Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
erreicht, doch die Hälfte ihrer Männer war gefallen. Wo waren die übrigen Brückenmannschaften? Er konnte es nicht sagen und musste sich wieder an die Arbeit machen.
Kaladins Männer setzten die Brücke mit einem dumpfen Knall ab, und Kaladin gab den Befehl zum Rückzug. Er und seine Männer stoben davon, damit die Kavallerie sie überqueren konnte. Doch es kam keine Kavallerie. Kaladin stand der Schweiß auf der Stirn, als er herumwirbelte.
Fünf weitere Mannschaften hatten ihre Brücke abgesetzt, aber die anderen versuchten noch, die Kluft zu erreichen.
Verwirrenderweise hielten sie ihre Brücken ebenfalls schräg und ahmten Kaladin und dessen Mannschaft nach. Viele stolperten, einige versuchten die Brücke zu ihrem Schutz abzusenken und andere rannten einfach weiter.
Es herrschte ein vollkommenes Chaos. Diese Männer hatten das Seitentragen nicht geübt. Als eine taumelnde Mannschaft ihre Brücke in der neuen Position zu halten versuchte, ließen die Männer sie fallen. Zwei weitere Brücken wurden völlig von den Parschendi niedergemäht, die einfach immer weiter schossen.
Die schwere Kavallerie rückte heran und überquerte die sechs ausgelegten Brücken. Aber sie konnten nur jeweils zu zweit hinüberpreschen. Für gewöhnlich griffen etwa hundert Reiter gleichzeitig an, wenn alle Brücken nebeneinanderlagen.
Doch diesmal lagen die Brücken weit auseinander. Ein Teil der Kavallerie ritt auf die andere Seite, aber die Soldaten waren voneinander getrennt und konnten die Parschendi nicht attackieren, ohne in Gefahr zu geraten, umzingelt zu werden. Fußsoldaten mussten helfen, Brücke Sechs über den Abgrund zu schieben.
Wir sollten ihnen beistehen, dachte Kaladin. Wir sollten die anderen Brücken an ihren Platz schieben.
Doch es war zu spät. Obwohl Kaladin in der Nähe des Schlachtfeldes stand, hatten sich seine Männer zum nächstgelegenen schützenden Felsvorsprung zurückgezogen – ganz so, wie es üblich war. Derjenige, den sie sich ausgesucht hatten, lag so nahe, dass sie das Schlachtfeld überblicken konnten, und gleichzeitig bot er einen wirksamen Schutz vor den Pfeilen. Die Parschendi beachteten die Brückenmänner nach dem ersten Angriff nicht mehr, aber die Alethi stellten Wächter ab, die die Brücken schützten und dafür sorgten, dass die Parschendi ihnen nicht den Rückzug abschneiden konnten.
Die Soldaten schoben Brücke Sechs an Ort und Stelle, und zwei weitere Mannschaften hatten ihre Brücken inzwischen abgesetzt. Doch die Hälfte der Brücken hatte es nicht geschafft. Die Armee musste sich neu formieren und die Kavallerie unterstützen. Sie teilte sich auf und rannte über die wenigen Brücken.
Teft verließ den Felsvorsprung, packte Kaladin am Arm und zog ihn in den Schutz der Steine. Kaladin wehrte sich nicht, ließ das Schlachtfeld aber nicht aus dem Blick, und da dämmerte eine schreckliche Erkenntnis in ihm auf.
Fels trat neben Kaladin und klopfte ihm auf die Schulter. Das Haar des großen Hornessers klebte ihm am verschwitzten Kopf, aber er grinste breit. »Das ist ein Wunder! Kein Mann verletzt!«
Moasch trat neben sie. »Sturmvater! Ich kann einfach nicht glauben, was wir da gemacht haben. Kaladin, du hast die Brückenläufe für immer verändert!«
»Nein«, sagte Kaladin leise. »Ich habe unseren Angriff völlig zunichte gemacht.«
»Ich … was?«
Sturmvater! , dachte Kaladin. Die schwere Kavallerie war abgeschnitten. Ein Angriff der Kavallerie benötigte eine geschlossene Reihe von Reitern; es war vor allem die Einschüchterung, die sie erfolgreich machte.
Aber nun konnten die Parschendi aus dem Weg springen und die Reiter von den Flanken aus angreifen. Und die Fußsoldaten waren nicht schnell genug. Einige Reitergruppen waren bereits vollkommen von den Feinden umgeben. Die Soldaten drängten sich vor den ausgelegten Brücken und versuchten über die Kluft zu kommen, doch die Parschendi schlugen sie zurück. Speermänner fielen von den Brücken, und es gelang den Parschendi sogar, eine ganze Brücke in den Abgrund zu stoßen. Die Alethi-Streitkräfte waren bald in der Defensive; die Soldaten konzentrierten sich ganz darauf, die
Brückenköpfe zu halten und einen Rückzug für die Kavallerie zu ermöglichen.
Kaladin sah zu. Er sah wirklich zu. Nie zuvor hatte er sich die Zeit genommen, die tieferen Geheimnisse der Taktik und die Bedürfnisse einer ganzen Armee zu untersuchen. Er hatte sich nur immer auf seinen eigenen Anteil beschränkt. Das war ein dummer Fehler
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