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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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weg und verneigte sich spöttisch. Vor uns teilte sich die Einfahrt: Ein Weg führte zurück zum schmiedeeisernen Eingangstor, der andere weiter auf den Friedhof. Luc ging auf das Tor zu. » Mach’s gut, Mouse.«
    » Warte! Du kannst doch nicht einfach gehen !«
    » Habe ich gerade getan«, sagte er über die Schulter.
    Ich setzte ihm nach. » Ich muss mit dir sprechen.«
    » Es gibt nichts zu sagen.«
    » Das ist nicht fair!« Mir kam ein Gedanke. » Ich werde schreien! Ich werde ihnen erzählen, dass ich mich daran erinnere, dass du in dem Durchgang warst, und dann werden sie deine Geschichte überprüfen. Kowalski ist gleich da drüben.«
    Luc warf einen Blick dorthin und wandte sich dann mir zu. Ich konnte gar nicht anders, als mich ein wenig selbstgefällig zu fühlen.
    » Das hier ist kein Spiel«, sagte er, und sein Gesicht rötete sich vor Zorn.
    » Ach nein. Hör zu, ich habe mich an meine Geschichte gehalten, so, wie du es mir gesagt hast. Jetzt habe ich ein paar Antworten verdient.«
    Er musterte mich eine ganze Weile. Falten zerfurchten seine Stirn und glätteten sich dann wieder. » Gut. Komm.« Er nahm mich beim Ellbogen und führte mich über den Rasen, weg von beiden Wegen.
    Ich hätte triumphieren sollen, aber stattdessen kribbelte jeder Nerv vor Argwohn. Der Eindruck wurde nur noch stärker, als er sein Tempo verlangsamte und mir erlaubte, ihn einzuholen, während wir in einen älteren, prächtigeren Bereich des Friedhofs hinübergelangten. Wir suchten uns einen Weg zwischen Marmorkreuzen und trauernden Heiligen hindurch; Luc schleifte mich mit.
    Ich beobachtete ihn und war mir zutiefst bewusst, dass mein Gesicht gerötet und schweißüberströmt war. Die Rückseite meines schlichten weißen Hemds klebte mir feucht an der Haut. Natürlich sah Luc aus, als sei er geradewegs einer Seite der GQ entsprungen. Er wirkte auch, als ob er es wusste, was ihn weniger gutaussehend hätte machen sollen.
    Tat es aber nicht.
    Was keine Rolle spielte, wie ich mir ins Gedächtnis rief. Mein Interesse an Luc beschränkte sich darauf, mehr über Veritys Zeit in New Orleans in Erfahrung zu bringen. Zeit, die sie mit ihm verbracht hatte.
    Er begann einen kleinen Hügel hinaufzusteigen; sein Griff war fest, tat mir aber nicht weh. Auf der Hügelkuppe erhob sich freistehend ein weißes Marmormausoleum wie ein griechischer Tempel. Rosenbepflanzte Kübel säumten beide Seiten der Treppe, und die scharlachroten Blüten waren überweit geöffnet und hingen schon herab. Ich machte mich los und setzte mich auf eine Marmorbank ein Stück entfernt; der Stein fühlte sich unter meinen Fingerspitzen kühl an. Luc hielt mir den Rücken zugewandt und stützte sich mit einer Hand an der Ecke des Grabmals ab.
    » Warum bist du heute gekommen?«, fragte ich und rieb mir den Ellbogen dort, wo er mich festgehalten hatte.
    Einen Moment lang stand er stumm da. Ohne sich umzudrehen, sagte er dann: » Aus demselben Grund wie du. Um Abschied zu nehmen.«
    Ich machte mir nicht die Mühe, ihm zu sagen, dass ich im Krankenhaus Abschied genommen hatte. Die Anspannung in seinen Schultern und die Art, wie er ganz stillhielt, zeigten eindeutig, dass er etwas aufmerksam betrachtete. Von meinem Platz auf der Bank aus konnte ich nicht sehen, was es war, aber ich beneidete sein Zielobjekt nicht.
    Ich sah seinen Hinterkopf finster an. » Du hast die Greys angelogen.« Ich wurde lauter, als ich mich an den Leichnam auf der Trage erinnerte. » Sie war schon tot, bevor sie im Krankenhaus angekommen ist. Du weißt nicht, wie sie gekämpft hat.«
    » Sie hat aber gekämpft.« Seine Stimme war leise, aber was ihr an Lautstärke fehlte, machte sie durch Intensität wieder wett. » Du hast gesehen, was sie ihr angetan haben. Du hast gesehen, wie sehr sie sich gewehrt hat.«
    Die Erinnerung an Verity, wie sie mit zerkratzten, blutigen Händen in der Notaufnahme gelegen hatte, ließ meine eigenen Hände zittern. Er fuhr fort, während er weiter vom Hügel in die Ferne blickte: » Sie hat verloren, weil sie stärker waren und weil zu viele von ihnen dort waren, nicht, weil sie sich nicht genug angestrengt hätte. Alles, was ich ihnen erzählt habe, war wahr.«
    » Du bist kein Arzt«, hob ich hervor und versuchte, nicht daran zu denken, wie Verity allein in der Dunkelheit gekämpft hatte.
    Er hob das Kinn; sogar im Profil sah er arrogant aus. » Ich habe nie behauptet, ich wäre einer. Den Schluss haben sie selbst gezogen.«
    » Du hast es sie glauben

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