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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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habe dir meine Meinung mitgeteilt. Ich könnte mich irren. Es könnte sein, dass jemand Angst hat, eine Zeugin zu hinterlassen. Es könnte vieles sein, oder überhaupt nichts. Wie auch immer– es ist die Entscheidung deines Onkels.«
    » Du tust stets, was er dir sagt?« Ich lehnte mich an die Wand und musterte ihn über den Apfel hinweg. Es war kaum vorstellbar, dass Colin nach irgendjemandes Regeln außer seinen eigenen lebte.
    » Billy ist immer gut zu mir gewesen«, sagte er schlicht. » Und er bezahlt mich gut.«
    » Erzählst du es ihm?«
    Er sah mich säuerlich an. » Das sollte ich.«
    » Aber würdest du nicht auch Ärger bekommen? Wie schwer kann es schon sein, ein einzelnes Mädchen im Auge zu behalten? Wird man für so etwas nicht aus der Leibwächtergewerkschaft ausgeschlossen?«
    Er blickte finster drein und konzentrierte sich auf seinen Eistee, vermutlich um mich nicht zu erwürgen. » Ich sage Billy nichts. Diesmal.«
    Ich sackte ein wenig gegen die Wand, und Erleichterung durchströmte mich.
    » Aber wenn du noch einmal solchen Blödsinn machst, werde ich es nicht nur ihm und deiner Mutter erzählen, sondern hier einziehen.«
    » Oh, bitte.« Ich winkte herablassend ab.
    Er stellte das Glas mit verstörender Präzision ab und marschierte durch den Raum auf mich zu. Ich presste mich noch flacher an die Wand, als er beiderseits von mir jeweils eine Hand aufstützte, so nahe, dass ich die Narben und Schwielen sehen konnte. Ich wollte nicht eingeschüchtert wirken, und so begegnete ich seinem Blick. Fehler. Aus der Nähe waren seine Augen ganz dunkelgrau, feuersteinfarben, und ich hatte das Gefühl, dass sie mehr sahen, als auch nur einer von uns gern zugeben wollte.
    Als er sprach, spürte ich es am Ansatzpunkt meiner Wirbelsäule: » Kid, ich würde auch vor deiner Zimmertür schlafen und dir die Bücher in die Klasse tragen. Was es auch ist, das du vorhast– und ich weiß, dass du etwas vorhast, also sieh mich jetzt nicht mit großen Augen an–, dies ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Von jetzt an musst du ehrlich zu mir sein. Ist das klar?«
    Ich setzte dazu an, ihm mein unschuldigstes Lächeln zu schenken, und überlegte es mir dann anders. » Kristallklar.«
    » Gut.« Er trat zurück, und der seltsam angespannte Moment ging vorüber. Nachdem er mir den Apfel aus der Hand gerissen hatte, biss er ein Stück davon ab und musterte mich noch einmal mit langem, abschätzigem Blick, diesmal ganz geschäftsmäßig. » Die Alarmanlage hat nicht angezeigt, dass du wieder ins Haus gekommen bist. Wie ist dir das gelungen?«
    Na gut. Er wollte, dass ich ehrlich zu ihm war. » Magie«, sagte ich und wackelte mit den Fingern.
    Es klingelte an der Tür, und die Temperatur im Raum schien um fünfzehn Grad zu fallen. Jeder Muskel in Colins Körper spannte sich an, und er warf mir den Apfel zu. » Erwartest du jemanden?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    » Bleib hier.« Er ging zur Tür, die Hand am Holster auf seinem Rücken.
    Ich hätte ihn gern darauf hingewiesen, dass jemand, der herkam, um mich zu töten, wohl kaum erst an der Tür klingeln würde. Colin wirkte aber nicht, als ob er auch nur ein Wort hören würde, das ich sagte, also aß ich den Apfel auf und wartete.
    Ich hörte die Haustür und Colin, der, bärbeißig wie immer, jemanden einließ. Ich strengte mich an, die zweite Stimme zu verstehen, aber alles, was ich hören konnte, war, wie Colin mich herbeizitierte.
    » Besuch«, sagte er, als ich ins Wohnzimmer kam. Keine Pistole in Sicht. Neben einem der elfenbeinfarbenen Ohrensessel stand Evangeline; sie wirkte selbstsicher und leicht amüsiert.
    » Wie geht es dir, Mo?«
    Ich wischte mir die Hände am Rock ab. » So weit ganz gut, schätze ich.«
    » Ich habe heute nichts zu tun, und ich dachte, ich könnte vielleicht in die Innenstadt fahren und ein bisschen einkaufen. Einer meiner Lieblingsläden hat gerade eine Lieferung aus Paris erhalten. Ich dachte, es könnte sich lohnen, sie sich einmal anzusehen. Hättest du Lust, mitzukommen? Das ist etwas, das Verity und ich immer getan haben, wenn ich zu Besuch war.«
    Das war nicht alles, was sie getan hatten. Sie hatte diese Besuche genutzt, um Verity anzuleiten, ein Gefühl für ihre Kräfte zu entwickeln. Sie hatte sie dazu herangezogen, irgendeine großartige Bestimmung zu erfüllen– und was hatte ihr das genützt? Evangeline wollte mit mir keine Antiquitäten einkaufen. Wenn Colin die Tür nicht geöffnet hätte, hätte sie mich auf der

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