Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)
Zentimeter von ihm zu entfernen. Mein Gott, wie dumm ich war! Ich hatte nicht einmal gefragt, welche Folgen die Bindung haben oder inwiefern sie mein Leben durcheinanderbringen würde. Ich hätte alles besser planen, es aus allen Blickwinkeln betrachten sollen. Stattdessen hatte ich nur Luc gesehen.
Luc, der nun darum rang, nicht zu lachen, und erbärmlich daran scheiterte. » Du hast so viel Spielraum, wie du brauchst, Mouse. So eine Kette ist das nicht. Du kannst auf der Welt hingehen, wo du auch willst. Wir werden immer noch gebunden sein.«
Ich konnte mich nicht entscheiden, ob das beruhigend war oder nicht. » Und was nun?«
Er strich mir mit einem Finger am Schlüsselbein entlang. » Kommt drauf an, was du willst. Wir können woanders hingehen. Nach New Orleans, oder überallhin, wo du möchtest. Privatsphäre wäre doch nett, oder?« Er beugte sich zu einem weiteren Kuss über mich. Der Druck seiner Lippen auf meine war anders als vorher– weniger zögerlich, besitzergreifender. Es hätte mich ärgern sollen, war es doch ein Widerschein dessen, was er im Dauphine getan hatte, aber das war nicht der Fall. Es war aufregend, und meine Haut fühlte sich an, als stünde sie in Flammen; ich erwiderte seinen Kuss genauso stürmisch, öffnete den Mund für seinen, begegnete ihm zum ersten Mal auf Augenhöhe.
» Sag schon, Mouse. Ganz gleich wo auf der Welt– wir gehen sofort hin.« Er knabberte sich in einer Reihe von Küssen an meinem Hals hinab, und ich ließ den Kopf zurückfallen und fühlte mich stärker, als ich es je im Leben getan hatte. Obwohl ich wusste, womit wir es zu tun hatten und dass ich mich darauf hätte konzentrieren sollen, die Prophezeiung aufzuhalten, konnte ich mich nicht zwingen, mich von ihm abzuwenden. Dieser Leichtsinn war wie eine Droge– er ließ meinen ganzen Körper vor Sinnlichkeit aufblühen. Lucs Augen funkelten im Licht der Haustürlampe, und seine scharfen Gesichtszüge waren umschattet und verführerisch. Ich wollte sie nachzeichnen, sie meinem Gedächtnis allein durch Berührungen einbrennen. Ich wollte sehen, wie sich sein Gesicht wandelte, und wissen, dass es meinetwegen geschah.
Nur, dass es nicht meinetwegen war– das wurde mir klar, obwohl Lucs Arm um mich herumglitt. Das Wissen sickerte Stück für Stück in mich ein, ließ mich von innen nach außen eiskalt werden. Es war die Bindung. Das hatte er mir doch schon vor der Zeremonie gesagt, und ich hatte es akzeptiert. Ich hatte gewusst, welchen Preis ich würde zahlen müssen. Mir war nur nicht klar gewesen, dass es so bald würde geschehen müssen.
» Rein…«, sagte ich, spürte Bedauern, Entschlossenheit und schiere Sehnsucht in mir übereinanderstolpern. Ich trat zurück. » Ich muss jetzt rein. Meine Mutter ist da.«
» Sie wird nichts bemerken.« Luc schob mir eine widerspenstige Locke hinters Ohr, und seine Finger strichen mir am Hals entlang. Ich spürte den Magiefluss zwischen uns aufwallen.
» Was tust du da? Was für ein Zauber ist das?«
Er blickte verlegen drein. » Du kannst ihn spüren? Ich war mir nicht sicher, ob du dazu in der Lage sein würdest.«
» Was genau ist es?«
» Eine Art Verhüllung. Sie hält Flache davon ab, irgendjemanden zu bemerken, der mit dem Zauber verbunden ist.«
» Verbunden.«
» Durch Berührung.« Er strich mir mit dem Daumen über den Nacken, und ich erschauerte. » Es ist kein Zauber auf hohem Niveau. Wenn du anfängst zu schreien oder Fensterscheiben einzuschlagen, dann bemerken die Leute das durchaus. Aber er ist ganz praktisch, wenn man herumkommen will, ohne dass einem viele Fragen gestellt werden.«
» Im Krankenhaus. So konntest du in mein Zimmer gelangen. Und Verity sehen.«
» Wie ich schon sagte, es ist ganz praktisch.«
» Aber was sehen die Leute denn?«
» Was sie zu sehen erwarten. Gar nicht so anders wie im wirklichen Leben, schätze ich.«
Ich wich zurück und musterte ihn. Er lehnte am Türrahmen und starrte zurück. Sein Blick studierte mich langsamer und gründlicher. Irgendwie… intensiver. Ich versuchte, die Hitze zu ignorieren, die an meiner Haut leckte. » Ich kann dich immer noch sehen.«
Er zuckte mit den Schultern. » Wir sind aneinander gebunden. Das macht einen Unterschied. Außerdem rechnest du ja auch damit, mich zu sehen.«
» Könntest du dich jetzt verbergen? Obwohl ich weiß, dass du hier bist?«
Er lächelte, bedächtig und träge, und verschwand dann, als hätte ich zu lange geblinzelt. Ich drehte mich langsam um,
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