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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gestern Abend auf die Apachen getroffen waren, und an welchem sich noch heute die geraubten Pferde befanden. Dies ahnte Falkenauge, und darum wollte er ihnen zuvorkommen, die zurückgebliebenen Wächter zu warnen. Der Haziendero mußte seine Pferde wieder haben, und an die Verfolgung der beiden Flüchtlinge dachte der Comanche erst in zweiter Linie.
    El Mestizo blickte sich von Zeit zu Zeit um. Er sah den Raum zwischen sich und den Verfolgern immer mehr verschwinden und wußte jetzt nur noch ein Mittel ihnen zu entkommen; er mußte von der Richtung, welche zu den Pferden führte, ablenken.
    Dieses Mittel bewährte sich. Falkenauge hielt die ursprüngliche Richtung ein; die anderen folgten ihm willig, wenn sie auch seine Absicht nicht erriethen, und bald verschwand El Mestizo mit seinem Vater am nördlichen Horizonte.
    Die sechs Apachen, welche bei den Pferden zurückgeblieben waren, saßen schweigend am Boden. Jeder von ihnen ärgerte sich im Stillen, daß er hier warten mußte, während die übrigen sich die Skalpe ihrer Todfeinde holen konnten. An eine Niederlage der Ihrigen dachten sie so wenig, daß es ihnen gar nicht einfiel, auf den Gesichtskreis Acht zu haben.
    Die geraubten und sorgfältig angehobbelten Pferde grasten in ihrer Nähe und zwar so, daß sie verhinderten, nach Osten frei auszuschauen. Daher bemerkten die sorglosen Wächter auch die im Galoppe sich nähernden Comanchen und Vaquero’s nicht eher, als bis sie den Hufschlag ihrer Pferde vernahmen.
    Jetzt sprangen sie auf. Der erste Blick sagte ihnen Alles. Sie eilten zu ihren Thieren, um aufzusitzen und zu entfliehen, doch es war schon zu spät. Den Seinen weit voranstürmend, schoß Falkenauge unter sie hinein und ritt augenblicklich zwei zu Boden. Einen Dritten traf sein Schlachtbeil, und nur als er mit der Linken den Vierten packte, um ihn an sich heranzuziehen, gelang es Einem auf sein Pferd zu kommen und davon zu jagen. Der Letzte wurde von Encinas niedergestochen, als er eben den Fuß in den Bügel setzen wollte.
    Im Nu war Falkenauge vom Pferde und schwang sein Skalpirmesser. Drei Minuten später hingen an seinem Sattel die Skalpe der vier Apachen.
    »U – u – u – ffff!« erklang sein Siegesruf.
    Die Seinen stimmten ein und auch die Vaquero’s ließen sich zu Tönen hinreißen, die einem indianischen Jubel außerordentlich ähnlich klangen.
    Der Haziendero trat zu dem Comanchen.
    »Mein rother Bruder hat sein Wort erfüllt. Ich danke ihm!«
    Falkenauge antwortete nur mit einem stolzen Kopfnicken. Der Haziendero gab jetzt Encinas und Pascual die Hand.
    »Ihr habt Euch brav gehalten und sollt Eure Quadrupel bekommen. Helft nur jetzt, die Pferde zurück nach dem Kampfplatze schaffen!«
    Mit Hilfe der Indianer wurde dies bewerkstelligt. Bei den Baumwollenbäumen angekommen, stellte es sich heraus, daß von den einundzwanzig Comanchen vierzehn, und von zwölf Mexikanern sechs gefallen waren. Diese großen Verluste mußten meist auf die Rechnung des Mestizen und Mani Sangriente’s gebracht werden. Dafür aber war von fünfzig Apachen nur der eine Wächter entkommen.
    Jetzt wurden die Verwundeten verbunden, die todten Freunde begraben, die Feinde aber alle zur Speise der Raubthiere hinaus in die Steppe geschleift.
    Während dem kam der Händler herbei; die Häute wurden wieder zurückgeschleift, und bald waren sie gegen eine Menge von jenen Gegenständen vertauscht, welche der kluge Fuchs zu haben gewünscht hatte.
    Dann trennten sich die Weißen von den Indianern, um nach Tubac zurückzukehren.
    Falkenauge hatte zu den vier Skalpen noch acht gefügt. Er gab sie einem der Indianer.
    »Mein Bruder wird in das Lager gehen und diese Skalps in der Hütte Falkenauge’s aufhängen.«
    »Will Falkenauge dies nicht selber thun?«
    »Nein. Meine Brüder werden dem klugen Fuchs die Dinge überbringen, welche sie für ihre Häute erhalten haben. Falkenauge aber muß verfolgen die Fährte von El Mestizo und Mani Sangriente und wird nicht eher zurückkehren in sein Wigwam, bis er ihnen ihre Skalpe genommen hat. Der kluge Fuchs mag ihm zehn Krieger senden, welche am rothen Flusse auf der Büffelinsel auf ihn warten. Er wird sie treffen, wenn der Mond fünfmal der Sonne gefolgt ist. Howgh!«
    Er stieg auf sein Pferd, winkte mit der Hand, ritt davon, den Spuren der Piraten der Wüste nach. – –

VIII
Ein Savannengericht
    Als Baraja und Oroche hinter der Ecke des Indianergrabes verschwunden waren, blieben sie stehen und blickten einander unschlüssig

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