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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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zusammen, so fest er konnte. Der Händler heulte dumpf. Vergeblich versuchte er, seinen Widersacher abzuschütteln. Martinez tastete unterdessen nach der Rute. Da war sie schon! Er nahm sie, holte weit aus und schlug mit aller Kraft zu. Es gab einen hässlichen, klatschenden Laut, als sich die scharfkantigen Halme ins Fleisch fraßen. Fadrique schrie wie am Spieß.
    »Ich hoffe, dass dir das mehr Lust verschafft.« Elviras Stimme klang höhnisch.
    »Wer ist das?«, jammerte Fadrique. »Wer schlägt mich da?« Er zappelte mit aller Kraft, doch die Schenkel von Martinez hielten ihn wie stählerne Klauen. »Bitte, haltet ein!«
    »Aber warum denn?«, fragte die Bordellbesitzerin kalt.
    »Ich werde dir zwanzigmal zu höchster Lust verhelfen.«
    Wieder schlug Martinez mit aller Kraft zu. »Eins«, zählte Elvira.
    »Bitte, lasst mich gehen!«, heulte Fadrique dumpf zwischen den Schenkeln. Martinez schlug abermals zu.
    »Zwei«, zählte Elvira ...
    Nach dem zwanzigsten Schlag vernahm Martinez nur noch ein Schluchzen zwischen seinen Beinen. Er warf die Rute fort und stieß den dicken Händler zurück. Etwas Feuchtes klebte ihm die Finger zusammen. Blut! Er tastete sich nach rechts und verschwand wieder hinter dem Vorhang. Alsbald hörte er, wie Elvira die Kerzen wieder entzündete. Sein eines Auge suchte und fand das Guckloch. Fadrique lag auf dem Bett, sein Rücken hatte blutige Spuren auf den Kissen hinterlassen.
    »Ich denke, fürs Erste bist du bedient, mein kleiner Stier.« Die Bordellbesitzerin wirkte sehr zufrieden. »Jetzt solltest du aber gehen.«
    Mühsam begann der Tuchhändler sich zum Bettrand zu bewegen. Elvira hatte sich mittlerweile ein Gewand übergeworfen. Der Amethyst funkelte zwischen ihren Brüsten. »Beim Ankleiden musst du dir schon selbst helfen. Sollte dir demnächst wieder der Sinn nach einer Lustlektion stehen, vergiss nicht, dass ich mit Dublonen oder Goldescudos bezahlt werde.«
    Sie wandte sich ab und verschwand durch den Vorhang. Auch Martinez machte sich davon.
    An den folgenden Abenden erging es einer ganzen Reihe angesehener Bürger von Dosvaldes ähnlich: dem Apotheker, dem Goldschmied, dem Baumeister und einigen mehr. Gegen Ende der Woche erschien der Alcalde. Er wurde, wie die anderen zuvor, eher lustlos von Elvira bedient. Doch bevor er ging, zahlte er.
    »Wer war das?«, fragte Martinez hinterher. »Ich konnte ihn nicht genau erkennen.«
    »Der Alcalde«, antwortete sie. »Gehörte er auch zu den Nichtzahlern?«
    »Ja.« Sie lächelte mit ihren starken Zähnen. »Ich glaube, wir haben die Festung geknackt!«
    Am Morgen darauf ließ Elvira ausrichten, Martinez möge sie in ihrem Wohnzimmer aufsuchen.
    Als er kurz darauf erschien, sah er sie, die Tarotkarten in der Hand, am Spieltisch sitzen. Was wollte sie von ihm? Und warum saß sie dort? Spieltische, das wusste er, bargen gemeinhin nicht nur Spiele, sondern auch ein Geheimfach. Und darin lag meistens ein Batzen Geld. Er war sicher, dass es bei diesem nicht anders war. Schon in den vergangenen Tagen hatte er sich magisch von dem Möbel angezogen gefühlt. Vielleicht ergab sich jetzt eine unverfängliche Gelegenheit, es näher zu studieren.
    »Was kann ich für Euch tun, Herrin?«, fragte er. »Du kannst nichts mehr für mich tun, Martinez«, antwortete Elvira in ihrer direkten Art. »Was ich erreichen wollte, habe ich erreicht - dank deiner Hilfe. Die Freier zahlen wieder, mein Geschäft floriert wie früher.«
    Sie blickte ihn überraschend freundlich an. »Ich bin jemand, der für gute Arbeit gutes Geld zahlt, und der Dienst, den du mir erwiesen hast, war in der Tat Gold wert. Du bekommst deshalb von mir zehn Escudos.«
    Sie legte die Karten beiseite und gab Martinez einen kleinen Ledersack. »Ich danke dir.«
    »I... ich danke Euch auch, Herrin«, stotterte Martinez. Seinen Abschied von diesem Haus hatte er sich anders vorgestellt. »Glaubt Ihr wirklich, dass ich Euch in keiner Weise mehr dienen kann?«
    »Ja, Martinez, das glaube ich. Unsere Wege trennen sich heute. Ich mag auf die Dauer keinen Mann unter meinem Dach.«
    »Ich habe Euch gern geholfen, Herrin.« Martinez wog das Geldsäckchen in seiner Hand und suchte krampfhaft nach einem Grund, das Haus noch nicht verlassen zu müssen. Sein Blick fiel auf den Amethyst, den Elvira auch heute trug. Ein Gedanke kam ihm: »Gestattet Ihr mir, bevor ich mich verabschiede, noch eine Frage, Herrin?«, sagte er und gab seiner Stimme einen bescheidenen Klang.
    »Natürlich.«
    »Dieser

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