Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
lauschten.
    Wirklich nahten sich Fußschritte, welche so laut waren, daß sie trotz des Brausens des Wasserfalles, welcher sich eine Strecke seitwärts unter ihnen zur Tiefe stürzte, vernommen werden konnten.
    »Ist es Cuchillo?«
    »Es kann auch ein anderer, ein fremder Jäger oder wohl gar ein Indianer sein. Wir müssen uns verstecken!«
    Die beiden feigen Männer sahen sich ängstlich nach einem Orte um, welcher ihnen Gelegenheit bot, sich zu verbergen.
    Etwas weitem zurück neigten sich zwei isolirte Felsenspitzen gegen einander; sie boten den einzigen Zufluchtsort, den es hier gab, und wurden schleunigst dazu benützt.
    Kaum war dies geschehen, so kam Der, von welchem das Geräusch stammte, um die Biegung des Felsenweges herum. Es war Cuchillo.
    »Er ist es. Wollen wir uns ihm zeigen?« frug Baraja.
    »Nein. Laßt uns warten, was er thut. Er bleibt stehen und hat also nicht die Absicht, vom Berge hinabzusteigen.«
    Wirklich hielt Cuchillo die Schritte an und blickte hinab nach dem Placer. Er sah, wie die drei Jäger mit Estevan und Diaz zur Bonanza zurückkehrten und stieß einen halblauten Ruf des Schreckens aus.
    Er hatte bei seiner ersten Anwesenheit am Goldthale die Umgebung desselben durchforscht und auch den Felsenpfad gefunden, welcher jenseits zur Tiefe und hinab in die Ebene führte. Bei seiner Flucht vor Don Estevan hatte er ihn benutzt, um den Berg zwischen sich und diesen zu bringen und einen Schlupfwinkel für sein Pferd zu suchen, wo er dasselbe verbergen konnte, bis es ihm möglich war, sich der Bonanza wieder zu nähern. Er hatte von der Anwesenheit der drei Jäger noch nicht die mindeste Ahnung gehabt und auch ihre Schüsse nicht gehört, da, als sie fielen, der Schall von dem zwischen ihm und ihnen liegenden Berg aufgefangen worden war, und sah nun plötzlich dieses neue große Hinderniß vor sich, an die Bonanza zu gelangen.
    Er frug sich zunächst, was die Drei herbeigeführt haben könne. War Tiburcio denn doch vielleicht Mitwisser der Bonanza gewesen und der Expedition gefolgt, um sie ihr streitig zu machen? Oder befand er sich hier, um sich an Don Estevan zu rächen? Er mußte wissen, woran er war, und beschloß, wieder hinabzusteigen und die fünf Männer zu belauschen, von denen er bemerkte, daß sie sich zu einer längeren Verhandlung anschickten.
    Zuvor aber mußte er etwas Anderes thun.
    Nicht weit von ihm ragte die Eiche aus dem Felsen empor, gerade unter welcher sich der Goldblock befand. Er mußte sehen, ob es möglich sei, mittelst des Lasso hinabzugelangen. Er trat hart an den Rand der Felswand, legte sich nieder und schob den Kopf so weit wie möglich vor, um hinabzublicken.
    Die Sonne war höher gestiegen, und ihr Strahl vermochte nicht mehr wie vorhin, sich in dem sprühenden Schaum der Kaskade zu brechen. Das Farbenspiel hatte aufgehört, aber mit unvermindertem Glanze blickte der Block zur Höhe. Er lockte und winkte und zog, wie nach der Sage die Nixe den lauschenden Fischer zur Tiefe zieht, und Cuchillo mußte die Augen schließen und seinen Arm um den Stamm der Eiche legen, um den Schwindel zu bekämpfen, welcher ihn erfaßt hatte.
    So lag er einige Minuten lang, bis er sich endlich zurückschob und aufstand. Der Lasso reichte bis hinab; allein wie den Block herausbrechen und heraufschaffen, da er doch die Hände gebrauchte, um sich festzuhalten? Und war nicht vielleicht dieser Goldklumpen so schwer, daß unter dem verdoppelten Gewichte der Lasso reißen mußte?
    Nachdenklich schritt er weiter. Er mußte ein Mittel finden, diesen Schatz zur Höhe zu bringen, und wenn er sich dabei den Kopf zermartern sollte. Doch dazu war später Zeit. Jetzt war es vor allen Dingen nothwendig, die Verhandlung zu belauschen, welche unter ihm zwischen dem Goldthale und dem Grabmale begonnen worden war.
    Er sah, daß dies am Besten von der Pyramide aus geschehen konnte, obgleich die Gefahr, in welche er sich dabei begab, nicht gering anzuschlagen, und eilte nach der Schlucht, um in derselben hinabzugelangen.
    Unten angekommen, schritt er schnellen Laufes auf das Indianergrab zu, und es gelang ihm, dieses unbemerkt zu erreichen und zu erklimmen, da die fünf Männer sich auf der entgegengesetzten Seite desselben befanden.
    »Habt Ihrs gesehen, Sennor Baraja?« frug Oroche, als Cuchillo sich entfernt hatte.
    »Er muß von der Eiche aus etwas Wichtiges beobachtet haben.«
    »Wir müssen hin, um zu sehen, was es ist!«
    Sie stiegen hinter dem Felsen hervor und näherten sich dem Rande des

Weitere Kostenlose Bücher