Der Weg der Helden
an die Kehle.
Ammon hielt das Kind mit der linken Hand, und seine rechte Hand zuckte vor. Seine schlanken Finger packten das Handgelenk der Frau und verdrehten es. Das Messer fiel klappernd auf den Steinboden. Ammon hob es auf und warf es der Frau zu. » Du scheinst nicht allzu viel Angst vor der Invasion zu haben«, sagte er beiläufig.
Sie rieb sich das Handgelenk. » Welchen Unterschied macht das schon für unsereins? Sie werden uns nicht umbringen. Wir bedeuten ihnen nichts. So wie wir euresgleichen nichts bedeuten. Das Leben geht weiter. Oder auch nicht.« Sie zuckte mit den Schultern. » Und jetzt gib mir den Ring!«
» Zuerst bringst du uns ins Viertel der Töpfer.«
Die Frau grinste und zeigte ihm ihre braunen, fehlerhaften Zähne. » Willst du dir eine Vase machen lassen?«
» Und ein paar Becher. Also, wenn du uns hilfst, werde ich dich fürstlich entlohnen.«
Sie blickte auf seine derbe graue Tunika. » Ich sehe keinen Geldbeutel.«
» Da hat sie nicht Unrecht, Anwar. Hast du Geld bei dir?«
» Ich… ich glaube nicht, dass dies der richtige Moment oder der richtige Ort ist, um zu diskutieren, ob…«
» Gib ihn mir.«
Anwar griff in sein violettes Gewand und zog einen kleinen, aber schweren Beutel heraus.
» Geh voraus, Mistress«, sagte Ammon.
» Du bist wirklich ein seltsamer Kauz«, meinte sie. Dann nickte sie einem Mann zu, der im Hausschatten stand, und setzte sich in Bewegung. Ammon reichte Anwar das schlafende Kind und folgte ihr. Der schlanke Mann, der ihnen nachging, schien ihn nicht zu interessieren. Anwar dagegen warf dem Mann nervöse Blicke zu und blieb dicht beim König.
Sie gingen fast eine halbe Stunde, durchquerten stinkende Gassen und etliche heruntergekommene Stadtviertel. Schließlich deutete die Frau auf einen gewundenen Strom. Kleine Häuser standen auf beiden Ufern, die durch eine kleine Steinbrücke verbunden waren. » Das ist das Dorf der Töpfer«, erklärte sie. » Und jetzt bezahl mich fürstlich!«
Ammon öffnete den Beutel. Darin befanden sich ausschließlich Goldmünzen. Er nahm zwei heraus und reichte sie der Frau. Der schlanke Mann trat vor. » Ich glaube, wir nehmen sie alle«, erklärte er und zog einen langen, dünnen Dolch.
» Gier ist so ungehörig«, antwortete Ammon. » Du besitzt jetzt mehr Gold, als ihr je gesehen habt. Mehr gibt es nicht. Und jetzt muss ich mich um andere Angelegenheiten kümmern. Ich will euch nicht töten. Also gebt euch zufrieden.«
» Sollten wir zufrieden sein, mein Täubchen?«, fragte der Mann die Frau.
» Pah!«, stieß sie abfällig hervor. » Weide ihn aus, Beli.«
Das Messer zuckte vor. Ammon parierte den Stich mit seinem rechten Unterarm und rammte dann seinen Handballen gegen das schmutzige Gesicht des Mannes. Er traf ihn unmittelbar unterhalb der Nasenlöcher. Geräuschlos fiel der Räuber aufs Gesicht. Die Frau starrte einen Moment auf den am Boden liegenden Mann. Dann fiel sie neben ihm auf die Knie. Sie schüttelte ihn.
» Es ist sinnlos«, erklärte Ammon. » Er ist tot.«
» Du hast ihn umgebracht, du Mistkerl!«, kreischte sie. Ammon wirbelte herum, und seine linke Handkante krachte gegen ihren Nacken. Es gab ein widerliches Knacken, und die Frau stürzte über den Leichnam ihres Geliebten. Ammon kniete sich neben die Leichen und nahm die beiden Goldmünzen an sich.
Das Kleinkind wachte auf und begann zu weinen. Ammon nahm Anwar den Jungen ab und rieb ihm über den Rücken. » Schon gut, mein Kleiner, alles ist gut. Sei still. Wir suchen dir im Dorf etwas zu essen.«
» Ihr seid erstaunlich, Hoheit. Und ein sehr geschickter Kämpfer.«
» Geschicklichkeit ist immer relativ zur Qualität des Gegners. Und die beiden waren alles andere als Könner.«
» Trotzdem. Wo habt Ihr diese Technik gelernt?«
» Du erinnerst dich an den charmanten Jungen aus dem Norden, der uns besucht hat? Der Große mit dem gelben Haar?«
» Ja.«
» Er hat es mich gelehrt. Das Geheimnis besteht offensichtlich darin, dass die Bewegung langsam begonnen werden muss. Das ist wirklich sehr wirkungsvoll.«
» Ihr beherrscht diese Kunst wirklich vorzüglich, Hoheit. Aber es besteht ein großer Unterschied zwischen einer Übung mit einem Freund und einem Kampf.«
» Allerdings. Der Kampf ist erheblich berauschender.« Ammon setzte sich in Bewegung und ging in Richtung des Hanges, der zum Dorf führte.
» Warum habt Ihr nach diesem Ort gefragt, Hoheit?«, erkundigte sich Anwar.
» Ich habe hier einen Freund.«
» Ihr habt einen
Weitere Kostenlose Bücher