Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
gewesen, und er hätte es besser wissen müssen. Er hätte es auch besser gewusst, wenn er sich noch als einen richtigen Soldaten hätte betrachten können. Er hasste Sadeas, und er hasste die Art und Weise, wie er die Brückenmannschaften einsetzte. Aber Kaladin hätte die grundsätzliche Taktik von Brücke Vier nicht verändern sollen, ohne an die gesamte Schlacht zu denken.
Ich habe die Aufmerksamkeit auf die anderen Mannschaften gerichtet, dachte Kaladin. Deswegen sind wir zu schnell bei der Kluft angekommen und haben die anderen zum Teil gebremst.
Und da er ganz vorn gelaufen war, hatten die anderen sehen können, wie er die Brücke als Schild einsetzte. Deswegen hatten sie Brücke Vier nachgeahmt. Jede Mannschaft war unterschiedlich schnell gelaufen, und die Alethi-Bogenschützen hatten nicht einmal gewusst, auf welches Ziel sie ihre Schüsse richten sollten, damit die Parschendi das Anlegen der Brücken nicht behinderten.
Sturmvater! Ich habe Sadeas den Sieg genommen.
Das würde eine Vergeltungsmaßnahme nach sich ziehen. Beim Angriff waren die Brückenmänner zunächst vergessen worden, denn die Generäle und Hauptmänner waren zu sehr damit beschäftigt gewesen, ihre Schlachtpläne zu ändern. Aber sobald dies hier vorbei wäre, würden sie auf ihn zukommen.
Oder es würde noch früher geschehen. Schon jetzt marschierten Gaz und Lamaril zusammen mit einer Gruppe von Reservisten mit Speeren in den Händen auf Brücke Vier zu.
Fels trat neben Kaladin; Teft stellte sich auf die andere Seite und hielt einen Stein in der Hand. Die Brückenmänner hinter Kaladin tuschelten miteinander.
»Haltet euch zurück«, sagte Kaladin leise zu Fels und Teft.
»Aber Kaladin!«, wandte Teft ein. »Sie …«
»Haltet euch zurück. Versammelt die Brückenmänner und bringt sie sicher zum Holzplatz zurück, wenn es irgendwie möglich ist.« Wenn überhaupt jemand von uns heil aus dieser Katastrophe herauskommt.
Als Fels und Teft nicht zurückwichen, trat Kaladin vor. Noch tobte die Schlacht auf dem Turm; Sadeas’ Gruppe, die von dem Splitterträger persönlich angeführt wurde, hatte ein wenig Boden für sich gewinnen können und hielt ihn nun beharrlich. Auf beiden Seiten häuften sich die Leichen. Aber es würden noch mehr dazukommen.
Fels und Teft schlossen wieder zu Kaladin auf. Doch als er sie ernst ansah, wichen sie endlich zurück. Dann drehte er sich zu Gaz und Lamaril um. Ich werde sagen, dass mir Gaz diese Taktik befohlen hat, dachte er. Er hat vorgeschlagen, dass ich beim Angriff die Brücke auf der Seite tragen lasse.
Aber nein. Es gab keine Zeugen dafür. Sein Wort würde gegen das von Gaz stehen. Es würde einfach nicht gelingen, und außerdem hätten Gaz und Lamaril dann einen guten Grund, Kaladin unverzüglich töten zu lassen, bevor er mit ihren Vorgesetzten reden konnte.
Also musste sich Kaladin etwas anderes einfallen lassen.
»Hast du eigentlich eine Ahnung, was du getan hast?«, platzte Gaz heraus, nachdem er nahe genug gekommen war.
»Ich habe die Strategie der Armee auf den Kopf gestellt«, sagte Kaladin, »und den gesamten Angriff ins Chaos gestürzt. Du bist hergekommen, um mich zu bestrafen, damit du wenigstens zeigen kannst, dass du den Verantwortlichen schon zur Rechenschaft gezogen hast, wenn deine Vorgesetzten nach dir rufen.«
Gaz erstarrte; und auch Lamaril und die Speermänner blieben stehen. Der Brückensergeant wirkte überrascht.
»Falls es dich beruhigt«, sagte Kaladin grimmig, »möchte ich dir sagen, dass ich nicht gewusst habe, wohin das führt. Ich habe nur zu überleben versucht.«
»Brückenmänner sollen aber gar nicht überleben«, sagte Lamaril barsch. Er winkte zwei seiner Soldaten heran und zeigte auf Kaladin.
»Wenn du mich leben lässt«, sagte Kaladin, »verspreche ich, deinen Vorgesetzten zu versichern, dass du nichts damit zu tun hattest. Wenn du mich aber tötest, wird es so aussehen, als hättest du etwas zu verbergen.«
»Etwas zu verbergen?«, fragte Gaz und warf einen Blick hinüber, dorthin wo die Schlacht auf dem Turm tobte. Ein verirrter Pfeil traf hell klappernd gegen die Felsen nicht weit von ihnen entfernt; dabei zerbrach der Schaft. »Was sollten wir denn zu verbergen haben?«
»Das kommt darauf an. Es könnte durchaus so wirken, als sei das von Anfang an eure eigene Idee gewesen. Hellherr Lamaril, du hast mich nicht aufgehalten. Du hättest es zwar tun können, aber du hast es nicht getan, und einige Soldaten haben gesehen, wie du dich mit
Weitere Kostenlose Bücher