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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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...!«
    Der Assistent besann sich:
    »Euer Exzellenz wünschen?«
    »Darf ich davon ausgehen, dass auch Ihr bereit seid?«
    »Jawohl, Euer Exzellenz. Alle belastenden Unterlagen für den heutigen Fall sind komplett.«
    »Danke, Pater.« Mateo nickte unmerklich. Seitdem er Enrique gestern die Leviten gelesen hatte, war sein Assistent wie umgewandelt - viel dienstbeflissener und deutlich respektvoller. Ein warmes Gefühl der Befriedigung durchströmte ihn. Es war das erste Mal in seinem Leben gewesen, dass er laut geworden war, und er wollte für die Zukunft nicht ausschließen, dass sich so etwas, falls notwendig, wiederholen würde.
    »Der Angeklagte mag hereingeführt werden«, sagte er zu einer der beiden Wachen, die an der Tür Posten standen. Der Mann steckte den Kopf nach draußen und rief einen Befehl. Nunu erschien und mit ihm der Angeklagte, ein mittelgroßer, junger Mann von guter Statur, blond, mit sehr blassem Gesicht.
    »Ich grüße Euch, Ihr Herren«, sagte er mit einer Verbeugung. »Darf ich, bevor die Verhandlung beginnt, eine Bitte äußern?«
    »Nein, das dürft Ihr nicht.« Bischof Mateo wollte sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen. Vitus hatte nach Campodios schicken lassen wollen, damit noch am selben Nachmittag einer der Brüder für ihn sprechen konnte. Doch das war nun, zumindest für heute, ausgeschlossen. Angst kroch in ihm hoch. Erbärmliche Angst.
    »Nunu, du kannst gehen. Deine Anwesenheit ist für den Ablauf der Verhandlung nicht notwendig.« Die Stimme des Bischofs klang so präzise wie die Ausrichtung der vor ihm liegenden Papiere. »Wenn Bedarf an deiner Person besteht, werde ich dich rufen lassen.«
    »Jawohl, Exzellenz.« Nunu trottete hinaus. Bischof Mateo blickte sich um. Außer den beiden Wachen und Vitus hatten alle Anwesenden Platz genommen.
    »Ich stelle fest, dass Don Jaime de Vargas, Alcalde von Dosvaldes, als Vertreter der weltlichen Macht erschienen ist, ferner Pater Diego, Pfarrer hierselbst, als Protokollführer, ferner Pater Enrique als mein Vertreter sowie meine Person, Bischof Mateo de Langreo y Nava, als Großinquisitor von Kastilien und Beauftragter Seiner Heiligkeit des Papstes in Rom. Das Gericht ist somit vollzählig und beschlussfähig. Die Verhandlung ist eröffnet.« Mateo wies mit einer eckigen Bewegung auf Schiefhals: »Pater Enrique, Euch als meinen Vertreter bitte ich, das Verhör zu leiten.«
    »Jawohl, Euer Exzellenz.« Schiefhals lächelte den Bischof an. Seine Zahnruinen wurden sichtbar. Dann wandte er sich Vitus zu. Sein Gesicht nahm einen gleichgültigen Ausdruck an: »Zunächst will das Gericht wissen, wer vor ihm steht. Dein Name, Angeklagter?«
    »Mein Name ist Vitus, von Campodios.«
    »Lautet dein Name Vitus von Campodios, oder willst du uns nur glauben machen, du kämst von dort?«
    »Ich komme von dort.« Vitus spürte gleichermaßen Angst und Ärger. Als ob dieser hässliche Pater nicht genau wusste, dass Vitus sein einziger Name war. »Jeder auf Campodios kann Euch bestätigen, dass ich Vitus heiße und kein Ketzer bin. Ich beantrage deshalb, einen Bruder Eurer Wahl vor den Richtertisch zu rufen, damit er dieses bezeugen kann.«
    »Ich werde zu gegebener Zeit über deinen Vorschlag nachdenken.«
    »Ich möchte Euch bitten, mich nicht zu duzen.«
    »Wie ich mit dir verfahre, musst du schon mir überlassen.« Schiefhals zeigte abermals seine Zähne.
    »Pater Diego, die Bemerkung des Angeklagten über die Anredeform sowie meine Antwort kommen nicht ins Protokoll.«
    »Jawohl, Pater Enrique.«
    Unbeeindruckt setzte Schiefhals seine Befragung fort:
    »Wann und wo wurdest du geboren?«
    »Mein genaues Geburtsdatum kenne ich nicht. Ich wurde ausgesetzt und am 9. März anno 1556 von Abt Hardinus in der Nähe von Campodios gefunden.«
    »Ein Findelkind also? Wie rührend.« Schiefhals lehnte sich bequem in seinem Stuhl zurück. Das Verhör nahm einen Verlauf, der ihm Spaß bereitete. »Das heißt, wir haben es bei dir mit einem Wesen ohne Eltern und Verwandte zu tun. Mit einem Wesen, das irgendwann irgendwie auf Gottes Erdboden erschienen ist, aus dem Nichts, in Selbstzeugung sozusagen. Willst du gestehen, dass du teuflischen Ursprungs bist? Ein Abkomme von Luzifer selbst, mit dem du«, er beugte sich vor und schaute in das von Pater Alegrio bei der ersten Verhandlung erstellte Protokoll, »dich nachweislich zu unterhalten pflegst?«
    Vitus schluckte und versuchte, Haltung zu bewahren. Er hatte bereits ein Verhör und eine Folterung

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