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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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»Ich sagte, es tut mir leid.«
    »Gut so.«
    Sie folgten der Hauptstraße den Hügel empor, bis sie den Bastionsplatz erreichten. Licht fiel durch die Fenster auf den Platz, und weißgekleidete Gäste trugen bunt verpackte Geschenke über die Terrasse. Sie hörte Gelächter und leise, beschwingte Musik.
    An der Tür begrüßte sie Winston, der Pförtner, und führte sie hinein. Peter und Malachai gingen mit ihr, die restlichen Scouts folgten.
    Die Eingangshalle war voller Gäste, und jenseits der geschwungenen Treppe, im Wintergarten, drängten sich noch mehr. Gaia entdeckte eine der schwangeren Frauen des Instituts. Wie die meisten Gäste war sie ganz in Weiß gekleidet, doch durch ihr schimmerndes Armband, das sie stolz wie einen Orden trug, war sie leicht zu unterscheiden. Am Fuß der Treppe spielten ein paar Kinder in vornehmer Kleidung mit einem Kätzchen. Zwei junge Frauen in Rot wiegten Babys auf ihren Armen, und schwarz gekleidete Kellner reichten Getränke.
    Winston deutete auf eine hohe Tür, jenseits derer sich die Gefolgschaft sammelte. »Eure Wachen werden sich im Billardzimmer vielleicht wohler fühlen.«
    Gaias Scouts kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Nichts in Sylum hatte sie auf diesen Reichtum und Luxus vorbereiten können. Wie betäubt standen sie in der hell erleuchteten Halle. Gaia erinnerte sich noch gut, dass es ihr einmal ähnlich ergangen war.
    »Peter und Malachai, ihr kommt mit mir.« Dann senkte sie die Stimme, sodass nur Peter sie noch hörte. »Sie werden uns nicht einfach angreifen – nicht vor den Augen ihrer Freunde.«
    »Ihr könnt gehen«, sagte Peter zu den Scouts, woraufhin sie sich zerstreuten.
    »Gaia, da bist du ja!«, rief Genevieve. Mit breitem Lächeln trat sie auf sie zu, reichte ihr Glas an Winston und nahm Gaias Hände in ihre. »So viele Leute hier brennen schon darauf, dich kennenzulernen.«
    »Wo ist Leon?«
    »Irgendwo hier«, sagte sie unbekümmert. Ihr goldenes Haar war zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt, und auch ihr weißes Kleid war mit schimmerndem Gold verziert. »Du hättest uns sagen sollen, dass ihr verlobt seid! Was für eine schöne Überraschung.«
    »Hat Evelyn das erzählt?«
    »Nein, Leon selbst. Wir wollten eigentlich warten, bis du da bist, damit ihr es gemeinsam verkünden könnt, aber ich fürchte, jemand hat sich verplappert, und die Neuigkeit verbreitet sich bereits. Du hast Freunde mitgebracht, wie ich sehe?« Sie schenkte Peter und Malachai ein Lächeln.
    Gaia stellte sie vor. Genevieves herzlicher Empfang beeindruckte sie.
    »Sehr erfreut«, lächelte Genevieve und hielt Peters Hand etwas länger gedrückt als unbedingt nötig. »Möchtet ihr vielleicht etwas Bowle oder Wein? Unser Koch hat eine herrliche Bowle mit Sorbet gemacht. Sie wird euch schmecken.«
    »Ich möchte bloß zu Leon«, sagte Gaia.
    »Er war eben noch hier. Lass mich dir ein paar Freunde vorstellen, während wir ihn suchen.« Genevieve zog Gaia in Richtung des Wintergartens. Peter und Malachai folgten ihr. »Die Goades und die Rhodeskis werden heute Abend Großeltern und sind ganz außer sich vor Freude. Sie sind reicher, als du dir vorstellen kannst, und haben bereits märchenhafte Summen in unsere zivilen Projekte investiert. Es wird dich freuen zu hören, dass sie vielleicht sogar eine Wasserleitung für New Sylum finanzieren. Da wären wir!«
    An der Schwelle zum Garten blieb Gaia kurz stehen. Die Glastüren waren nach allen Seiten hin geöffnet und gewährten Einblick in die dahinter liegenden Räumlichkeiten. Auf der ihnen abgewandten Seite schien es in einen größeren Saal zu gehen, aus dem auch die Musik drang. Überall standen üppige Farne, und Palmen reckten ihre Wedel zur gläsernen Decke empor. Doch so schön dieser Innengarten auch war – verglichen mit den urwüchsigen Weiten des Waldes und des Sumpfes von Sylum wirkte er fast kläglich zahm.
    Eine endlose Schar von Leuten bewegte sich in dem begrünten Hof, darunter Schwester Khol, Tom und Dora Maulhardt und viele andere, an die sich Gaia noch von früher erinnerte.
    Leon war unter diesen Menschen aufgewachsen, wurde ihr bewusst, in diesem reichen Milieu. Zwar war er mit sechzehn verstoßen worden und hatte sich mit seiner Familie überworfen, doch das hier war, woher er kam. Elegante Festlichkeiten wie diese mussten ein bestimmender Teil seiner Kindheit gewesen sein, und doch redete er so gut wie nie darüber. Sie konnte sich ihn ausgezeichnet in dieser Menge vorstellen – doch er war

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