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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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wirkten besorgt, leider auch zögerlich.
    Gaias Entschluss jedoch stand bereits fest. »Wir holen ihn da raus.«
    »Es ist ganz offensichtlich eine Falle«, gab Peter zu bedenken.
    »Das ist mir egal.«
    »Gaia«, erinnerte Will sie. »Du hast gerade selbst gesagt, dass es ein Fehler war, in die Enklave zu gehen. Du kannst doch jetzt nicht einfach wieder rein.«
    »Wir gehen durch das Südtor, und zwar zu unseren Bedingungen. Ihr könnt mich gerne begleiten und so viele Leute mitnehmen, wie ihr wollt. Aber um Punkt sieben werden wir da sein.« Sie warf die Einladung vor sich auf den Tisch. »Der Protektor hat jetzt eine Geisel – wir lassen Leon nicht im Stich.«
    »Du willst doch aber nicht so gehen, wie du gerade aussiehst, oder?«, fragte Myrna.
    »Wieso denn nicht?«, fragte Gaia und schaute an sich herab. Sie trug noch immer Ritas rotes Kleid.
    »Das ist eine förmliche Einladung. Da macht man sich schick.«
    Nun musste Gaia lachen, zum ersten Mal seit Langem, wie ihr schien. »Ich will mich ja nicht mit den Gästen vergnügen.«
    »Du willst sie aber auch nicht bedienen – und genau so wird es wirken, wenn du in dem Kleid hineingehst. Und du kommst auch nicht um sieben. Du kommst um halb acht oder später, wenn du wichtig bist.«
    An solche Details hätte Gaia gar nicht gedacht. »Vielleicht solltest du mitkommen.«
    Myrna hob eine Braue. »Ich bin aber nicht eingeladen.«
    »Und wenn schon. Die Leute hören auf dich, also wird es vielleicht Zeit, deine Stimme zu erheben. Und für mich wäre es gut, dich dabeizuhaben.«
    »Ich möchte aber auch noch da sein, wenn sich der Staub wieder legt«, sagte Myrna. »Also halte ich mich lieber raus, bis die Verletzten mich brauchen. Und ich versichere dir, das passiert noch früh genug.«
    »Ich führe uns ja nicht in eine Schlacht«, sagte Gaia.
    »Ach nein? Mach dir nichts vor. Und zieh dieses Kleid aus – du bist keine Dienerin.«
    So betrat Gaia zum dritten Mal seit ihrer Rückkehr die Enklave, diesmal auf Einladung. Begleitet wurde sie von Peter und einem Dutzend Scouts. Die Wachen am Südtor traten respektvoll beiseite.
    »Wir haben dich schon erwartet, Schwester Stone«, sagte einer von ihnen und tippte sich an den Hut.
    Hinter ihm sprach Sergeant Burke in ein Gerät. Er ließ Gaia dabei nicht aus den Augen.
    »Und es ist doch eine Falle«, murmelte Peter.
    Gaia war gleichgültig, ob es eine Falle war. Sie hatte einfach herkommen müssen.
    »Du siehst wirklich gut aus«, fügte er hinzu.
    Sie lachte. Sie war Myrnas Rat gefolgt und hatte Ritas rotes Kleid gegen die Sachen getauscht, die sie als Matrarch in Sylum getragen hatte: braune Hosen und eine weiße Bluse. Josephine hatte darauf bestanden, ihr eine leichte Leder jacke zu leihen, die sich um ihren Rücken und ihre Arme schmiegte. Was Gaia jedoch am meisten schätzte, war der Dolch, den Norris ihr gegeben hatte und den sie im Stiefel trug. Ihr war klar, dass sie nicht besonders vornehm wirkte, doch seit sie sich gewaschen und sich die Haare gekämmt hatte, fühlte sie sich wenigstens wieder wie ein Mensch. Um den Hals trug sie ihre Kette und Leons Bändchen nach wie vor am Handgelenk.
    »Danke«, sagte sie zu Peter.
    »Und für mich gibt’s kein Kompliment?«
    Sie brauchte ihn nicht anzusehen, um zu wissen, dass er gut aussah. Das tat er einfach immer, als wäre es eine Art Naturgesetz.
    »Nein. Und geh mir jetzt nicht auf die Nerven.«
    Die restliche Eskorte lief ein paar Schritte hinter ihnen und behielt die Umgebung im Blick.
    Peter aber ließ nicht locker. »Ich frage mich nur, ob du eigentlich gern jemand in der Hinterhand hättest.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn deinem Verlobten je etwas zustieße, würdest du ihm ewig nachtrauern, oder würdest du zu einer deiner alten Flammen zurückkehren?«
    » Denk nicht einmal daran – das ist ja widerlich.«
    »Es ist eine ehrliche Frage.«
    »Widerlich.«
    »Auch eine Antwort.«
    »Malachai!«, rief sie. »Komm mal her.« Der große Mann schloss auf, sodass er zwischen ihr und Peter lief.
    »Ist ja schon gut«, sagte Peter mürrisch. »Ich habe verstanden. Tut mir leid.«
    Du solltest allmählich drüber hinweg sein, dachte sie. Er brachte es noch fertig, dass sie gar nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, und das bei den Sorgen, die sie sich gerade um Leon machte. Sie musste ihn befreien und wusste nicht einmal, wo er war. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, dass er vielleicht schon wieder in Zelle V saß.
    Peter reckte den Kopf an Malachai vorbei.

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