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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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Man zerstampft Wermutblätter in einem Mörser zu Brei. Sodann nimmt man einen Teil Hirschmark, zwei Teile Hirschtalg und vier Teile von dem Wermutbrei. Daraus knetet man eine Salbe. Einen Menschen wie Euch, der von schwerster Gicht geplagt wird, sodass sogar seine Glieder zu zerbrechen drohen, salbt man in der Nähe eines Feuers ein, genau dort, wo es ihm wehtut, und er wird geheilt.«
    Mit weit ausholender Geste ergriff er ein kleines Töpfchen.
    »Selbstverständlich habe ich das Präparat fertig vorrätig!
    Nehmt es, Abuela, geht an Euer heimisches Feuer, salbt Euch damit ein, und werdet binnen weniger Tage gesund!«
    Er verbeugte sich theatralisch. »Diese erste, von mir verordnete Arznei ist umsonst.«
    »Ich danke Euch, Senor Doctorus, ich danke Euch!«, krächzte die Alte. Sie fiel auf die Knie und küsste Bombastus Sanussus die Hände.
    »Für meine Großzügigkeit hätte ich niemand Besseren finden können!«, antwortete Sanussus galant. Zum ersten Mal klatschte die Menge.
    »Ich finde, sein heutiger Auftritt unterscheidet sich erheblich von seinem sonstigen wissenschaftlichen Gehabe«, sagte der Magister, der dem Geschehen wie gebannt folgte. »Er ist eben kein Gelehrter, sondern ein Marktschreier, der sich das Mäntelchen der Wissenschaft umgehängt hat. Auch wenn ich zugeben muss, dass er mit seiner Gicht-Rezeptur nichts falsch gemacht hat.«
    »Du meinst wirklich, das Mütterchen wird geheilt durch die Wermutsalbe?«
    »Nein, natürlich nicht, aber vielleicht lindert sie den Schmerz etwas, das wäre immer noch besser als nichts.«

    »Sieh mal da.« Der Magister zeigte auf eine junge Mutter, die einen etwa zehnjährigen Jungen nach vorn schob.
    »Zeig dem Doctorus deine Warzen«, sagte die Frau scheu und verschwand gleich wieder in der Menge. Der Junge hielt tapfer seine Hände hoch, beide Handrücken waren bedeckt mit erbsengroßen grauen Warzen.
    »Ja, was haben wir denn da? Zwei Hände voller kecker Wärzlein?«, rief Bombastus Sanussus aus. Er schien so erfreut, als hätte man ihm einen Beutel Gold geschenkt.
    »Nun, gute Frau«, sprach er leutselig zu der Mutter, »gebt Acht, was ich Euch rate: Reibt die Hautwucherungen mehrmals täglich mit einem Petersilienblatt ein, aber bedenkt, dass es glatte Petersilie sein muss, und nehmt der Abwechslung halber auch mal den gelben Saft des Schöllkrauts. Das ist das probate Mittel gegen Warzen aller Art. Wenn Ihr jedoch das sicherste der sicheren Mittel wollt, so nehmt pulverisierte Eichenrinde, die mit geweihtem Wasser benetzt wurde.« Er griff zu einem kleinen Glashafen, in dem sich ein bräunliches Pulver befand. »Hier, nehmt, das ist es, was ich meine. Gebt das Pulver auf die Hautwucherungen, und wartet so lange, bis es getrocknet ist. Wiederholt das mehrmals am Tag. Nach drei Wochen werden die Warzen verschwunden sein.«
    »Ich danke Euch, großer Doctorus!« Die Frau knickste.
    »Macht einen Achter oder zwei Vierer.«
    »Oh!« Die Summe schien der Frau unerwartet hoch zu sein, dennoch kramte sie eifrig in ihren Kleidern nach dem Geld.
    »Vielleicht könnt Ihr auch mir helfen, Doctorus?« Eine dicke Frau erklomm ächzend das Gerüst. »Ich habe einen schlimmen Zahn.« Sie hätte sich die Erklärung sparen können, denn an ihrer geschwollenen Backe konnte jedermann erkennen, was ihr fehlte.
    »Nehmt Platz, gute Frau, und sperrt den Mund weit auf!« Die Dicke gehorchte, soweit es ihr möglich war.
    »Die Senora hat einen faulen Backenzahn!«, teilte Bombastus Sanussus der Menge stimmgewaltig mit. Erwartungsfroh reckten die Leute die Hälse. Sie hofften, dass er gezogen werden musste, denn das Ziehen erwies sich häufig als schwierig und schmerzhaft, besonders wenn der Zahn bröckelte. »Gegen Fäulnis verwende ich Jauchetropfen, die ich mit Hilfe eines Holzstäbchens in den Zahn träufele ... sooo, schon fertig, Senora, die Zahnschmerzen werden bald nachlassen und der Übeltäter von selbst ausfallen!« Der Doctorus sprach mit unverminderter Lautstärke, offenbar gehörte die Erklärung eines jeden Behandlungsschritts zu seiner Verkaufstaktik. Die Menge hing an seinen Lippen. »Was ich Euch jedoch noch unbedingt empfehle, Senora, ist der Erwerb von zwei Flaschen meines Balsamum vitalis drei Löffel davon morgens und abends eingenommen, und Ihr werdet nie wieder unter Fäulnis zu leiden haben. Wendet Euch vertrauensvoll an meine Assistentin, Senora Tirzah!«
    Die Dicke schüttelte sich, angeekelt von den Jauchetropfen, ging dann aber folgsam zu Tirzah

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