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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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unsterbliche Seele.«
    Einige der Frauen bekreuzigten sich erschreckt. Alegrio sah es mit Zufriedenheit. Es hatte ihm zwar insgeheim Freude bereitet, wie Ignacio auf die Schippe genommen wurde, aber was zu viel war, war zu viel. Als Vertreter der Kirche konnte er bei derlei Verunglimpfungen nicht untätig zusehen.
    »Vorwärts, Nunu!« Der Protokollführer wandte sich abschließend zu der Gruppe: »Geht heim, ihr guten Frauen, und vergesst, was ihr hier gesehen habt. Jede von euch betet zu Hause fünf Ave-Maria, damit ihr diese Sünde vergeben werde.«
    Die Frauen nickten betreten.
    »Und dir, Locolito, gebe ich einen guten Rat: Auch Narren sind vor dem Zorn Gottes nicht sicher. Ebenso wenig wie vor dem Zorn der Inquisition.«
    Locolito verbeugte sich theatralisch devot. »Jawohl, hochwürdigster Vater!«
    »Denk daran, bevor du deine nächste Vorstellung gibst.«
    »Ich denke dran, so oft ich kann!
    Doch auch ein Narr muss schließlich leben, drum müsst Ihr etwas Geld mir geben!« Fordernd hielt er seine Hand auf. »Werde nicht unverschämt. Mach, dass du fortkommst!« Langsam wurde es Pater Alegrio zu bunt. Der Narr machte ein zerknirschtes Gesicht, steckte die Fingerpuppe ein und entfernte sich hüpfend.
    Alegrio fiel noch etwas ein: »Am besten wird es sein«, rief er den sich entfernenden Frauen nach, »ihr berichtet Pater Diego von diesem Vorfall, wenn er euch das nächste Mal die Beichte abnimmt.« So war sichergestellt, dass auch der Pfarrer von Dosvaldes von dem Gerücht über Ignacio erfahren würde. Die Frauen nickten gehorsam.
    »Der Herr sei mit euch, meine Schafe.«

    Im Kerkergebäude schloss sich ihnen ein kleiner, engbrüstiger Mann an, der ein Frettchengesicht hatte - das musste die »Ratte« sein. Der Gang, der ins Innere führte, war schmal, was ein zügiges Fortkommen erschwerte. Nunu und Vitus gingen voran, Pater Alegrio und die Ratte folgten. Tausend Gedanken schwirrten durch Vitus' Kopf. Mit welchen Folterwerkzeugen würden sie ihn quälen? Sollte er nicht doch nachgeben und einfach sagen, was der Inquisitor hören wollte?
    Um sich abzulenken, zählte er die Schritte mit. Beim einundzwanzigsten endete der Gang. Sie bogen rechts ab. Ein neuer Gang tat sich auf. Er sah genauso aus wie der erste, aber Vitus erkannte, dass es der Gang war, von dem seine Zelle abging. Sie schritten an der Tür vorbei. Plötzlich hörte er ein kräftiges Pochen von innen. Ohne zu überlegen, rief er zurück: »Bist du das, Magister?«
    »Ja!«, war die Stimme des kleinen Gelehrten zu vernehmen. »Ich höre, dass du in großer Begleitung daherkommst. Schätze, sie wollen dich ein bisschen zwicken. Lass dich nicht unterkriegen!«
    »Maul halten!«, schrie Nunu dazwischen. Er stieß Vitus grob die Faust ins Kreuz.
    »Vorwärts!«, befahl Pater Alegrio hinter ihnen.
    »Unkraut vergeht nicht!«, rief Vitus. Der Magister lachte glucksend. Sie gingen weiter. Auch dieser Gang hörte nach einundzwanzig Schritten auf. Vitus schloss daraus, dass der Kerkerkomplex quadratisch angelegt war. Abermals wandten sie sich nach rechts, doch hier versperrte ihnen eine Tür den Weg. Nunu schloss auf. Der vor ihnen liegende Gang wies keine Zellentüren auf, bis auf eine, die ganz am Ende auftauchte. Vitus fragte sich, was sich dahinter verbarg. Gefangene schienen nicht darin zu sein. Sie wandten sich zum dritten Mal nach rechts und sahen eine Steintreppe vor sich, die steil hinabführte. Vitus zählte elf Stufen. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Rechts und links verlief felsiges Gestein, an dem Schwitzwasser in kleinen Rinnsalen herablief - ein Zeichen dafür, dass sie tief unter der Erde waren. Vor einer schweren, granitenen Platte machten sie halt. Es war jetzt nahezu stockdunkel. Nunu schob die Platte beiseite wie eine Papierwand. »Ratte, geh mal vor un mach Licht.«
    Nachdem sie eingetreten waren, erblickte Vitus einen Raum, in dem gleich vorn zur Rechten ein Richtertisch mit drei Stühlen stand; darüber an der Wand hing eine Fackel, die trübes Licht verteilte.
    »Da wären wir.« Pater Alegrio breitete seine Protokolle auf dem Tisch aus und setzte sich. »Nunu, du kannst jetzt das Mittagessen aus der Gefängnisküche besorgen.«
    »Hol mal Essen, Ratte«, sagte Nunu.
    »Wieso ich?«, quengelte sie.
    »Biste nu mein Hilfsmann oder nich?«
    »Ja doch, bin ich.« Die Ratte schickte sich an, den Raum zu verlassen.
    »Einen Moment!« Pater Alegrio hob Einhalt gebietend die Hand. »Für mich brauchst du keine

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