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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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Goldmine nichts mehr zu tun; ich habe immer den Anblick eines von meiner Hand getöteten Indianers einem Sack voll Goldstaub vorgezogen.«
    Dieser gemeinsame Haß gegen die Indianer steigerte noch Bois-Rosés Gefühle für Diaz, der ihm schon durch seinen Mut und seine Uneigennützigkeit soviel Achtung eingeflößt hatte.
    »Wir sind im Hafen gescheitert«, fuhr Diaz im Ton bitteren Grolls fort; »und das alles durch die Schuld eines Verräters, den ich Eurer Gerechtigkeit überliefern will – nicht, weil er euch täuschte, sondern weil er das Werkzeug zerstört hat, das in Gottes Hand aus meinem Vaterland ein mächtiges Königreich gemacht hätte.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?« fragte Fabian. »Soll das heißen, daß Cuchillo ...«
    »Dieser Verräter, der zweimal versucht hat, Euch zu ermorden – das erstemal in der Hacienda del Venado, das zweitemal in dem Wald in der Nähe –, er war es, der uns ins Val d'Or führte.«
    »Also Cuchillo hat euch dessen Geheimnis verkauft? Ich war dessen beinahe gewiß; aber Ihr, wißt Ihr es auch genau?«
    »So genau, als ich eines Tages vor Gott erscheinen werde. Der arme Don Estévan hat mir erzählt, wie das Dasein und die Lage des Schatzes zur Kenntnis Cuchillos gekommen sind: dadurch nämlich, daß er seinen Gefährten, der ihn zuerst entdeckt hatte, ermordete. Wenn Ihr nun der Meinung seid, daß der Mann, der Euch zweimal nach dem Leben getrachtet hat, eine exemplarische Strafe verdient, so liegt die Entscheidung darüber in Eurer Hand.« Nachdem Pedro Diaz diese Erklärung gegeben hatte, machte er sich zum Aufbruch bereit.
    »Noch ein Wort!« rief Fabian. »Ist dieser Grauschimmel, der auf dem rechten Vorderfuß strauchelt, schon lange in Cuchillos Besitz?«
    »Länger als zwei Jahre, wie ich ihn habe sagen hören.« Diese letzte Szene war Cuchillo entgangen; die Einfassung von Baumwollstauden war dicht genug, um ihm die Aussicht zu rauben! Aber der Blitz hätte vor seinen Füßen einschlagen können, ohne daß er seine Blicke von dem Goldlager abgewandt hätte, das seine Sinne berauschte. Im Sand kniend kroch er über den mit Goldkieseln bedeckten Boden, die dicht nebeneinander lagen wie die Sterne am Himmelsgewölbe. Die Adern seiner Stirn waren angeschwollen, sein Gesicht mit Schweiß bedeckt; er schien mehr das Opfer irgendeiner Seelenqual als der unumschränkte Herr so großer Reichtümer zu sein – ein Ziel, nach dem seine Phantasie unaufhörlich gestrebt hatte.
    Diaz beendete seine schreckliche Enthüllung gerade in dem Augenblick, als Cuchillo einigermaßen Herr seiner Gefühle geworden war und auf seinem Mantel eine strahlende Pyramide aufzubauen begann.
    »Ach, das ist ein schrecklicher, verderbenbringender Tag«, sagte Fabian, in dessen Herzen der letzte Teil von Diaz' Enthüllung keinen Zweifel mehr zurückgelassen hatte. »Was soll ich mit diesem Mann tun? Sprecht, ihr beide, die ihr wißt, was er mit meinem Adoptivvater getan hat! Pepe, Bois-Rosé, gebt mir Rat, denn meine Kraft und meine Entschlossenheit sind zu Ende; die Aufregung ist zu groß für einen einzigen Tag!«
    »Verdient der feige Hund, der deinen Vater ermordete, etwa mehr Nachsicht als der Edelmann, der deine Mutter getötet hatte, mein Sohn?« antwortete entschlossen der Kanadier.
    »Möge nun Euer Stiefvater oder irgend jemand anderer sein Opfer gewesen sein – dieser Räuber verdient auf jeden Fall den Tod«, fügte Diaz hinzu, indem er sich in den Sattel schwang, »und ich überlasse ihn Eurer Gerechtigkeit.«
    »Ich sehe Euch ungern aufbrechen«, sagte Bois-Rosé zum Abenteurer. »Ein Mann, der wie Ihr der erbitterte Feind der Indianer ist, wäre ein Gefährte gewesen, dessen Gesellschaft ich hochgeschätzt haben würde.«
    »Meine Pflicht ruft mich zum Lager zurück, das ich unter dem Einfluß des bösen Sterns des unglücklichen Don Estévan verlassen habe«, antwortete der Abenteurer; »aber es gibt zwei Dinge, die ich niemals vergessen werde: nämlich das Verfahren edelmütiger Feinde und den Eid, den ich in Eure Hände niedergelegt habe, das Geheimnis dieser unermeßlichen Reichtümer niemandem in der Welt zu offenbaren.«
    Nach diesen Worten entfernte sich der biedere Diaz in größter Eile, indem er über die Mittel nachdachte, sein gegebenes Wort mit der Sorge für die Sicherheit der Expedition zu vereinen, deren Chef vor seinem Tod das Kommando in seine Hände niedergelegt hatte. Die drei Freunde hatten ihn bald aus den Augen verloren.
    Während er sich entfernte, schlug

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