Der Waldläufer
herbeieilen, um sie zu befreien, und dann gehört die Bonanza uns. Ihr müßt dabei bedenken, Sennor Baraja, daß die drei Jäger außerordentlich kühne und streitbare Männer sind. Ich habe ein sehr mitfühlendes Herz, aber wo es sich um einen solchen Reichthum handelt, muß dieses schweigen und nur der Verstand darf sprechen. Die Jäger werden sich tapfer vertheidigen und eine große Menge der Unsrigen tödten. Dann zerfällt die Bonanza in nur wenige Theile, und wir werden Jeder einen unermeßlichen Reichthum besitzen.«
Baraja schwieg sinnend. Er gab Oroche vollständig Recht, doch lag ihm außerordentlich daran, bei dem Blocke bleiben zu können. Dieser mußte gelöst werden, noch ehe die Männer der Expedition herbeikamen. Hatte Oroche vielleicht dieselbe Absicht, und seinen Plan nur ersonnen, um ihn selbst zu entfernen? Er beschloß, den Gambusino auszuhorchen.
»Ich stimme Euch vollständig bei, Sennor Oroche. Kommt, und laßt uns eilen, ehe es zu spät wird!«
»Natürlich müssen wir schnell sein, vorher aber ist es nothwendig, an etwas anderes zu denken!«
»Woran?«
»Es kann nur Einer von uns gehen, und der Andere muß zurückbleiben, um die Bonanza und Alles, was dort vorgeht, zu bewachen.«
»Ah! Ich vermuthe sehr, daß Ihr dies übernehmen wollt, Sennor Oroche!«
»Allerdings, Sennor Baraja.«
»Und aus welchem Grunde?«
»Erstens weiß ich, daß Ihr ein viel besserer und gewandterer Läufer seid als ich; Ihr werdet das Lager erreichen in einer Zeit, während welcher ich sicher kaum die Hälfte des Weges zurückgelegt hätte. Und zweitens ist meine Büchse besser als die Eure sie trägt weiter, und ich kann also viel leichter als Ihr die Bonanza beherrschen und, wenn es Noth thut, den Jägern, um Don Estevan zu beschützen, eine Kugel geben.«
»Ihr irrt Euch sehr, mein bester Don Oroche, und Eure Gründe passen mehr auf mich als auf Euch. Ich bin bedeutend kürzer als Ihr und leide schon seit langer Zeit an einer Athembeschwerde, die mich sehr am schnellen Gehen hindert. Ihr hingegen mit Euren langen Beinen könnt es mit dem besten Renner aufnehmen und werdet nicht die Hälfte der Zeit gebrauchen, die bei mir nöthig sein würde, um das Lager zu erreichen. Und was die Büchse betrifft, so habe ich ja längst bewiesen, daß ich weiter und sicherer treffe als Ihr. Das Richtige ist also, daß ich hier bleibe, während Ihr zum Lager eilt.«
Oroche fühlte sich geschlagen, doch gab er sich noch nicht besiegt.
»Beinahe möchte ich zugeben, daß Ihr wohl nicht so schnell lausen könnt, wie ich, denn ich muß Euch allerdings gestehen, daß mich meine Beine schon öfters aus Lagen befreit haben, in denen ich für mein Leben keine Kupfermünze gegeben hätte. Aber ebenso müßt Ihr gestehen, daß Ihr ein besserer Reiter seid als ich, Sennor Baraja!«
»Das ist richtig,« klang die Antwort mit einem sehr hörbaren Stolze.
»Nun wohl! Es ist sehr leicht einzusehen, daß ein Reiter das Lager eher erreicht, als selbst der schnellste Läufer. Daher ist es nothwendig, das Pferd Cuchillo’s zu suchen, welches er hier in der Nähe versteckt hat, und Ihr werdet es besteigen.«
»Meint Ihr das wirklich, Sennor Oroche?«
»Allerdings!«
»Dann muß ich Euch sagen daß ich dies nicht thun werde. Ich kenne dieses Pferd nicht; es soll sehr schlimme Launen haben, und außerdem wißt Ihr ja ebenso gut wie ich, daß es ganz bedeutend stolpert. Ich möchte um Anderer willen denn doch nicht meinen Hals riskiren!«
»So fürchtet Ihr Euch vor dem Pferde?«
»Nein, aber es stolpert so, daß ein Reiter, den es nicht gewohnt ist, viel langsamer vorwärts kommen würde, als Ihr mit Euren langen Beinen. Es bleibt also dabei: Ihr geht!«
»O nein! Es bleibt dabei: Ihr reitet!«
»So geht und sucht das Pferd, Don Oroche!«
»Wirklich? Wenn Ihr mitkommt!«
»Ich gehe nicht von der Stelle!«
»Ich noch viel weniger!«
»Ah! Darf ich Euch fragen, weshalb?«
»Aus demselben Grunde, welcher Euch bestimmt, zu bleiben.«
»Ihr seid sehr scharfsinnig, und ebenso hinterlistig. Habt Ihr wirklich vorhin nichts gesehen, Sennor Oroche?«
»O, doch vielleicht!«
»Was?«
»Dasselbe, was Ihr gesehen habt, der sich um seine eigene Hinterlist bekümmern sollte!«
Der vorher so höfliche Ton des Gespräches war in einen ganz anderen umgeschlagen.
»Ihr meint den Goldblock?«
»Allerdings! Ihr wollt nur hierbleiben, um ihn zu haben!«
»Und Ihr wollt nicht fort, um ihn aus dem Felsen zu brechen!«
Sie standen sich mit
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