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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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noch? Es scheint so lange her zu sein, aber ich kann sie beinahe vor mir sehen.«
    »Das war unglaublich.«
    »Damals wolltest du nicht bei mir sein.« Sie erinnerte sich noch gut, wie er unter dem Vordach der Veranda geblieben war, während sie und Maya sich auf der nächtlichen Wiese im hohen Gras im Kreis gedreht hatten, umgeben von tausend kleinen, blinkenden Lichtern.
    »Ich konnte nicht«, sagte er.
    »Wieso nicht? Warst du immer noch wütend?«
    »Wütend. Einsam. Ich hoffte immer noch, ich käme irgendwie über dich hinweg.«
    »Was für ein Fehler das doch gewesen wäre«, sagte sie.
    Er streichelte ihr den Rücken.
    »Schon komisch, oder?«, überlegte er. »Selbst damals, als wir kaum miteinander geredet haben, musste ich ständig in deiner Nähe sein. Ich habe versucht, mir ein Leben ohne dich vorzustellen, aber nichts ergab mehr einen Sinn. Ich bin mir nicht sicher, was ich getan hätte, wenn du nicht irgendwann erkannt hättest, dass wir zusammengehören. Wahrscheinlich hätte ich versucht, Sylum zu vernichten.«
    »Das sagst du doch nur so.«
    »Ich hätte es probiert«, bekräftigte er. »Und vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen. Wir hätten den Sumpf nie verlassen, du hättest Peter geheiratet …«
    »Nein.«
    »Aber ja doch – oder Will. Einen dieser Chardos eben.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Aber sicher«, sagte er überzeugt, als hätte er sich sehr lange Gedanken darüber gemacht.
    Sie wollte sich wirklich nicht vorstellen, wie es mit Peter gewesen wäre. Oder mit Will. Sie wollte aber auch nicht daran denken, dass sie in Pegs Taverne gerade neue Freundschaften schlossen.
    »Weißt du, dein Kürbisbrot und deine raffinierte Art haben mich überzeugt«, sagte sie.
    Er lachte. »Sehr raffiniert war ich nun nicht gerade.«
    »Und wie. Du hast an dem Abend auf mich gewartet. Du hattest nicht mal ein Hemd an.«
    »Vielleicht hatte ich so meine Hintergedanken«, gab er zu und rieb sich das bärtige Kinn. »Auf jeden Fall wollte ich mich nicht kampflos geschlagen geben.«
    Sie lächelte. »Es hat funktioniert. Wir sind jetzt hier.« Sie holte tief Luft und versuchte, beim Gedanken an all das, was dieses ›hier‹ mit einschloss, nicht wieder nervös zu werden. »War es schön, Evelyn wiederzusehen?«
    »Ja. Sie ist einfach unglaublich. Ich wünschte, ich könnte mehr Zeit mit ihr verbringen, aber ich sehe momentan kaum die Möglichkeit dazu.« Er schüttelte den Kopf. »An meine neue kleine Schwester muss ich mich auch erst noch gewöhnen. Ich wüsste gern, ob ich mehr wie Derek wäre, wenn ich mit ihm als Vater aufgewachsen wäre.«
    »Aus dir ist auch so ein ganz anständiger Kerl geworden«, sagte Gaia. »Davon abgesehen wärst du vielleicht gestorben, wenn du vor der Mauer aufgewachsen wärst – so wie deine Schwestern oder deine Mutter.«
    Er lächelte. »Ich stelle mir lieber vor, dass ich durchgekommen wäre und dich noch früher kennengelernt hätte.«
    »Ich wünschte nur, der Protektor sähe das auch so.«
    Er versteifte sich. »Hat er etwas über mich gesagt?«
    Sie suchte nach Worten, die keine schlechten Erinnerungen wachrufen würden, doch es führte kein Weg an der Wahrheit vorbei. »Er hat deine Schwester Fiona erwähnt«, gab sie zu. »Wie kommt es nur, dass er nicht weiß, wie du wirklich bist?«
    »Gaia«, sagte er gedehnt und nahm seinen Arm weg. »Darüber willst du jetzt nichts hören.«
    »Ich werde schließlich mit ihm verhandeln müssen«, sagte sie. »Da sollte ich wissen, wie es zwischen dir und ihm aussieht. Du hast gerade gesagt, ich könnte dir alles anvertrauen – das gilt auch umgekehrt.«
    »Ich kann das nicht so einfach erklären«, sagte er gepresst.
    »Versuch es bitte.«
    Er rang die Hände zwischen den Knien. »Ich weiß auch nicht. Aber vielleicht ist das ein gutes Beispiel: Als ich un gefähr zehn Jahre alt war, kam der alte Lehrer meines Vaters zu Besuch. Er hatte so ein kleines Geduldsspiel dabei, und auf einmal war es verschwunden. Mein Vater wurde sehr wütend. Wahrscheinlich war er beschämt. Schließlich sollten wir uns von unserer besten Seite zeigen, und es war ziemlich offensichtlich, dass eines seiner Kinder das Spiel gestohlen hatte.«
    »Hat er dich verdächtigt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Genau davor hatte ich Angst, aber dann haben sie die Kiste bei Rafaels Sachen gefunden. Er war zwar erst sechs, aber alt genug, es besser zu wissen – und er hatte gelogen. Da platzte meinem Vater der Kragen. Er schickte mich weg. Ich wusste

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