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Der Weg des Unsterblichen

Der Weg des Unsterblichen

Titel: Der Weg des Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Lueck
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angestaute Frustration sprang mir entgegen, und ich krampfte meine Hände in ihre Unterarme und hielt sie fest. »Elané, bitte beruhigen Sie sich. Wie haben die anderen Unsterblichen davon erfahren? Wer hat Noé verraten?«
    »Du…du wusstest von der Sache mit dem Dämon?« Ihre Mutter lockerte den Griff und sahmich tieftraurig an. »Der Sohn unseres Nachbarn hat es wohl mitbekommen und direkt an seinen Vater weitergegeben. Sein Name ist Lian.”
    »Lian?« Ich kannte diesen Namen. Er war der Sohn des Polizeichefs, mit dem mein Vater Hand in Hand arbeitete. Ich hatte ihn von Anfang an nicht leiden können, denn er war einer der fanatischsten Menschen, denen ich je begegnet war. In meinem Inneren brodelte es. War es Wut, die da in mir hochkochen wollte? Dabei musste ich jetzt dringend einen kühlen Kopf bewahren.
    »Ich weiß, dass es wahrscheinlich gerade unmöglich erscheint, was ich von dir verlange, Elané. Aber du musst dringend Ruhe bewahren.« Ich schluckte hart. »Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um Ihre Tochter da rauszuholen, ok?« Auch wenn ich noch nicht die leiseste Ahnung hatte, wie ich das anstellen sollte.
    Sie nickte dankbar, aber ihre Bewegungen wirkten schwach, hilflos. »Danke, Nero. Du bist wahrlich ein Engel.«
    Das Wort hinterließ einen bitteren Nachgeschmack, und ich ließ sie ihre blassenArme los, zwang mich zu einem Lächeln. »Ich bin kein Engel. Niemand von uns ist das.«
    Sie starrte mich überrascht an, als sich an ihr vorbei auf einmal ein kleines Mädchen nach draußen drängte. Eine kleine Version von Noé mit einem schokoladenbraunen Teddybär im Arm. »Nero?«, flüsterte sie meinen Namen.
    Ich beugte mich etwas hinab, um sie besser verstehen zu können. »Ja?«
    »Du brauchst sicher Hilfe, wenn du Noé helfen willst.«, flüsterte sie und drückte den Teddy fest an sich. »Azriel ist noch nicht hier aufgetaucht, aber wenn die Unsterblichen ihn nicht erwischt haben, wird er sicher hier noch irgendwo sein. Er würde meine Schwester niemals im Stich lassen.«
    Meine Augen weiteten sich vor Überraschung, als ich ihre Worte hörte. Woher wusste sie von dem Dämon? Auch ihre Mutter blickte fragend auf das Mädchen hinab. »Azriel?«
    Doch die Kleine ignorierte Elanés Frage und sah mich weiter mit fester Entschlossenheit an. Ich musste lächeln. »Wie heißt du?«
    »Malu.«
    »Malu.«, wiederholte ich lächelnd. »Ich weiß, dass er das nicht tun würde. Und ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht.«
    Sie nickte, und ich wandte mich wieder an ihre Mutter. »Machen Sie sich keine Sorgen. Es wird alles gut.«
    Das hoffte ich zumindest.

18
    Meine Fußspitze ragte über den Rand der Klippe hinaus und einen kleinen Augenblick lang war ich gefangen von dem Anblick, der sich mir bot. Die Lichter der nächsten Stadt, die sich hinter leichtem Nebel verloren, leuchteten unter mir. Hier hatten wir vor zwei Tagen gesessen und Cheeseburger gegessen, und jetzt war dieses angenehme Gefühl mit einem einzigen Schlag zunichte gemacht worden.
    Ich schnellte herum und ging wieder ein paar Schritte auf den Wald zu, bevor ich aufschrie: » Azriel !«
    Selbst erschrocken darüber, wie verzweifelt und schwach meine Stimme klang, verstummte ich sofort wieder. Das Wort hallte durch die eisige Stille des Waldes, bevor wieder jedes Geräusch verschwunden war.
    Eine Weile blieb ich auf der gleichen Stelle stehen, mit hängenden Schultern. Ich war schon kurz davor, aufzugeben, als ich auf einmal einGeräusch neben mir hörte. Ich fuhr herum, aber wie immer war ich viel zu langsam. Schon wurde ich mit einer unglaublich gewaltigen Kraft auf den Boden geschleudert, und der aufflammende Schmerz in meinem Rücken raubte mir für einen Moment den Atem.
    »Du wagst es…« Die grollende Stimme war nur ein Flüstern, aber es schien aus den tiefsten Tiefen der Hölle zu kommen. »Du wagst es, hier herzukommen und nach mir zu rufen?«
    Azriel tauchte über mir auf, aus den gelben Augen sprühte purer Hass. Kaum hatte er sich neben mich gehockt, griffen seine hitzigen Hände nach meinem Hals und umschlossen ihn fest. Nicht fest genug, um mir die Luft abzudrücken, aber an dem Druck konnte ich genau erkennen, was er mit mir vorhatte. Verzweifelt versuchte ich, mich aus seinem Griff zu befreien, um dem sicheren Tod zu entgehen. Aber er hielt mich eisern fest. Selbst, wenn mein Körper vom Training nicht geschwächt gewesen wäre, hätte ich wohl nicht die geringste Chance gegen ihn gehabt.
    »Du kommst hierher

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