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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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begangen hatte. Die Spuren der von dem Krämer zurückkehrenden Indianer waren nur auf eine kurze Strecke hinaus verwischt worden. Umritten die Apachen den Baumkreis, um zu rekognosziren, so mußten sie auf die Vermuthung kommen, daß der Feind sich in demselben versteckt halte. Doch beruhigte er sich mit dem Gedanken, daß die Apachen nicht wissen konnten, daß sich zwanzig Comanchen mit den Weißen vereinigt hatten.
    Die »starke Fähr« hatte das Pferd zu den beiden Wüstenräubern gelenkt.
    »Die Spur der Bleichgesichter führt unter die Bäume.«
    »Sie sind nicht dort,« meinte El Mestizo. »Der Comanche ist entweder blind gewesen, daß er nicht gemerkt hat, wie die Fährte meiner Brüder nach dem Abende abgegangen ist, oder er hat keinen Kampf beabsichtigt, sondern nur den Krämer weiter führen wollen.«
    »Der Comanche ist ein feiger Schakal, der den Apachen flieht und vor Angst heult, wenn er einen Speer erblickt!«
    »Wenn sie auch unter den Bäumen Ruhe gehalten haben, so sind sie längst fort. Sie zählen dreizehn Mann und würden sofort fliehen, wenn sie fünfzig Apachen nahen sehen.«
    »Die Krieger der Apachen werden die Bäume stürmen und keinen Feind erblicken!«
    Er gab ein Zeichen, hielt die Büchse hoch in der Luft erhoben und sprengte mit fliegendem Haare und wehendem Kriegsmantel voran.
    Wie die wilde Jagd folgten die Andern.
    Der Baumkreis hatte gegen Mittag eine ziemlich breite Oeffnung; durch diese stürmten die Apachen in die Rundung hinein. Kein Feind ließ sich sehen; kein Blatt regte sich. Die Spuren zweier Feuer waren am Boden zu bemerken. El Mestizo’s scharfes Auge sah sofort an den Ueberresten, daß es ein indianisches und ein solches sei, wie es die Weißen zu unterhalten pflegen. Er machte eine Bewegung, um das erstere genauer zu untersuchen, und diese Bewegung rettete ihm das Leben.
    Ein Schuß blitzte zwischen den Zweigen auf, und die Kugel, welche aus der silberbeschlagenen Büchse Falkenauge’s kam und ihn sicher getroffen hätte, verwundete ihn nur am Ohre.
    Die Apachen erhoben ein unbeschreibliches Geheul, welches aber von dem Knalle von mehr als zwanzig Büchsen und dem Schwirren der comanchischen Pfeile übertönt wurde. Im nächsten Augenblicke knackte es rundum in den Aesten und Zweigen, und die verborgenen Wilden und Weißen sprengten auf die Pferderäuber ein.
    Ein fürchterlicher Kampf entspann sich. Falkenauge hatte die Büchse fallen gelassen und den Tomahawk ergriffen. Mit einem tigerartigen Sprunge schnellte sein Pferd mitten in den dicksten Haufen hinein. Er riß es empor und zog es auf den Hinterbeinen herum. Im Nu hatte sein Schlachtbeil zwei, drei Apachen von ihren Pferden geschmettert. Jetzt hielt er vor der »starken Eiche.«
    Er hatte vorhin während der Beratung gesehen, daß dieser der Anführer der Apachen war.
    »Der Apache ist ein Dieb. Er stiehlt Pferde und liebt die Räuber der Wüste. Seine Haut wird an dem Sattel des Comanchen hangen!«
    »Hund, Comanche, Kröte!« antwortete der Gegner und schwang den Tomahawk, der mit fürchterlicher Wucht zum Haupte des Jünglings niederfuhr.
    Dieser hatte den Griff seines Schlachtbeiles fester erfaßt; er führte mit demselben einen Gegenhieb von unten nach oben und traf die Faust der »starken Eiche« mit solcher Sicherheit und Kraft, daß sie sich öffnete und die Waffe, kurz wirbelnd, hart am Leibe des Comanchen und seines Pferdes tief in die Erde fuhr.
    »Uff!« rief Falkenauge. Sein Tomahawk blitzte und fuhr bis auf die Schultern herab in den Kopf des Apachen.

    Er hatte nicht Zeit, die Waffe wieder herauszuziehen, denn er wurde in diesem Momente von hinten gepackt und vom Pferde gerissen.
    Als seine Kugel, das Ohr verwundend, am Kopfe des Mestizen vorüberflog, hatte dieser aufgeblickt und zunächst die Vaquero’s bemerkt, welche auf ihn und seinen Vater einstürmten.
    »Paß auf, Alter, es giebt Arbeit!« rief er und sprang vom Pferde.
    Er war wie Bois-rosé und Pepe einer jener Savannenmänner, die den ganzen Kontinent mit ihren Füßen durchwandern und sich auf ihre Beine mehr verlassen, als auf diejenigen des besten Renners oder Schlachtpferdes.
    Auch Mani Sangriente sprang ab und stand an seiner Seite.
    Die Büchsen umkehrend und die Kolben gebrauchend, konnten sie einstweilen nur vertheidigungsweise verfahren, da die Ueberzahl gegen sie war. Bald jedoch sahen sie ein, daß sie Feinde vor sich hatten, bei denen die Körperkraft nicht allein ausreichte. Die Vaquero’s waren fast sämmtlich

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