Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
Vom Netzwerk:
Ignacio unterbrach sich, um seines aufsteigenden Ärgers Herr zu werden. Wollte dieser Bursche ihn etwa schon wieder zum Narren halten? Er rang um Gelassenheit. Die Folter, wenn sie sich denn als notwendig erweisen sollte, würde die Verhandlung sicher im gewünschten Sinne weiterbringen.
    »Ihr gebt also nichts zu?«
    »Das habt Ihr richtig verstanden.«
    »Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als das peinliche Verhör einzuleiten! Pater Alegrio, habt Ihr festgehalten, dass der Angeklagte auch nach neuerlicher Befragung und im Angesicht der Folterinstrumente hartnäckig jedes Geständnis verweigert?«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Hochwürden, aber das habe ich nicht. Ich konnte es nicht.« Alegrio wies auf die eine Fackel, die das Gelass nur in trübes, unruhiges Licht tauchte. »Es ist zu dunkel zum Schreiben.«
    »Hm.« Ignacio winkte Nunu herrisch zu: »Bring ein paar Kerzen, Nunu, aber schnell!«
    »Ratte, hol mal Kerzen«, befahl Nunu. Die Ratte schaute Ignacio fragend an.
    Nunu reckte seine plumpe Gestalt: »Ich bin Kerkermeister un Folterknecht, un gleich kommt diese Terri ... Terri... Tizila-lis, Ihr wisst schon, was ich mein, Hochwürden, un das muss ich machen, das kann die Ratte nich.«
    »Ahern, ja.« Ignacio hüstelte. »Da hast du wohl Recht.«
    Er blickte Pater Alegrio an. »Die entsprechende Eintragung ins Protokoll könnt Ihr später nachholen. Der Gehilfe von Nunu besorgt Kerzen, und wir beginnen mit der Bezeichnung der Folterinstrumente, dabei braucht Ihr nichts mitzuschreiben.«
    »Jawohl, Hochwürden.«
    »Seid Ihr einverstanden, Don Jaime?«
    »Sicher, sicher.« Die Stimme des Alcalden klang ungeduldig. »Angeklagter, ich sage Euch, was jetzt geschieht: Wir gehen streng nach der Inquisitionsprozessordnung vor und beginnen mit der Territio verbalis. Nunu, du weißt ja, was du zu tun hast.«
    »Jawohl, Hochwürden.« Der Koloss drehte sich Vitus zu: »Pass jetzt auf, Ketzerdokter, ich sach dir, wie die Geräte heißen.« Er hinkte auf einen Schemel zu, auf dem ein eiserner Handschuh lag. »Das is der Glühende Handschuh.« Er legte ihn sorgfältig zurück, dann nahm er ein paar gelbliche, spitz zulaufende Holzstäbe auf. »Das sin Schwefelhölzer.« Er ging weiter. »Das is das Streckbett, un hier, an der Wand, is die Streckleiter.«
    »Was soll das Ganze?«, fragte Vitus in Richtung Ignacio. Der Inquisitor runzelte die Stirn. »Bei der Territio verbalis, Vitus »Ohnenachnamen«, werden dem Angeklagten die Folterinstrumente nur gezeigt und einzeln benannt. Er hat zu diesem Zeitpunkt noch immer die Möglichkeit abzuschwören. Wollt Ihr jetzt abschwören?«
    »Nein.«
    »Nunu, fahre fort.«
    »Jawohl, Hochwürden.« Der Koloss trat an einen kleinen Tisch, auf dem ein eisernes Gerät mit zwei Gewindebolzen stand. »Das sin Daumenschrauben.« Er griff nach dem birnenähnlichen Ding daneben. »Das is 'ne Mundbirne.« Er trat einen Schritt nach links und hob vom Boden ein Paar Eisenplatten auf, die mit Spitzen und Schellen versehen waren. »Das sin Spanische Stiefel.« Er legte die Platten wieder ab und deutete auf den Stuhl vor dem Tischchen. »Das is unser Stachelstuhl.« Er wandte sich zur Mitte des Raums, wo drei schwere Steine lagen. Mit einer vagen Geste wies er auf sie und auf das Seil, das zu einer Rolle an der Decke führte. »Un das is der Trockene Zug.«
    Ignacio unterbrach ihn. »Nun, Angeklagter, habt Ihr es Euch überlegt?«
    »Nein.«
    »Weiter, Nunu!«
    »Jawohl, Hochwürden. »Das hier is'n Block. Un hier, das is der Trichter. Der Block is für die Füße oder für die Hände, bei der Ziegenfolter isses so ...«
    „Halt!«, unterbrach Ignacio. »Noch keine Erklärungen.« Er blickte Vitus an: »Ich vermute, Ihr wollt Eure Meinung noch immer nicht ändern?«
    „Richtig.«
    Ignacio zuckte mit den Schultern. »Wir kommen dann zur Territio renlis, Angeklagter. Hierbei wird Euch erklärt, wozu die einzelnen Instrumente da sind. Während der Territio realis habt Ihr zum allerletzten Male die Möglichkeit, ohne Qual abzuschwören. Danach setzt die Folter ein. Nunu, beginne mit der Territio realis.«
    »Jawohl, Hochwürden. Wo war ich? Ach ja. Der Block hier is der untere Block. Der is wie ne Wand aus Holz, un wie du siehst, nich höher als dein Knie. Oben sin zwei Mulden drin, da tut der Ketzer die Handgelenke rein ...«
    Er wuchtete einen zweiten Block auf den ersten, wodurch die Wand sich erhöhte. Dann verschraubte er beide Teile.
    Der zweite Block war das genaue Gegenstück zum

Weitere Kostenlose Bücher