Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
nicht mit jedem duellieren, der etwas gegen seinen Vater sagte.
Das Schlimmste aber war, dass das, was diese Leute sagten, schon eine gewisse Wahrheit in sich barg. Die Alethi-Prinzentümer waren wie kleine Königreiche und regierten sich selbst, auch wenn sie Gavilar als ihren König anerkannt hatten. Elhokar hatte den Thron geerbt, und es war Dalinars gutes Recht gewesen, das Kholin-Prinzentum für sich zu beanspruchen.
Doch die meisten Großprinzen hatten der Allgewalt des Königs bloß auf dem Papier zugestimmt. In Wirklichkeit besaß Elhokar gar kein eigenes Land. Er neigte dazu, sich wie der Großprinz des Kholin-Prinzentums zu verhalten und zeigte großes Interesse an dessen alltäglichen Regierungsgeschäften. Während Dalinar eigentlich ein selbstständiger Herrscher hätte sein sollen, musste er sich in Wirklichkeit Elhokars Launen beugen und alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um seinen Neffen zu beschützen. In den Augen der anderen ließ ihn das schwach erscheinen: Für sie war er nichts anderes als ein besserer Leibwächter.
Damals, als Dalinar noch gefürchtet wurde, hätte es niemand gewagt, sich auch nur flüsternd über solche Dinge zu unterhalten. Aber jetzt? Dalinar nahm an immer weniger Plateau-Angriffen teil, und seine Streitkräfte hinkten bei der Beschaffung kostbarer Edelsteinherzen hinterher. Während die anderen kämpften und gewannen, verbrachten Dalinar und seine Söhne ihre Zeit mit Verwaltungsangelegenheiten.
Adolin wollte draußen sein und kämpfen und Parschendi töten. Wozu nützte es denn, den Kriegskodex zu befolgen, wenn man nur sehr selten in den Krieg zog? Daran tragen diese Einbildungen Schuld . Dalinar war nicht schwach, und er war auch ganz gewiss kein Feigling, egal was die Leute sagten. Er war nur besorgt.
Die Hauptmänner der Nachhut hatten sich noch nicht formiert, weshalb Adolin entschied, dem König zuerst Bericht zu erstatten. Er ritt auf ihn zu – und sah sich bald in Sadeas’ Gesellschaft, der das Gleiche vorhatte. Nicht unerwartet warf ihm Sadeas einen finsteren Blick zu. Der Großprinz verübelte es Adolin, dass dieser eine Splitterklinge besaß, während sie Sadeas verweigert geblieben war. Schon seit vielen Jahren sehnte er sich nach einer solchen Waffe.
Adolin hielt dem Blick des Großprinzen stand und lächelte. Wenn du dich mit mir meiner Waffe wegen duellieren willst, Sadeas, dann – nur zu, versuch es doch. Was würde Adolin nicht alles tun, um diesen Mann in den Duellring zu bekommen!
Als Dalinar und der König herbeiritten, sagte Adolin rasch, nämlich noch bevor Sadeas den Mund aufmachen konnte: »Euer Majestät, ich habe Späherberichte.«
Der König seufzte. »Noch mehr Nichtigkeiten, wie ich vermute. Ehrlich, Onkel, müssen wir denn über jede kleine Einzelheit aus der Armee einen Bericht bekommen?«
»Wir befinden uns im Krieg, Euer Majestät«, erwiderte Dalinar.
Elhokar seufzte leidvoll.
Du bist ein seltsamer Kerl, Vetter, dachte Adolin. Elhokar sah Attentäter zwar in jedem Schatten, aber die Bedrohung durch die Parschendi entging ihm fast vollständig. Er stürmte einfach los, wie er es heute auch getan hatte, ohne Ehrenwache, und hatte nichts dagegen, von einem vierzig Fuß hohen Felsvorsprung zu hüpfen. Aber nachts ging er darum nicht ins Bett, weil er Angst vor Anschlägen hatte.
»Gib deinen Bericht ab, mein Sohn«, sagte Dalinar.
Adolin zögerte, denn jetzt kam er sich dumm vor, weil er überhaupt nichts Wichtiges zu berichten hatte. »Die Späher haben keine Anzeichen von Parschendi gesehen. Sie haben den Jagdführer getroffen. Zwei Kompanien haben das nächste Plateau gesichert, und die übrigen acht werden wohl einige Zeit brauchen, um hinüberzukommen. Aber ich glaube, wir sind schon nahe dran.«
»Ja, das haben wir von oben gesehen«, sagte Elhokar. »Vielleicht könnten ein paar von uns vorausreiten …«
»Euer Majestät«, sagte Dalinar. »Es wäre sinnlos gewesen, meine Truppen mitzunehmen, wenn Ihr sie jetzt hier zurücklasst. «
Elhokar rollte mit den Augen. Dalinar gab nicht nach, seine Miene schien ähnlich unbeweglich wie die Felsen um ihn herum. Als Adolin ihn so sah – fest und unnachgiebig –, musste er vor Stolz lächeln. Warum konnte er denn nicht immer so sein? Warum wich er so oft vor Herausforderungen oder Beleidigungen zurück?
»Also gut«, sagte der König. »Wir machen eine Pause und warten, bis die Armee drüben ist.«
Das Gefolge des Königs reagierte sofort. Die Männer
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