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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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es Euch nicht zutraut!«
    »Das schaffe ich dreimal hintereinander, wenn's sein muss, vorausgesetzt, du machst keine Mätzchen und nimmst die Hand nicht runter, wenn ich spucke.«
    »Nein, das tu ich nicht. Ich schwöre es«, sagte der Große ernst.
    »Hm.« Waren die Jungen so beschränkt und verlangten tatsächlich keine Gegenleistung für den Fall, dass er verlor? Eine Stimme in seinem Innern sagte ihm, dass er ihr Geld nicht brauchte und dass er die Finger von diesem Spielchen lassen sollte. Doch er wollte sich vor diesen Bengeln keine Blöße geben. Überdies war er sicher, den Kessel zu treffen. »Gebt mir euren verdammten Kirschkern.«
    »Das ist die weitere Schwierigkeit«, sagte der Große.
    »Ihr dürft keinen Kirschkern nehmen, denn damit war's zu leicht. Es muss ein ganz normaler Qualster sein. Und jeder Spritzer Eurer Spucke muss treffen!«
    »Hm«, machte Martinez abermals. Das war in der Tat eine Schwierigkeit. Aber er hatte nichts zu verlieren, und er wollte jetzt die Sache hinter sich bringen. Er legte sein Bündel ab. »Fangen wir an.«
    »Gut, Senior. Seht her, ich halte den Kessel in Augenhöhe, hier, direkt an der Straßenecke. Ich werde ihn sehr ruhig halten, das verspreche ich Euch.«
    »Schon recht. Womit soll ich mein Auge abdecken?«
    »Hiermit, Senior.« Der Kleinste der Jungen griff unter sein Hemd und gab ihm etwas in die Hand. Es war eine Teufelsmaske.
    Martinez erstarrte. Die Maske sah zum Fürchten aus. Aus den bizarren Zügen stachen zwei bedrohliche Hörner hervor. Ihr Blick wirkte seelenlos, denn die Augen waren zugeklebt. Die einzige Öffnung war ein kreisrundes Mundloch - dahindurch sollte Martinez spucken.
    »Ich würde verstehen, wenn Ihr es Euch anders überlegt, Senior«, sagte der Große scheinheilig.
    »Nichts da!« Martinez hatte sich wieder gefangen
    »Umso besser, Senior. Wenn ich »jetzt« sage, müsst Ihr sofort spucken. Aber erst bei »jetzt«, in keinem Fall früher, ist das klar?«
    »Ich bin ja nicht blöd.« Martinez merkte sich die genaue Position des Kessels und hob die Maske vors Gesicht. Alles in ihm konzentrierte sich auf das gezielte Ausspucken. Er würde mit Sicherheit treffen, das wusste er.
    »Jetzt!«, schrie plötzlich der Große. Martinez holte tief Luft und schickte den Qualster auf die Reise ... Klatsch! Er hatte getroffen. Ein höhnisches Gelächter erklang. Es kam von dem großen Bengel. Schritte entfernten sich schnell. Was hatte das zu bedeuten? Rasch nahm er die Maske herunter. Die Jungen waren verschwunden.
    Dort, wo eben noch der Kessel in die Luft gehalten worden war, erblickte Martinez das Gesicht eines Mannes, der wie vom Donner gerührt dastand. Der Kerl musste eben um die Ecke gebogen sein. Martinez begann zu ahnen, dass man ihn geleimt hatte. Er sah, dass sein Schuss voll im Ziel gelandet war. Der Speichel lief dem Mann aus der Stirn über das linke Auge herab auf die Wange. Martinez hielt die Luft an. Er kannte den Mann. Es war der Inquisitor, den er bei der Verbrennung auf der Plaza de la Iglesia beobachtet hatte - und bei Elvira ...
    Langsam wischte sich Hochwürden Ignacio mit einem Taschentuch den Speichel ab, während er Martinez eingehend musterte. Dann begriff er.
    Seine Gesichtszüge verzerrten sich vor Wut. »Dafür vermoderst du im Kerker!«, zischte er.

Der Inquisitor Ignacio

    »Sagt einfach nur:
    »Ja, ich schwöre, dass der Leibhaftige in mir ist und von mir Besitz ergriffen hat, so wahr mir Gott helfe!«

    D er Magister stieß Vitus in die Seite: »Hörst du das? Hinkende Schritte! Der von uns so geschätzte Kerker-meister gibt sich wieder einmal die Ehre.« Der kleine Mann lauschte erneut. »Allerdings begleitet ihn jemand. Gleich werden wir erfahren, ob freiwillig oder unfreiwillig.« Quietschend drehte sich der Schlüssel im Schloss. Die Tür wurde aufgestoßen. Die Eingekerkerten erblickten einen Mann, der mit wildem Gesichtsausdruck in die Zelle trat. Der Kerl war fast so groß wie Nunu, allerdings lange nicht so fett. Mit einigem Wohlwollen hätte man sein Gesicht als gut aussehend beschreiben können, doch stand diesem Urteil ein starr blickendes Auge entgegen. Vitus vermutete, dass es irgendwann einmal ausgestochen worden war. Der Augapfel schimmerte abstoßend weiß. Plötzlich zuckte der Unbekannte zusammen. Nunu hatte ihm einen unsanften Stoß versetzt. »Schlaf nich ein«, knurrte der Koloss. »Hier links beim Abtritt kannste dich ins Stroh haun.« Der Neue betrachtete den Platz kritisch.
    »Keine Sorge, das

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