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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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überstreifte.
    » Ich schätze, ja. Kann ich zu Hause bleiben?« Und vielleicht diesem Gespräch aus dem Weg gehen? Ich hatte einen Großteil der Nacht hellwach verbracht, mir Gedanken darüber gemacht, was ich Colin erzählen sollte, und an Luc gedacht– na gut, ich war eher von ihm besessen gewesen. Unglücklicherweise hatte all mein Herumwälzen mich nicht näher an einen Plan gebracht. Wenn Verity noch am Leben wäre, würde sie wissen, was zu tun ist. Und ich müsste mich nicht mit alledem herumschlagen. Ich kam mir treulos dafür vor, dass ich es auch nur dachte, und ich schob den verräterischen Gedanken weit fort.
    Colin schloss eine Hand um meine Schulter und drehte mich zu sich herum. Entnervt von der genauen Musterung strich ich mir den Rock glatt. » Was ist?«
    Er zuckte mit den Schultern und ließ los. » Du siehst… Ich weiß nicht. Nach etwas aus.«
    Ich holte meine Uniformjacke aus dem Garderobenschrank. » Nach etwas Gutem oder nach etwas Schlechtem?«
    » Nach etwas anderem.«
    Beunruhigung und Neugier keimten in mir auf. » Ich bin ganz die Alte«, sagte ich und hoffte, dass es überzeugend klang.
    Er lachte leise und hielt mir die Tür auf. » Eines Tages wirst du dich selbst sehen, Mo. Dich wirklich sehen. Und dann wirst du dem Begriff ›Satansbraten‹ eine ganz neue Bedeutung verleihen.«
    Ich verdrehte die Augen und war irgendwie verlegen und erfreut zugleich. » Was auch immer.«
    » Ich bin mir nicht sicher, ob ich dabei sein will, wenn das passiert.« Er lachte noch einmal und wies auf den Truck, ohne eine Antwort abzuwarten. » Der Kaffee wird kalt.«
    Wenn irgendjemand heute Morgen anders war, dann war es Colin. Er war noch nie so gut gelaunt gewesen, so bereit, herumzualbern und zu plaudern. Ich wollte ihn gerade fragen warum, als mich die Erkenntnis so heftig traf, dass ich mir die Stirn rieb: Er war wegen unserer Abmachung fröhlich, und weil ich ihm versprochen hatte, ihm die Wahrheit zu sagen. Was ich nicht tun konnte, besonders jetzt nicht.
    Also nippte ich an meinem Kaffee und zermarterte mir das Hirn nach einer Möglichkeit, ihm zu erzählen, was er wissen wollte, ohne überhaupt etwas zu sagen.
    » Na?«, sagte er erwartungsvoll.
    » Wir kommen in fünfzehn Minuten an der Schule an. Das ist eigentlich nicht genug Zeit, um alles zu erklären.«
    » Es ist genug für den Anfang«, sagte er mit fester Stimme und sah kurz zu mir herüber. » Heute ist nicht der richtige Tag, um Spielchen mit mir zu spielen.«
    Als ob dafür jemals der richtige Tag gewesen wäre! Ich rutschte auf meinem Sitz hin und her und musterte die Läden und Zweifamilienhäuser, die an uns vorbeizogen.
    » Ich weiß nicht…« Ich zuckte mit den Schultern und drehte die Hände um, sodass die Handflächen nach oben wiesen. Mir fehlten die Worte. » Ich weiß nicht, womit ich anfangen soll.«
    » Es wäre schön, wenn du mit dem Anfang beginnen würdest. Oder mit dem, was letzte Nacht geschehen ist. Mir ist beides recht.«
    » Das habe ich dir doch gesagt. Ich habe mit Evangeline Kaffee getrunken. Wir haben geredet.«
    » Worüber?«
    Ich holte tief Luft. Colin verdiente die Wahrheit, aber er würde sie mir nicht glauben. Und in dem unwahrscheinlichen Fall, dass er mir glaubte, würde er mich unter keinen Umständen weitermachen lassen. Alles, was ich tun konnte, war, ihm Halbwahrheiten zu erzählen und zu hoffen, dass sie besser als eine direkte Lüge waren.
    » Verity.« Seltsam, wie wenig wir von ihr gesprochen hatten. Ich fragte mich, was er wohl von Verity gehalten hätte. Sie hätte ihn wahrscheinlich wahnsinnig gemacht. Sie war so charmant gewesen, und jeder hatte sie geliebt, aber Colin war gegen Charme immun.
    Er bedeutete mir mit einer Handbewegung, dass ich endlich in die Gänge kommen sollte, sagte aber nichts.
    Ich verschränkte fest die Finger. » Ihr denkt alle, ich wäre das Ziel des Angriffs gewesen, aber das war ich nicht. Es war Verity.«
    » Mo, das ist untersucht worden. Niemand hat den Auftrag erteilt, sie zu töten.« Seine Stimme war sanfter, als sie je zuvor geklungen hatte.
    » Niemand, den ihr kennt. Ich wette, ihr habt auch nichts über einen Mordauftrag gefunden, der mir galt, oder?« Ich wartete die Antwort nicht ab. » Es ging bei der ganzen Sache um sie, nicht um mich.«
    » Es geht um Billy«, sagte er in diesem bestimmten Ton– dem müden, leidgeprüften Tonfall, den Erwachsene mir gegenüber seit Ewigkeiten anschlugen, dem, der darauf abzielte, mich dazu zu bringen, mir wie

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