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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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bis jetzt zuviel Vertrauen auf meine Kraft und meine Erfahrung gehabt; was haben mir diese Erfahrung und diese Kraft, auf die ich so stolz war, geholfen? Durch meine Unbesonnenheit seid ihr verloren. Fabian, Pepe, werdet ihr mir verzeihen?«
    »Wir wollen später davon sprechen«, antwortete der frühere Grenzjäger. »Deine Waffen sind in deinen Händen zerschmettert worden, wie es in den meinigen ebenfalls geschehen sein würde, und das ist alles. Aber glaubst du denn, daß wir nichts Besseres tun können, als wie Weiber uns etwas vorzujammern oder den Tod wie zwei verwundete Büffel zu erwarten?«
    »Was willst du von einem Jäger hören, dessen Hände jetzt ein Hirsch ohne Gefahr lecken könnte?« antwortete der gedemütigte Kanadier.
    »Es ist offenbar, daß wir von hier nicht vor Einbruch der Nacht entfliehen können; wir werden einen Ausfall auf die Belagerer machen. Fabian wird uns von diesem hohen Posten aus mit seiner Büchse decken. Siehst du, gerade diese kühnen Streiche gelingen immer. Wohlan denn; dort unten, unter diesen Steinen, sind vier Schelme, die wir in ihren Löchern töten müssen. Der Tag ist beinahe ebenso dunkel als die Nacht; wir sind zwei gegen vier, und das ist gewiß hinreichend.«
    Dann wandte er sich an Fabian, der den kühnen Plan Pepes billigte: »Ihr werdet«, fuhr der Spanier fort, »ohne die Schelme auf den Felsen allzusehr aus den Augen zu verlieren und besonders, ohne Euch eine Blöße zu geben, die Taugenichtse in der Ebene überwachen. Wenn diese letzteren uns bemerken und einer von ihnen sich rührt, so schießt auf ihn – wenn nicht... das übrige geht uns an ... Nun Bois-Rosé, das ist ohne Zweifel auch deine Meinung. Wohlan, vorwärts! Wenn der Streich gelungen ist, Don Fabian, so werde ich Euch abholen, und wir wollen dann aufbrechen.«
    Der Kanadier folgte einem Rat, der ihm gerade wegen seiner Tollkühnheit gefiel und den die Dunkelheit nicht unausführbar machte; dann hatte auch Bois-Rosé außer der Rettung seines Sohnes, die er bewerkstelligen mußte, eine bittere Demütigung zu rächen. Ein rascher Blick, den sie zuerst auf die den Felsen gegenüberliegende Ebene warfen, zeigte ihnen, daß nichts um sie her sich verändert hatte; nun ließen sich die beiden Jäger, das Messer zwischen den Zähnen, so rasch vom Gipfel der Pyramide hinabgleiten, daß Fabian glaubte, sie wären eben erst aufgebrochen, während sie doch schon alle beide längs des Schilfs am See hinschlichen.
    Fabian war mehr beschäftigt, ihren Bewegungen zu folgen, und suchte ihr Leben mehr zu decken als sein eigenes; er ließ sich ganz von dem Schauspiel voll schrecklichen Interesses fesseln, das die beiden unerschrockenen Waffengefährten ausführten. Die breiten Steinplatten, die die Indianer bedeckten, blieben so gänzlich ohne Bewegung, als ob sie Leichensteine gewesen wären, die die Toten in ihrem Grab bedeckten. Fabian wurde durch die tiefe Ruhe, die auf dieser Seite herrschte, beruhigt und begleitete mit weniger ängstlichen Augen die Bewegungen des Kanadiers und des Spaniers.
    Beide hatten haltgemacht und schienen sich eine Sekunde lang zu beraten, dann sah er sie leise in das Schilf gehen, mit dem die Ufer des Sees bedeckt waren, und darin verschwinden. Der Sturmwind warf dieses bewegliche Dickicht so heftig hin und her, daß die Bewegung, die durch den Marsch der beiden Jäger hervorgebracht wurde, den Indianern nicht zur Warnung dienen konnte.
    Von der Sorge befreit, seine beiden nun unsichtbar gewordenen Freunde zu überwachen, da die Dunkelheit und die Dichte der Binsen und des Schilfs sie hinreichend beschützten, beruhigte sich Fabian über den Erfolg ihrer kühnen Unternehmung und beeilte sich, seinen Posten am entgegengesetzten Rand der Plattform wieder einzunehmen.
    Es war Zeit. –
    Damit wir jedoch nicht Verwirrung in die Erzählung der beiden gleichzeitigen Handlungen bringen, wollen wir uns einen einzigen Augenblick lang nur mit dem Waldläufer und dem spanischen Jäger beschäftigen.
    Nachdem Fabian sie in dem mit Schilf bedeckten Schlammgrund hatte verschwinden sehen, hatten sie abermals haltgemacht. Ihre Augen konnten den Vorhang von Wasserpflanzen, der sie verbarg, nicht durchdringen, aber sie wußten, daß Fabian vom Gipfel der Anhöhe aus viel weiter sehen konnte. Bei der Dunkelheit des Himmels und unter dem hohen Schilf, dessen grüne Büsche der Wind niederbeugte, schienen die Ufer des Sees gänzlich verlassen.
    »Wenn wir nicht in einer Minute«, sagte der Kanadier,

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