecher könnten zum Teufel gehen.«
    Vincent Ambach war aufgestanden und ging ein wenig schwankend auf Olga zu. »Ich freue mich, dich zu sehen, Olga   …«
    »Großvater, du brauchst absolute Ruhe   …«
    »Quatsch!« In diesem Augenblick gaben seine Beine nach. Es sah so aus, als hätte ihm jemand von hinten einen Schlag in die Kniekehlen versetzt.
    »Vincent!« Gudrun Himmelreich ging rasch auf ihn zu, doch sie konnte den Sturz nicht mehr verhindern.
    Olga rührte sich nicht von der Stelle. Zu groß war die Distanz zwischen ihr und ihrem Großvater, als dass sie ihm reflexartig zu Hilfe gekommen wäre. Sie hatte Gudrun Himmelreich den Vortritt gelassen.
    Olga sah, dass er sich den Kopf an der Tischkante angeschlagen hatte. Er blutete aus einer Wunde an der linken Stirnseite. Gudrun Himmelreich richtete ihn wieder auf und Olga begriff, dass sie allein klarkommen würde. Gudrun Himmelreich hob den Kopf und funkelte sie böse an. »Geh jetzt, du machst alles noch schlimmer!«
    »Er braucht einen Arzt«, sagte Olga nur und ging zur Tür.
    Gudrun Himmelreich hatte Vincent ein Taschentuch auf die Wunde gedrückt und beachtete Olga nicht mehr. Nur ihr Großvater sah sie unverwandt an. In seinen Augen blitzte ein Flehen auf, wie Olga es noch nie gesehen hatte.Ein Hilferuf, nur für einen Sekundenbruchteil, an seine Enkelin gerichtet. Vincent Ambach bat um Hilfe. Olga erwiderte den Blick. Und sie brauchte nicht zu nicken, Vincent verstand auch so.
    Ohne sich noch einmal umzuschauen, verließ sie den Salon. Von außen lehnte sie sich an die Tür und schloss einen Moment lang die Augen. Dann löste sie sich langsam von der Tür und schlich lautlos den Gang entlang. Kurz vor der Treppe bemerkte sie das Licht am anderen Ende des Gangs. Die Tür zu einem der ehemaligen Gästezimmer stand offen. Sie hielt inne. Das helle Licht, das durch die halb geöffnete Tür drang, zog Olga an. Die Neugier darauf, was sich hinter der perfekt gestylten Fassade der Sekretärin Himmelreich verbergen mochte, setzte sich durch. Das hier war ihre einzige Chance.
    Das neutrale Gästezimmer hatte sich in ein gemütliches Zuhause verwandelt. Überall lagen Bücher, Olga sah an den Buchdeckeln, dass Gudrun Himmelreich sich für Archäologie interessierte. Sie wollte wissen, wer diese Frau war, die es geschafft hatte, so viel Einfluss auf Vincent Ambach zu haben wie niemand zuvor. Oder ließ ihr Großvater sie nur gewähren, weil er sonst keinen mehr hatte? Weil er alt und schwach geworden war und sich nicht mehr wehren konnte?
    »Nein!«, sagte Olga leise. Das war es nicht. Das passte nicht. Das war nicht ihr

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