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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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nicht, daß der arme Bois-Rosé hier eine erbärmliche Komödie spielt? Weil er nicht ohne Euch leben kann, so bildet er sich ein, ein junger, glänzender Señor, wie Ihr es in Madrid sein werdet, könnte ein außerordentlich großes Vergnügen darin finden, sein Leben in Gesellschaft eines alten Graubarts, wie er ist, hinzubringen.«
    »Pepe!« rief der Koloß mit donnernder Stimme, indem er sich wie eine Eiche vom Boden aufrichtete.
    »Ich werde trotzdem sprechen«, sagte der Spanier. Dann wandte er sich an Fabian. »Bois-Rosé sollte sich in eine Stadt einschließen, in einem solch steinernen Käfig von einem Haus? Das ist unmöglich! Er will Euch täuschen, ohne sich selbst täuschen zu können! Der Arme! Er weiß recht gut, daß er darüber sterben würde! Wißt Ihr, was er haben muß? Die Unermeßlichkeit vor sich, einen Pfad wie die Sonne zu verfolgen, das heißt, ohne daß ihn etwas aufhält. Er muß für seine weiten Lungen die mit dem Duft der Wildnis erfüllte Luft der Steppe haben, und das Geheul der Indianer muß diese Luft zuweilen durchzittern. Nein, nein«, fuhr der Spanier fort, »der alte Löwe könnte nicht auf der Streu sterben wie ein verschlafenes Murmeltier!«
    »Das ist wahr, das ist wahr!« murmelte seufzend der Kanadier. »Aber seine Hand würde mir doch wenigstens die Augen zudrücken!« Und der Greis ließ in der Bekümmernis seines Herzens das Haupt auf die Brust sinken.
    »Und ich?« rief Pepe aus, von einem stillen Schmerz erfaßt. »Bin ich nicht da? Ich, der ich seit zehn Jahren nicht aufgehört habe, dich wie einen Bruder zu lieben; ich, der ich seit zehn Jahren deine Kämpfe und deine Beschwerden geteilt habe?« Und er schüttelte mit rauhem Druck die Hand des Jägers, die schlaff an seinem Körper herabhing.
    Fabian kam ihm zu Hilfe: »Hört«, sagte er; »hört alle beide! Ich habe meine moralische Kraft zu hoch angeschlagen; ich habe geglaubt, meine Rache und meinen Ehrgeiz nebeneinander befriedigen zu können. Meine Rache ist gestillt, mein Ehrgeiz ist erloschen. Die Nacht und die Einöde haben mir Rat erteilt, und ich habe von einem schrecklichen Beispiel gelernt. Der vornehme Señor ist gekommen, um hier eines ruhmlosen Todes zu sterben; der habgierige Bandit hat sein Grab bei den Schätzen gefunden, nach denen er lüstern strebte. Was ist beiden übriggeblieben?«
    Der Greis richtete die Augen auf Fabian, in denen sich Rührung und angenehme Überraschung spiegelten. Er fing an zu begreifen, ohne daß er doch schon zu hoffen wagte. »Fahre fort!« sagte er mit zitternder Stimme.
    »Der Reichtum«, nahm Fabian das Wort, »hat nur Wert – ich fühle es recht gut – durch den Schweiß, den er gekostet hat; aber um welchen Preis hätte ich ihn wohl erkauft? Ich habe mit dir nicht gelebt, ohne ganz die Weisheit deiner Lehren zu begreifen; dieses Gold könnte ich verabscheuen, denn ich müßte mir sagen, daß ich Blut vergossen habe, um aus dem Nachlaß der Toten Vorteil zu ziehen; ich werde es also nicht anrühren. Meine Kindheit, sagt ihr, ist vom Luxus umgeben gewesen – ich habe es vergessen; ich erinnere mich nur an die Tage meiner harten, an Arbeit reichen Jugend. Ich bin der einzige meines Geschlechts, habe die Freiheit, zu handeln, wie ich will, und habe schon, so jung ich auch noch bin, Tote und Lebende vergessen. Ach, mein Vater, mein Freund, ich bitte euch darum wie um eine Gunst, bei euch in diesen Steppen bleiben zu dürfen, eure Gefahren zu teilen und mich diesem unabhängigen Leben anzuschließen, das kein anderes mir ersetzen könnte. Sage, Bois-Rosé; sage, Pepe – wollt ihr das?«
    »Bei Gott! Ob ich es will?« antwortete der Grenzjäger mit einer Stimme, die er schrecklich zu machen sich bemühte, um seine Aufregung zu verbergen.
    »Und du, mein Vater, du sagst nichts?« fragte sanft der junge Mann.
    Der alte Jäger blieb in der Tat unbeweglich und stumm; unter dem Eindruck einer tief ergreifenden Freude konnte er nur seine Arme öffnen und mit gebrochener Stimme sprechen: »Mein Sohn, mein Fabian! Komm an mein Herz!«
    Und der junge Mann fühlte sich von den Armen des Riesen krampfhaft umschlungen.
    Für Bois-Rosé ging nun ein neues Leben auf. In diesem Augenblick allein fand er das Kind seiner Liebe wieder, um es nicht mehr zu verlassen. Dann hob er ihn von seiner Brust langsam auf seinen nervigen Armen gen Himmel wie einen Neugeborenen, den ein Vater Gott darbietet, und sagte: »O Herr, verzeih mir, aber ich habe nicht die Kraft, ihm abzuraten!«
    »Das

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