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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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Wieso gehst du einfach?«
    »Einen wichtigen Punkt?« Martinez gab sich unwissend. »Ich dachte, wir hätten uns verabschiedet?« Er trat einen Schritt auf Elvira zu und zwang sich zu einem Lächeln. »Es kann sich nur um ein Missverständnis handeln, Herrin! Wenn Ihr noch etwas auf dem Herzen habt, warum sagt Ihr es mir nicht gleich hier?«
    »Ja, warum eigentlich nicht. Also höre: Ich möchte, dass du mit keinem Menschen über deine Tätigkeit in meinem Haus redest. Heute nicht und auch an keinem anderen Tag, den Gott werden lässt. Niemals!«
    »Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Herrin.« Martinez schlug die Augen nieder. »Ich schwöre es bei der Heiligen Mutter Gottes!«
    »Schön.« Elviras Gesicht nahm einen spöttischen Ausdruck an. »Nur für den Fall, dass dein Gedächtnis etwas nachlassen sollte: Diese Stadt ist ein Dorf. Neuigkeiten verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Und wenn gewisse Herren erfahren, wer der große Unbekannte ist, der sie in meinem Schlafzimmer gedemütigt hat, würde ich für das Leben dieses großen Unbekannten keinen Pfifferling geben. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Das habt Ihr, Herrin!« Martinez war ehrlich erschreckt. Von dieser Seite hatte er seine Dienste noch nicht betrachtet. Doch wenn er dichthielt, konnte eigentlich nichts passieren. Zumal die Angestellten des Hauses keine Ahnung hatten von dem, was im schwarzen Schlafgemach geschehen war. Blieb noch Elvira selbst. Würde sie etwas ausplaudern, um ihm zu schaden? Kaum. Es sei denn, sie kam in den nächsten Stunden hinter den Diebstahl aus dem Spieltisch ... Es würde gut sein, sich so schnell wie möglich zu verdrücken.
    »Das Beste wäre, du würdest Dosvaldes noch heute den Rücken kehren!«, sagte Elvira. »Worauf Ihr Euch verlassen könnt, Herrin«, grinste Martinez.
    Die kleine Brücke, die auf der Rückseite des maurischen Hauses über den Pajo führte, wurde nachmittags viel genutzt. Die Einwohner aus dem östlichen Randbezirk passierten sie, um die schöne Gartenanlage von Elviras Anwesen zu umrunden, dabei den Anblick der vielfältigen Pflanzen zu genießen und auf der Vorderseite des Hauses weiter in Richtung Plaza zu schlendern, wo sie schließlich in der Kirche an der Sechs-Uhr-Messe teilnahmen. Martinez, dem das Gespräch mit Elvira nicht aus dem Kopf ging, überquerte diese Brücke ebenfalls, allerdings in entgegengesetzter Richtung. Er wollte so schnell wie möglich aus der Stadt, und zwar ohne dabei über den belebten Platz gehen zu müssen. Auf der anderen Seite der Brücke, rechterhand, lag das Trescanto, doch er hatte wenig Lust auf einen Rausch. Der Boden von Dosvaldes war zu heiß geworden, das spürte er in allen Knochen. Er wandte sich deshalb nach links und ging rasch weiter. Zwei kleinere Jungen liefen seit ein paar Schritten hinter ihm her und kicherten und tuschelten irgendetwas, aber Martinez war viel zu sehr in Gedanken, als dass er darauf geachtet hätte.
    »Hallo, Senor, da seid Ihr ja wieder!«, erscholl plötzlich eine Stimme. Martinez hob den Blick. Vor ihm stand der große Junge, dem er im Wettspucken die Silbermünze abgenommen hatte. Er befand sich exakt an der Stelle, an der er seine Niederlage hatte einstecken müssen: Es war die Mauerecke, hinter der eine kleine Quergasse von rechts einmündete. Wer um diese Ecke bog, musste aufpassen, einem anderen, der von dort kam, nicht in die Arme zu laufen. Erst jetzt wurde Martinez bewusst, dass er die beiden Knirpse, die sich an seine Fersen geheftet hatten, kannte. Sie gehörten zu dem großen Burschen.
    »Was willst du?«, fragte Martinez barsch. Ihm stand nicht der Sinn nach einer Unterhaltung.
    »Wir wollten Euch eine neue Wette vorschlagen, Senor. Allerdings ist die Aufgabe so schwierig, dass kein Mensch sie schaffen kann. Meine beiden Freunde glauben trotzdem, dass Ihr es könnt, aber ich sage, das gelingt Euch nie!« Er blickte Martinez herausfordernd ins Gesicht.
    »Was wollt Ihr, worum geht's?«, fragte Martinez knapp. Er begann sich über den Großen zu ärgern. Der Junge hielt ihm die geöffnete Hand hin. Sie war voller kleiner Silbermünzen. Der Scheitan mochte wissen, wo er sie herhatte. Martinez merkte, wie er begehrlich darauf blickte. »Was soll ich dafür tun?«
    »Unseren alten Kessel mit abgedecktem Auge treffen!«, antwortete der Große prompt. »Aber das ist noch nicht alles. Ich werde den Kessel hochhalten, sodass Ihr ihn in der Luft treffen müsst. Erst dann ist die Aufgabe erfüllt. Sagt ruhig, wenn Ihr

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