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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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noch auf seinem Arm, doch sie hatte kaum mehr die Kraft, sie zu bewegen.
    Er wandte den Kopf und runzelte die Stirn. »Was machst du da?«
    »Ich gebe dir eine Transfusion.« Ihre Hand rutschte ihr schwer in den Schoß, doch die Nadel blieb auch stecken, ohne dass sie sie festhielt.
    Sein Blick glitt über sie, ihren Arm und schließlich den Schlauch.
    »Wessen Idee war das?«, wollte er wissen.
    »Meine.«
    »Sie gefällt mir nicht.«
    Sie lächelte. So ein Pech.
    Sein Blick hielt sie fest. Er blinzelte träge, und Gaia war glücklich, in seiner Nähe zu sein. 13.03 Uhr. Irgendwas sollte sie mit der Uhr machen, das wusste sie noch … Doch sie fühlte sich sehr müde. Wie benebelt.
    »Weißt du noch, die Glühwürmchen?«, flüsterte sie.
    »Bei der Hütte des Siegers – natürlich weiß ich das noch. Ich wünschte, ich wäre mit dir auf die Wiese gegangen.«
    Sie lächelte wieder. Wie schön die Glühwürmchen gewesen waren. Beinahe konnte sie die winzigen grünen Lichter vor sich sehen – und diesmal war Leon bei ihr – und Maya.
    Wir sollten dort wieder hin, wollte sie sagen. Die Worte kamen ihr nicht über die Lippen, doch das spielte keine Rolle. Sie wusste, dass er sie auch so verstand.

23 Unter der Arkade
    »Was verdammt noch mal ist hier los?« Myrnas Stimme drang von einem weit entfernten Ort zu ihr. »Dieses dämliche Mädchen. Wenn sie jetzt an Blutverlust stirbt, bring ich sie um.«
    Gaia zwang sich, die Augen zu öffnen, und erblickte Myrna, die ihr gerade die Nadel aus dem Arm zog. Angie stand hinter ihr und schaute gebannt zu. Auch Will war gekommen. Noch weiter hinten, zwischen den Bogen, sah sie die Sonne auf den Platz scheinen, doch hier unten lagen die Schatten lang und tief.
    »Sind wir noch rechtzeitig?«, fragte Angie.
    »Schwer zu sagen«, erwiderte Myrna. »Lass mich mal sehen.«
    Sie drückte Gaia ein Stück Stoff auf den Stich und verband ihr den Arm. Gaias Blick zuckte zu Leon, der die Augen wieder geschlossen hatte. Seine Hand aber hielt den Katheter umklammert: Er hatte ihn zusammengepresst, damit nicht noch mehr Blut von ihr in ihn strömte.
    »Leon«, flüsterte Gaia und stupste ihn an. »Sei jetzt nicht tot.«
    Da holte er vernehmlich Luft. »Okay.«
    Als sich Myrna an ihm zu schaffen machte, schlug er stöh nend die Augen auf. »Immer eine nach der anderen bitte.«
    »Wenn du schon wieder Scherze machst, hast du das Schlimmste überstanden«, sagte Myrna. »Gut.«
    »Wo ist Peter?«, fragte Gaia.
    Will hockte sich neben sie und schloss seine starken Finger um ihre. Sein Blick ruhte auf ihren Händen, und da begriff sie, dass er sie gerade zum ersten Mal wirklich berührte. Dann aber zog sich der stille, fast zärtliche Moment einfach zu lange hin. Alles in ihr schien sich zusammenzuschnüren, und eine schreckliche Ahnung ergriff von ihr Besitz. Doch es gab keine andere Erklärung: Peter musste etwas zugestoßen sein.
    Die Last auf ihrer Brust raubte ihr fast den Atem. »Das darf einfach nicht sein …«
    Will aber nickte. »Eigentlich sollte ich wissen, was zu sagen ist«, überlegte er. »Schließlich war er mein Bruder. Doch ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll.«
    »Was ist passiert?«, brachte sie hervor.
    »Er wurde noch am Galgen erschossen.«
    »Aber ich habe doch gesehen, wie er und Malachai durch die Falltür gestürzt sind. Unter der Plattform waren sie in Sicherheit.«
    Will schüttelte langsam den Kopf. »Jack hat ihre Seile zwar gelöst, doch zu dem Zeitpunkt war Peter schon tot. Malachai hat noch eine Weile durchgehalten.« Ihm versagte die Stimme. Er ließ Gaia los und barg das Gesicht in den Händen. »Mein kleiner Bruder.«
    Gaia sah Will neben sich knien, sah Myrna, die sich um Leon kümmerte, und hinter ihnen Angie – doch nichts ergab mehr einen Sinn. Peter war tot und Malachai auch. Alles war ohne Bedeutung.
    Aber Peter liebt mich doch, dachte sie.
    »Er kann nicht tot sein«, sagte sie, doch als sie ihre Worte hörte, glaubte sie schon selbst nicht mehr daran, und der Schmerz stach ihr tief ins Herz. »Will«, flüsterte sie voll Kummer. »Es tut mir so leid.«
    Er schüttelte den Kopf, das Gesicht noch immer in den Händen verborgen, doch als sie ihn dann sanft berührte, lehnte er den Kopf an ihre Schulter. Ein einsamer, zerquälter Laut drang über seine Lippen, und Gaia teilte seine Qual. So gut es ging, legte sie den Arm um ihn. Sie fühlte eine trotzige, wütende Verzweiflung in sich aufsteigen. Es war einfach nicht richtig – es war nicht

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