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Der Wald wirft schwarze Schatten

Der Wald wirft schwarze Schatten

Titel: Der Wald wirft schwarze Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari F. Braenne
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hoch springen, er schlägt den Bösewichten, die ihn erschießen wollen, die Köpfe ab. Er sammelt Herzen, Goldmünzen und Punkte. Er hat schnell viele Punkte zusammen, denn er ist gut in diesem Spiel. Supergut. Er erreicht den nächsten, dann den übernächsten Level. Er schwingt sein Laserschwert. Da! Und da! Und so! Punkte, Punkte, Punkte!
    Lukas legt die Steuerkonsole weg und läuft schnell wieder nach draußen.
    «Papa! Mir ist so langweilig!»
    Papa antwortet nicht.
    «Können wir zusammen Fußball spielen?»
    «Ich muss das hier erst fertig machen.»
    Lukas schaut ihm eine Weile zu.
    «Und wann bist du fertig?»
    «In ein paar Stunden.»
    «Aber wir wollten doch heute wegfahren!»
    «Wir wollten morgen wegfahren.»
    «Wir machen bestimmt überhaupt gar nie eine Entdeckungsreise!»
    Papa seufzt und schaut ihn wieder an. Lukas läuft zurück zum Haus, geht in sein Zimmer und holt Wolf.
    «Komm.»
    Lukas und Wolf schleichen hinunter ins Erdgeschoss und sehen sich um. Heute keine Lavamonster in Sicht. Sie huschen in die Küche, Lukas öffnet den Schrank und nimmt eine Packung Schokoladenkekse heraus.
    «Darfst du das?», fragt Wolf. Er macht sich immer so viele Sorgen.
    «Nein», sagt Lukas. «Aber weil Papa so dumm ist, bekommt er keine ab.»
    Lukas und Wolf essen Kekse. Jeder drei.
    «Jetzt müssen wir die restlichen verstecken», sagt Lukas. «Wir gehen nämlich auf Entdeckungsreise.»
    «Und wohin?»
    «Wenn man eine Entdeckungsreise macht, weiß man nicht, wo man landet. Was brauchen wir?»
    Lukas schaut in die Küchenschublade. Er findet ein langes und spitzes Messer – das Papa zum Fischeausnehmen benutzt. Er darf es nicht anrühren, das weiß er. Aber Papa ist selbst schuld, so dumm, wie er sich heute benimmt. Außerdem ist das Messer nicht gefährlich, wenn es in einer Scheide steckt. Lukas befestigt das Futteral an seinem Gürtel. Sie durchqueren das Wohnzimmer, schauen aus dem Fenster. Papa gräbt und gräbt, als gäbe es nichts anderes auf der Welt als diese blöden Blumenzwiebeln. Vorsichtig schließt Lukas die Terrassentür und geht in die Diele. Er macht die Haustür auf, schleicht am Briefkasten vorbei und weiter die Hecke entlang.
    «Wo gehen wir hin?», flüstert Wolf.
    «Du wirst schon sehen.»
    «Aber nicht in den Wald, oder?»
    «Warum nicht?»
    «Das dürfen wir nicht. Außerdem ist es gefährlich.»
    «Komm schon», sagt Lukas und klemmt sich Wolf unter den Arm. Er überquert die Straße, läuft hinüber zum Spielplatz und weiter auf dem Trampelpfad durch den Wald.
    Die Schule ist jetzt geschlossen. Es sind Herbstferien, und außer hinten beim Hort ist niemand zu sehen. Er hört die Stimmen der Kinder. Das Wäldchen liegt verlassen da. Aber es ist sehr schön dort. Die Bäume stehen so dicht, dass man die Häuser dahinter nicht sehen kann. Auch nicht den Spielplatz, die Straße oder die Schule. Inzwischen spielen hier nur noch selten Kinder. Jetzt sind der Schulhof und der Spielplatz vom Hort eingezäunt. Seit der böse Mann im vergangenen Jahr hier war, ist das Spielen im Wald verboten.
    «Der Taschenmann.» Wolf schaudert.
    «Sei kein Angsthase», sagt Lukas.
    «Ich habe keine Angst», sagt Wolf bibbernd.
    «Ich auch nicht.»
    «Er könnte wiederkommen. Die Polizei hat ihn nämlich nicht gefunden, hat dein Papa gesagt. Er könnte jetzt hier sein.»
    Lukas sieht sich um, kann aber niemanden entdecken. Zwar überblickt er von hier aus nicht den ganzen Wald, es könnte jemand hinter einem Baum dort drüben stehen, es könnte sich jemand im Gebüsch verstecken. Oder hinter der kaputten Skater-Rampe.
    «Er hat den Jungs an den Pillermann gefasst», sagt Wolf.
    «Ich weiß», sagt Lukas.
    «Und sie mussten seinen Pillermann anfassen. Dann hat er sie in seine riesigen Hosentaschen gesteckt und ist mit ihnen davongelaufen. Und sie mussten in der Tasche liegen, und die hatte ein Loch, sodass sein riesiger Männerpimmel ganz dicht an ihnen dran war.»
    Lukas wird es übel, als er daran denkt.
    «Pfui Teufel.»
    Aber er will sich nicht fürchten. Luke Skywalker fürchtet sich vor nichts.
    «Weißt du was», sagt er, «wir schnappen ihn uns! Und dann killen wir ihn!»
    Er zieht das Messer und schwenkt es.
    «Hiermit schlitzen wir ihn auf! Reißen ihm alle Gedärme raus, alle Innereien!»
    «Und das Herz!»
    «Und das grillen wir dann am Spieß!»
    Auf dem Boden findet Lukas ein liegengebliebenes Springseil. Wenn das kein Glück ist! Er wickelt sich das Ende um die Hand und lässt es durch die Luft

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