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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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»Fabians Büchse knallen hören, so ist das ein Zeichen, daß die Indianer uns nicht vom Hügel haben herabsteigen sehen; dann werden wir, da sie sich in gleicher Entfernung voneinander und in derselben Linie versteckt haben, uns jeder auf eines ihrer Enden werfen. Erdolche du den letzten, ich werde den ersten unter seinem Stein zerschmettern; was die beiden anderen anlangt, so werden sie, von beiden Seiten angegriffen und über den Tod ihrer Begleiter bestürzt, uns keine große Mühe verursachen.«
    »Ich rechne darauf, caramba!« sagte Pepe.
    Dieser Plan war von schrecklicher Einfachheit. Während einer Minute jedoch, wo der Donner rollte und die Blitze wie feurige Schlangen über die Ebene fuhren und in langen Strahlen durch das Schilf sprühten, waren die beiden Jäger jeden Augenblick darauf gefaßt, den Knall von Fabians Büchse zu hören. Die Ungeduld verzehrte sie, und mit der nervösen, von der Aufregung der Gefahr verursachten Ungeduld verband sich bei Bois-Rosé noch die Beunruhigung, den Schatz seines Lebens, seinen vielgeliebten Fabian, der allein einer schrecklichen Gefahr ausgesetzt war, verlassen zu haben, selbst wo es sich darum handelte, ihn zu retten.
    Vergeblich hatte dieser seit dem kurzen Zeitraum, in dem er seinem Ziehvater Bois-Rosé zurückgegeben war, Proben von einem Mut abgelegt, der in keinem Punkt dem seinigen nachstand; Bois-Rosé sah immer noch, mitten in seinem Leben voll Gefahr, in dem energischen, kräftigen, jungen Mann nur das Kind mit den langen, lockigen Haaren, dessen Schwäche er zwei Jahre hindurch beschützt hatte. Er schauderte bei dem Gedanken, daß der Angstruf Fabians, mit dem er seine Hilfe forderte, vom Gipfel des Hügels bis zu ihm dringen könnte.
    Ein seltsames Getöse hallte wirklich in der Ebene wider. Der Wind pfiff durch die Prärie mit einem Ton, der so traurig war, als ob die Einöde weinte. »Es ist Zeit«, sagte Bois-Rosé, »denn Fabian ist allein ... Vorwärts, Pepe! Du weißt... den ersten und den letzten!«
    Das Schilf bog sich in einem breiten Raum wie unter einem ungestümen Stoß des Südwinds, und die beiden Jäger stürzten wie bengalische Tiger, die sich, ohne zu brüllen, aber ebenso schnell wie schweigsam, mitten aus den Dschungeln auf ihre Beute werfen, in die Ebene hinaus. Mit einer wunderbaren Genauigkeit eines unwillkürlichen Instinkts lief ein jeder der schrecklichen Kämpfer gerade auf seinen Feind zu; Bois-Rosé auf den ersten, Pepe auf den letzten.
    In diesem Augenblick erscholl der wohlbekannte Knall von Fabians Büchse weithin. Bois-Rosé bebte, aber er konnte nicht anhalten; der Knall von Fabians Büchse war allein erschollen, und sie mußten mit ihren Feinden ein Ende machen.
    Der Kanadier verließ sich auf die Kraft seiner Arme und preßte in dem Augenblick, wo der zu spät durch den Widerhall des Bodens gewarnte Indianer einen Versuch machte, durch die enge, freie Spalte herauszuspringen, mit einem Fuß, so schwer wie ein Granitblock, den Körper des Apachen. Den breiten Stein vom Boden aufheben und ihn auf den Wilden niederschmettern lassen, war für Bois-Rosé das Werk eines Augenblicks; dann sprang er auf den zweiten los.
    Pepe hatte seinen Gegner auf andere Weise angegriffen; er hatte sich mit seinem ganzen Leib auf ihn geworfen, und sein mit dem Dolch bewaffneter Arm wühlte eine Sekunde lang unter dem Stein, dann erhob sich der Spanier mit einem Sprung und traf wieder mit Bois-Rosé zusammen.
    »Zertritt das Gewürm, bevor es zischt!« rief Bois-Rosé in dem Augenblick, wo einer von den Indianern sein Bärengeheul ausstieß und zurückweichend von einem Bogen, den er in der Hand hielt, Gebrauch zu machen suchte, während der andere ebenfalls heulend auf Pepe losstürzte.
    Die beiden von einem entgegengesetzten Antrieb fortgerissenen Feinde stießen mächtig aufeinander, aber nicht mit gleichem Erfolg. Der Indianer fiel schwer zu Boden; Pepe stürzte sich auf ihn. Der Apache hatte kaum die Kraft, sich einen Augenblick lang hin und her zu werfen, dann blieb er unbeweglich liegen.
    Während dieser Zeit bückte sich Bois-Rosé, um dem Pfeil auszuweichen, der einige Linien über ihm zischend vorüberflog, und als er sich wieder aufrichtete, war der Indianer schon weit; aber die Schlange hatte, wie er es befürchtet hatte, gezischt. Sein Geheul widerhallte in der Ebene.
    »Schnell, schnell, Pepe; zur Pyramide!« rief Bois-Rosé. Beide nahmen laufend wieder die Richtung nach der Stelle, wo Fabian kaum zehn Minuten lang allein

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