Der Waldläufer
an.
»Sennor Oroche, ich glaube, wir sind ganz fürchterlichen Teufeln entgangen!«
Oroche warf die etwas verwirrten Locken nach hinten und drapirte seinen Mantel in malerische Falten.
»Ich glaube, es wird am besten sein, wenn wir uns so schnell wie möglich davon machen. Es könnte diesen Tigerjägern einfallen, uns doch noch zu tödten, und dann wäre es nicht mehr so leicht wie jetzt, sich noch ein wenig um die Bonanza zu bekümmern.«
»Da habt Ihr allerdings Recht. Daher ist es wohl auch am Besten, wenn wir uns nicht direkt nach dem Lager begeben. Es könnte ihnen wirklich noch einfallen, uns zurückzuholen, und sie würden uns sicherlich erreichen.«
»Was gedenkt Ihr zu thun, Don Baraja.«
»Wir wenden uns in die Berge und warten, bis diese fürchterlichen Jäger den Ort verlassen haben.«
»Das ist allerdings ein sehr guter Gedanke! Ich habe die Ansicht, daß sie die Bonanza nicht vollständig zu räumen vermögen, und wenn wir die passende Gelegenheit erwarten, so können wir immer noch so viel Gold finden, daß wir uns von der Expedition zu trennen vermögen.«
»Dann wäre es wünschenswerth, ein gutes Pferd zu haben. Diese rücksichtslosen Männer haben unsre Thiere ohne Gnade und Barmherzigkeit niedergeschossen. Es ist wirklich ein Glück, daß wir unsere Karabiner und Lasso’s nicht abgelegt haben. Nun befinden wir uns doch noch im Besitze unserer Waffen, und vielleicht ist es möglich, sie auf eine Weise zu gebrauchen, welche uns die Bonanza in die Hände bringt. Kommt, Sennor Oroche. Ihr seid ein kluger Gambusino, und es ist sehr leicht zu vermuthen, daß wir in dieser Gegend eine zweite Bonanza finden können. Denkt an die Felsenspalte, in welcher Ihr fünfzehn Prozent Gold gesehen habt!«
»Diese Spalte weiß niemand außer uns. Sollten sie wirklich die Bonanza vollständig ausräumen, so bleibt uns dieser Goldfond, der uns ein Vermögen geben kann, wenn die Spalte so tief ist, wie ich vermuthe.«
Oroche blickte unwillkürlich über den felsigen Boden hin, auf welchem sie standen.
»Seht einmal her, Sennor Baraja! Hier scheint es, als habe der Huf eines Pferdes aufgetreten.«
»Ich bin kein Pfadfinder wie Diaz, aber es scheint mir sehr, daß Ihr Recht habt.«
»Es ist sehr wahrscheinlich, daß Cuchillo sich auch nicht von der Bonanza trennen wollte und in die Berge geritten ist. Wir werden dieselbe Richtung einschlagen und ihn vielleicht finden!«
Sie schritten zwischen der Pyramide und der Anhöhe, von welcher aus die drei Jäger das Grabmal beobachtet hatten, den Bergen zu. Je näher sie diesen kamen, desto deutlicher sahen sie die Hufspuren von Cuchillo’s Pferd. Der Boden war stellenweise mit Sand bedeckt und hatte die Eindrücke deutlich behalten. Sie führten zwischen dem zweiten und dritten Berg zur Höhe.
Die beiden Banditen folgten und stiegen langsam empor.
Die Schlucht war nicht so steil, als es von unten den Anschein gehabt hatte, und als sie oben ankamen, sahen sie, daß eine Art ausgetretenen Weges an der senkrecht abstürzenden Felsenwand hinführte und sich jenseits wieder zur Tiefe zu senken schien.
Sie schritten vorwärts und bemerkten, daß von diesem Pfade aus die Pyramide, welche nicht ganz so hoch wie die Kuppe des mittleren Berges war, nebst ihrer Umgebung außer der südlichen Seite vollständig überblickt werden konnte. Dieser Weg war jedenfalls von den Indianern ausgetreten worden, welche zu der Grabstätte des großen Häuptlings wallfahrteten. Er war an seinem Rande mit allerlei Gesträuch bewachsen, welches so viel Deckung bot, daß man bei Anwendung der nöthigen Vorsicht von unten nicht gesehen werden konnte.
Jetzt fiel ein Schuß und kurz darauf ein zweiter.
Baraja und Oroche hielten sich hinter den Büschen versteckt und blickten hinüber nach der Pyramide. Sie war von den drei Jägern verlassen, aber weit hinter ihr sahen sie Pepe über Don Estevan am Boden liegen und Fabian mit Diaz kämpfen.
»Seht Ihrs, Sennor Baraja; sie haben fliehen wollen! Dort kommt auch der Riese gelaufen mit Schritten, als sei es der Goliath.«
»Dieser Tiburcio ist wirklich ein gefährlicher Mensch! Er trifft Diaz, daß er niederstürzt, und nun sind beide verloren. Ich wette meinen Kopf, daß sie in einer Viertelstunde nicht mehr leben. Diese drei Männer kennen weder Gnade noch Barmherzigkeit und werden keinen Pardon geben.«
»Ein Glück, daß wir ihnen entgangen sind! Aber horcht! Klang es nicht, als ob Jemand da von der andern Seite käme?«
Sie
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