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Der Weg des Unsterblichen

Der Weg des Unsterblichen

Titel: Der Weg des Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Lueck
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das habe ich in letzter Zeit einfach so feststellen und hinnehmen müssen.« Sie schüttelte den Kopf, dass ihre goldenen Haare in alle Richtungen aufwirbelten. »Selbst vor ein paar Tagen in der Cafébar waren die Typen total abweisend und kalt zu uns. Sie sind zwar wirklich, wirklich schön anzusehen und unsere Kinder wären ohne Zweifel das Non-plus-ultra in Sachen Aussehen und Coolness, aber die Jungs sind doch ziemliche Eisblöcke. Findest du etwa nicht?«
    Doch, natürlich empfand ich es ganz genauso, das hatte ich von Anfang an und das wusste sie auch. Warum ihr diese Erkenntnis erst nach so langer Zeit kam, war mir unverständlich. Aufmerksam sah ich meine beste Freundin an, die die grauen Augen verträumt in den Himmelgerichtet hatte und auf den schokobraunen Keksen herum kaute. Langsam schüttelte ich mit dem Kopf. Natürlich, es wurde ihr einfach zu anstrengend. Monja hatte wahrscheinlich damit gerechnet, dass sie nur einmal mit dem Finger schnipsen musste und schon würden ihr alle zu Füßen liegen. Warum sollte sie auch nicht? Bisher war es ja immer so gewesen! Da es dieses Mal aber nicht funktionierte, verlor sie das Interesse. In meinem Inneren fragte ich mich, ob ihr Stolz wirklich verletzt war und sie deshalb aufgab, oder ob sie einfach nur verdammt faul war.
    »Hallo Mädels!«
    Als ich Lians Stimme vernahm, drehte ich den Kopf zur linken Seite unseres Gartens und erstarrte mitten in der Bewegung. Mein Klassenkamerad war wie immer durch die weiße Gartentür eingetreten, von der schon langsam die Farbe abblätterte, und stand nun direkt vor uns, stolz grinsend und die Hände in die Hüften gestemmt. Der Grund für seinen Auftritt war nicht zu übersehen.
    »Wow!« Monja klappte fast die Kinnlade runter. »Du trägst die Uniform eines Unsterblichen? Hab ich irgendwas verpasst!?«
    Das tat er tatsächlich: die Uniformjacke, die schwarze Hose, die kniehohen Stiefel. Er sah aus wie einer von denen .
    »Genau. Steht mir doch super, oder nicht?« Lian drehte sich lachend vor uns im Kreis.
    »Und wie!«, stimmte Monja zu und klatschte begeistert in die Hände.
    Ich schluckte, bevor ich wieder reden konnte: »Warum trägst du die Uniform der Unsterblichen? Haben sie dich in den Hals gebissen und zu einem von ihnen gemacht?”
    »Sie sind doch keine Vampire.« Lian grinste mich an, er schien sich gar nicht an meiner trockenen Bemerkung zu stören. »Wisst ihr noch, was Aniguel in seiner Rede gesagt hat? Dass sie nach Männern suchen, die sie in ihrer Arbeit unterstützen wollen. Ich habe meinem Vater schon die ganze Zeit geholfen. Aber heute habe ich endlich die Uniform bekommen, also ist es jetzt offiziell.« Er strahlte bis über beide Ohren, als hätte man ihn soeben heiliggesprochen.»Sorry, dass ich nichts erzählt habe, aber ich wollte euch überraschen.«
    »Na, das ist dir gelungen.«, kam es gleichzeitig aus Monjas und meinem Mund, aber nur aus einem klang es wirklich begeistert.
    Etwas verlegen trat Lian von einem Bein aufs andere, und ich hoffte, dass ihm diese blöde Uniform ordentlich in den Hintern kniff. »Naja, ich darf zwar noch nicht bei allen Arbeiten helfen, dafür bin ich laut meinem Vater noch zu jung – aber stolz bin ich trotzdem, endlich etwas mehr tun zu können! Endlich kann ich die Engel bei ihrer Arbeit unterstützen.«
    Während Monja Lian jubelnd umrundete und ihn von allen Seiten betrachtete, stieg in mir wieder das altbekannte, mulmige Gefühl auf. Ich wusste, was das hieß: ich musste noch viel vorsichtiger sein, als ohnehin schon. Zwar hatte ich jetzt einen Freund auf der anderen Seite, aber anscheinend hatte ich nun auch einen Feind, wo ich keinen vermutet hatte. Langsam kam ich mir vor wie im kalten Krieg.
    Auf einmal traf mich ein unergründlicher Blick von Lian, und ein seltsames Lächelnbreitete sich auf seinen Lippen aus. »Ich bin froh, dass du dich auch endlich dazu entschlossen hast, den Engeln zu vertrauen! Wie ich gehört habe, hast du dich mit Nero angefreundet. Ich kenne ihn von der Arbeit mit der Polizei und meinem Vater. Aniguels Sohn ist ganz sicher der beste Umgang für deine sonst so zweifelnde Seele.«
    Aus irgendeinem Grund wirkte er nicht so glücklich, wie es seine Worte vorgaben. War er etwa eifersüchtig?
    Monja hingegen bekam tellergroße Augen. »Was!? Nero ist der Sohn von Aniguel? Warum hat mir das keiner gesagt? Verdammt, das heißt ja: Wenn der das Aussehen von seinem Vater geerbt hat, sieht er auch im hohen Alter noch verdammt gut aus! Du

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