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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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hat sich mit unserem Geschäft. Du kannst später spielen.«
    » Tu’s«, flüsterte ich, schlang ihm die Finger um den Nacken und tat mein Bestes, wie eine oberflächliche Freundin dreinzublicken. Ich war gewissermaßen im Black Morgan’s aufgewachsen. Magie oder nicht, das hier war eine Umgebung, die ich verstand. Leute verhielten sich komisch, wenn es darum ging, Geschäfte in Anwesenheit Dritter abzuschließen. » Mach dir keine Sorgen um mich.«
    Er sah finster drein, führte mich dann aber zu einer unbesetzten Stelle der Theke. Der Barkeeper, ein Hüne mit kunstvoll tätowiertem Schädel und beeindruckendem Bizeps, kam zu uns herüber.
    » Rühr dich ja nicht von diesem Platz weg«, zischte Luc. » Rede mit niemandem, mach keine Szene. Warte einfach ganz still und leise, dann haben wir es bald geschafft.«
    » Cola light?«, sagte ich zu dem Barkeeper, da ich Luc nicht die Befriedigung einer Antwort verschaffen wollte. Mein Getränk erschien sofort in einem Milchglasbecher vor mir. Ich wandte mich wieder an Luc: » Geh!«
    » Bleib hier«, sagte er und kehrte zurück zu der geschmeidigen, furchterregenden Niobe.
    Von meinem Sitzplatz aus hatte ich einen perfekten Blick auf den Raum, auf die Bühne und die Billardtische, den Eingang und Niobes Nische. Colin wäre zufrieden gewesen– zumindest aus taktischer Sicht. Wenn er natürlich gewusst hätte, dass ich hier war, wären Düsterlinge und andere magische Unholde noch meine geringste Sorge gewesen.
    » Sonst noch etwas?«, fragte der Barkeeper und polierte einen nicht vorhandenen Fleck von der Theke weg.
    » Nein danke.« Ich war damit zufrieden, an meinem Getränk zu nippen und Leute zu beobachten, und er ging die Theke entlang zurück zu den anderen zahlenden Gästen. Es war nicht so viel anders als das Morgan’s – verräucherter, aber der Geruch ließ mich nur in Erinnerungen schwelgen. An beiden Billardtischen waren Spiele im Gang. Das Stakkatoklacken der Kugeln und der dumpfe Knall, wenn sie geschossen wurden, bildeten einen schönen Kontrapunkt zur Musik. Die Sängerin schien Luc vergessen zu haben. Sie war wieder damit beschäftigt, für den ganzen Raum zu singen. Ich spürte, wie ihr Blick ein paar Mal zu mir herüberwanderte.
    Ich konnte nicht einschätzen, ob die Billardspieler Magie benutzten, um das Spiel zu beeinflussen. Vielleicht glich sie sich gegenseitig aus– wenn beide Spieler Ley-Linien anzapften, hatte keiner einen Vorteil. Ich fragte mich, über wie viel Magie Veritys Mörder verfügten, wie gut sie waren. Sie hatten Düsterlinge geschickt, statt Verity selbst zu verfolgen. Waren sie nicht stark genug gewesen, obwohl Veritys Kräfte noch gar nicht voll entwickelt gewesen waren? Oder hatten sie einfach keine Spuren hinterlassen wollen? War der Angriff eine Verzweiflungstat oder eine Machtdemonstration?
    Jemand setzte sich neben mich, ein unauffälliger Typ in T-Shirt und Khakishorts, wahrscheinlich ein bisschen älter als Luc. Er schaute wie die meisten Doktoranden der University of Chicago aus, die ich immer im Hyde Park sah, bis hin zu dem ungepflegten blonden Bart und der Drahtbrille. Er bestellte ein Bier und wandte sich an mich. » Brauchst du Nachschub?«
    Ich hielt meinen Becher hoch, der noch zu zwei Dritteln voll war. » Ich habe genug.«
    » Ach, komm schon. Nur ein bisschen nachschenken.« Der Barkeeper stellte ein Glas für den Fremden ab und machte eine Handbewegung zu meinem hin. Binnen eines Augenblicks war es gefüllt und wieder eisgekühlt. Angesichts der Anzahl von Tassen Kaffee, die ich täglich in mich hineinschüttete, war das ein Talent, das mir wirklich etwas genützt hätte.
    » Ich habe dich hier noch nie gesehen«, sagte der Brillentyp.
    » Bin zum ersten Mal hier.«
    » He, willkommen im Dauphine. Wie wär’s mit einem Trinkspruch?«
    Luc hatte mir gesagt, dass ich mit niemandem sprechen sollte, aber das hier wirkte harmlos. Wenn ich unhöflich war, würde ich nur noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Es würde vielleicht besser sein, mitzuspielen und kein Theater zu machen. Das Mantra meiner Mutter leistete mir endlich einmal gute Dienste. Ich veränderte meine Sitzposition und hob das Glas.
    » Darauf, Neues auszuprobieren«, sagte er, und ich wiederholte die Worte. Wir stießen miteinander an und tranken. Ich fühlte mich unbehaglich, zu leicht in meiner Haut. Ich wünschte, Luc würde sich beeilen. Der Brillentyp warf weiter verstohlene Blicke auf mich, und ein kleines Lächeln spielte um seine

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