Der Wandler
komm schon, Sammy ist nicht der Klügste. Um ehrlich zu sein, er ist ganz schön blöd. Der glaubt noch an den Weihnachtsmann.«
Auf jede Frage eine Antwort. Wie ich es hasste, mich mit Ego zu messen.
Sammy blickte mich noch immer fragend an. Seufzend begann ich ihm Ego`s Version des Geschehenen zu erzählen. Hier und dort schmückte ich sie ein bisschen aus und siehe da, Ego hatte wie immer Recht. Sammy glaubte mir den erlogenen Schwachsinn.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm Lügen aufgetischt hatte. Andererseits aber war diese Lüge weniger Angst einflößend als die Wahrheit. Es war nicht immer das Beste, alles zu wissen und bekanntlich war Schweigen ja Gold. Auf jeden Fall sah er nun erleichtert aus und das nahm mir auch ein wenig meine Gewissensbisse.
»Guck ihn dir an. Der kleine Idiot ist glücklich. Die Wahrheit hätte er gar nicht ertragen.«
Ich schnaubte verächtlich und lehnte mich wieder zurück. Den Rückweg über versuchte ich meine Gedanken ein wenig zu ordnen.
Ich ließ die ganze Situation Revue passieren, konnte mir aber immer noch keinen Reim darauf machen. Ego würde mich hoffentlich bald aufklären, aber die Stimme in meinem Kopf blieb stumm.
New York, New York
Vor den Scheiben des Transporters, raste die Landschaft voller verlassener Häuser und zerstörter Straßenzüge an mir vorbei. Die Welt hatte schon bessere Tage gesehen.
Einst war das hier eine dicht besiedelte Metropole, die vor Leben nur so strotzte. Doch die Apokalypse hatte davon nicht viel übrig gelassen. Flugzeuge waren wie Steine vom Himmel gefallen, manche von ihnen steckten in Hochhäusern. Ganze Straßenzüge waren abgebrannt und nur noch Ruinen als Mahnmal übriggeblieben. Unzählige Menschenleben wurden mit einem Schlag ausgelöscht.
Die Überlebenden des ersten Tages wurden durch brütende Hitze bei Tage und eisige Kälte bei Nacht weiter dezimiert. Man tötete sich gegenseitig im Kampf um Lebensmittel und warme Kleidung. Es muss schrecklich gewesen sein. Doch die Ereignisse waren lange her, nur noch die verwüstete Stadt war als stiller Zeuge übrig geblieben. Ihr Anblick machte mich traurig. Erschöpft schloss ich die Augen und versuchte die Welt auszublenden.
Ich musste kurz eingenickt sein, denn ich bemerkte nicht, wie wir über die Brücke und durch das Tor, vorbei an all den Schutzwällen, die Neo NY umgaben, hinein in unser Camp fuhren.
Erst das Öffnen der LKW-Türen, riss mich aus meinen düsteren Gedanken.
Die Wächter kümmerten sich nicht weiter um uns. Sie hatten den Transporter in dem alten Parkhaus abgestellt, welches zur Wartung und Lagerung aller zivilen Fahrzeuge diente. Noch bevor wir ausstiegen, waren sie verschwunden.
Sammy und ich waren trotz der gerade überstandenen Strapazen noch nicht mit unserer Arbeit fertig.
Wir mussten nochmals in unsere riesigen Eisenhäute schlüpfen. All die Dinge, von Stahlträgern bis hin zu den Ravioli-Büchsen, mussten in eines der Vorratslager gebracht werden.
Brutus hüpfte aus dem Transporter und schüttelte sich erstmal kräftig. Gleich danach verzog er sich hechelnd in ein schattiges Eck und ließ sich auf dem Boden nieder. Recht hatte er.
Die Verfolgungsjagd in den dunklen, tunnelartigen Gängen und unsere übereilte Flucht hatten an seinen Kräften gezehrt. Auch ich fühlte mich ausgelaugt. In meinem Kopf schwirrten noch immer die Gedanken. Am liebsten hätte ich mich zu ihm gelegt und die restliche Arbeit den saublöden Wächtern überlassen.
Ich war doch nicht deren Volltrottel. Diese Sklaventreiber sollten zur Hölle fahren. Erst brachten sie mich in Lebensgefahr und jetzt durfte ich auch noch schuften.
Sammy war im Gegensatz zu mir wieder frohen Mutes, wusste er doch nichts von meiner unheimlichen Begegnung. Er bestieg seine Rüstung und stapfte, die Hand zum Gruß erhoben, an mir vorbei in Richtung der Wartungshallen. Dort würde sein Anzug routinemäßig durchgecheckt werden.
Manchmal fühlte ich mich richtiggehend einsam. Als einziger vernünftiger Mensch auf einem von Irren bevölkerten Planeten.
Wir lebten in einer unwirklichen Welt als Arbeits- sklaven und steuerten Panzer, in Form von überdimensionierten, eisernen Robotern. Und da draußen liefen offenbar Wesen herum, die vor unseren Eisenhäuten keinerlei Angst hatten. Im Gegenteil, sie versetzten unsere Alien-Parasiten-Herrscher in Panik.
Das war ja schlimmer als in jedem grottig schlechten B-Movie.
Ich raffte mich auf, was mir brutal schwer fiel.
Als ich mich im
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