Der Waldläufer
anderer gewesen war als Don Antonio de Mediana, der jüngere Bruder von Fabians Vater.
Er war von einem langen Kreuzzug auf den südlichen Meeren zurückgekehrt, hatte, wie er es dem Senator gesagt hatte, gegen die Unabhängigkeit Mexikos gekämpft und erfuhr nun von der Heirat Dona Luisas mit seinem älteren Bruder. Diese Heirat war doppelt verderblich für ihn. Erstens hatte er Dona Luisa mit der ganzen Leidenschaft der Jugend geliebt; dann hatte infolge einer fast väterlichen Zärtlichkeit sein ältester Bruder, der Graf von Mediana, seiner Mutter versprochen, sich niemals zu verheiraten und Don Antonio die Würden und das Vermögen der Familie zu hinterlassen. Aber das Gerücht seines Todes hatte durch seine lange Abwesenheit Glauben gefunden, und sein ältester Bruder hatte, von seinem Gelübde entbunden, ein altes Geschlecht mit seiner Person nicht aussterben lassen wollen. Er hatte geglaubt, dem Andenken seines Bruders eine feierliche Huldigung darzubringen, wenn er diejenige zu seiner Gemahlin machte, die jener selbst hatte heiraten sollen. Ein Sohn war aus dieser Heirat entsprossen.
Don Antonio erfuhr auf einmal die Vernichtung seiner ehrgeizigen Pläne und den Verlust all seiner Hoffnungen. Im Herzen der Ehrgeizigen ist für die Liebe nur wenig Platz; er hatte darum auch nur das Majorat von Mediana, das er verlor, bedauert; der Wunsch, das Kind verschwinden zu lassen, das ihn sein ganzes Leben hindurch dazu verdammte, nichts als der jüngere Sohn der Familie zu sein, verzehrte jedes andere Rachegefühl.
Da ihm das Kommando einer im südlichen Meer gemachten Prise übertragen war, so hatte er von dem eroberten Schiff nur mit einer geringen Mannschaft Besitz genommen, die ihm vom Befehlshaber der Korvette, auf der er diente, übergeben war. Er hatte keinen Anstand genommen, diese Mannschaft an verschiedenen Landungsorten durch etwa dreißig spanische Abenteurer – verbrecherische Menschen, die er überall angeworben hatte – zu vermehren, und an der Spitze dieser wenig gewissenhaften Menschen war er nach Spanien zurückgekehrt.
Es würde zu weit führen, hier zu erzählen, wie er sich Verbindungen in Elanchove verschafft hatte. Wir nehmen die Erzählung der früheren Ereignisse in dem Augenblick auf, wo er, ganz sicher über das Schweigen Pepes des Schläfers, sich von der Küste entfernte und die Sorge für seinen Nachen den Grenzjägern überließ.
Seitdem sie Witwe war, führte die Gräfin ein noch zurückgezogeneres Leben als früher. Immer mit ihrem Kind eingeschlossen, rief sie ihre dienenden Frauen so selten wie möglich; etwa zur Zeit der Mahlzeiten, die sie auf ihrem Zimmer einnahm.
Zu derselben Stunde, als sich die Szene zwischen Pepe dem Schläfer und dem Unbekannten zutrug – das heißt gegen elf Uhr abends –, war die Gräfin von Mediana wie gewöhnlich in ihrem Schlafzimmer. Dies war ein großes Gemach, in dem die Möbel wie überall im Schloß seit fast einem Jahrhundert nicht erneuert waren und das jenen ernsten Anblick gewährte, der den damaligen Sitten und dem ernsten Charakter der Spanier eigentümlich ist. Eine Lampe, die auf einem Tisch in einer Mauernische brannte, beleuchtete hell nur einen Teil des Zimmers. Das übrige lag im Schatten, und in diesem Halbdunkel konnte man kaum die großen Familienporträts unterscheiden, die von den glühenden Kohlen eines »Brasero« einen tiefen rötlichen Glanz erhielten.
Zwei bis auf den Boden herabreichende Fenster führten auf einen großen Balkon hinaus, der sich nur etwa zwanzig Fuß über der Erde befand. Durch die Fensterscheiben sah man einen dunklen Himmel und die weiße Linie, die Meer und Himmel bei ihrer Vereinigung bildeten.
Die Augen der Gräfin flogen über diese traurige Aussicht mit einem Ausdruck des Nachdenkens und des Gebets, dann richteten sie sich wieder auf die Wiege, in der ihr schlafendes Kind ruhte.
Die Gräfin von Mediana schien kaum dreiundzwanzig Jahre alt zu sein. Von Natur bleich, wie es die Andalusierinnen gewöhnlich sind – sie war in Granada geboren –, erschien sie noch bleicher in dem strengen Trauerkleid der Witwe, das sie trug. Eine leichte senkrechte Falte, die sich zwischen ihren Augenbrauen zu bilden begann, zeugte von einem bedachtsamen Charakter, während ihr anmutsvoll gekräuselter Mund das süßeste Lächeln versprach. Ihre schwarzen, samtfarbigen Augen bestätigten, was der Mund verhieß; nichtsdestoweniger war es leicht, auf ihrer stark gewölbten Stirn und in den Linien ihrer leicht
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