Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
Vom Netzwerk:
stand auf, und wie auf ein Stichwort hin stieg Colin aus. Ich runzelte die Stirn und versuchte, ihn durch reine Willenskraft zurückzuscheuchen, aber selbst mit Veritys Ring, den ich verborgen unter dem Hemd trug, verfügte ich über keinerlei Magie. Er kam näher.
    » Schönes Wetter, nicht wahr?«, sagte Kowalski und wies auf die Schäfchenwolken, die über uns hinwegzogen. » Kaum zu glauben, dass das bald vorbei sein wird. Ich sage Ihnen eines, Mo, die Winter hier werden meiner Frau und mir langsam zu viel. Sobald Jenny aufs College geht, ziehen wir nach Pensacola.«
    Ich sagte kein Wort, sondern verschob einfach nur meine Tasche ein wenig und zwang mich, den Ring nicht zu berühren, der sich geschützt außer Sicht befand.
    Kowalski holte tief Atem und blickte nach oben. » Ja, ich werde da jeden Tag angeln. Forellen vielleicht oder Rotbarsch. Ganz anders als das, was wir hier oben bekommen– dazwischen liegen Welten.« Seine Augen blickten hinab in meine. » Können wir uns eine Minute unterhalten?« Er deutete auf die Bank, auf der zusammengeknüllt sein Sakko lag.
    Ich blieb stehen. » Ich soll ohne meine Anwältin nicht mit Ihnen sprechen.«
    Er nickte. » Klar. Ich dachte mir nur, Sie wollten vielleicht, nun ja, Sie wissen schon, inoffiziell mit mir reden. Es geht nicht einmal um den Fall.«
    Er drehte sich um und hob das schlaffe Jackett ein paar Zentimeter von der Bank hoch. Darunter lag meine Handtasche, die, die ich auf dem Spielplatz verloren hatte. Ich stöhnte unwillkürlich.
    Als Luc mich in jener Nacht in mein Zimmer zurückgebracht hatte, war der Himmel schon rosa und blau geworden, und die Sonne hatte sich über den Horizont geschoben. Erschöpft von der ganzen Nacht hatte ich es– zumal mir übel davon gewesen war, noch einmal durchs Dazwischen gereist zu sein– gerade noch geschafft, mir ein altes T-Shirt überzuziehen, bevor ich ins Bett gesackt war. Als ich begriffen hatte, dass die Handtasche weg war, hatte ich sie verloren gegeben.
    » Wollen Sie Ms. Stratton jetzt anrufen? Ihr Handy ist noch hier drinnen.«
    Ich ließ mich auf die Bank fallen und stellte die Schultasche neben mich. Colin stand keine zehn Meter entfernt und blickte völlig gleichgültig drein, lauschte aber auf jedes Wort. Ich konnte mich später um ihn kümmern. Erst einmal musste ich mit Kowalski fertig werden.
    » Gute Entscheidung«, sagte er. » Irgendein Kind von der Grundschule drüben in Montvale hat sie heute in der Pause gefunden und sie dem Schulpolizisten übergeben. Und als er den Ausweis gesehen hat, kam ihm Ihr Name bekannt vor.«
    Er reichte mir die Tasche. Das feuchte, schlammbefleckte Leder quietschte unangenehm, als ich es ergriff.
    » Muss den Regen abbekommen haben, den wir am Sonntagmorgen hatten. Was ich herauszufinden versuche: Warum hätten Sie nicht danach suchen sollen? Ich meine, darin sind Ihre Schlüssel, Geld, Ihr Handy– haben Sie das nicht vermisst?«
    » Ich dachte, wer sie findet, würde sie behalten«, sagte ich. Colin beobachtete mich nun genau; sein Gesicht war nachdenklich, wie bei einem Falken, der sich für den absolut richtigen Moment zu entscheiden versucht, um sich auf ein junges Kaninchen hinabzustürzen. » Ich bin überrascht, dass sie abgegeben worden ist.«
    » Oh, Menschen können einen überraschen. Immer wieder.«
    Ich lächelte angespannt und griff nach meiner Schultasche. » Jedenfalls vielen Dank dafür, dass Sie sie mir gebracht haben.«
    » Es war mir ein Vergnügen.« Er schlug sich mit den Händen auf die Knie, als wolle er gleich aufstehen, und ließ sich dann doch zurücksinken. » Was haben Sie überhaupt da drüben getrieben? Kaum zu glauben, dass Sie bei Nacht in der Stadt herumlaufen.«
    » Ich war bei einer Freundin zu Besuch«, sagte ich steif. » Wir sind spazieren gegangen, und ich muss die Tasche irgendwo stehen gelassen haben. Ich bin in letzter Zeit etwas durcheinander.«
    » Das kann ich Ihnen nicht verdenken. Ich bin froh, dass wir die Tasche zurückgeben konnten. Da machen sich die Steuergelder Ihres Onkels bezahlt, hm?« Er stand auf und streifte sich das marineblaue Jackett über.
    » Noch einmal vielen Dank, Sir.«
    Zwei Schritte– dann kehrte er um. » Der Schulpolizist hat noch etwas gesagt. Der Spielplatz war ziemlich umgepflügt– tiefe Gräben in der Erde, ein paar Stellen sahen sogar versengt aus. Und sie haben da eines dieser großen Metallklettergerüste, die wie Epcot aussehen. Kennen Sie die?«
    » Ich habe schon einmal eines

Weitere Kostenlose Bücher